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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Bug ganze Wolken von Gischt aufwühlte. Dann aber galt seine Aufmerksamkeit gleich wieder dem Flaggschiff, das inzwischen fast ganz über der Kimm erschienen war.
    Mindestens zwei von seinen drei Reihen schachbrettartig angeordneter Stückpforten waren bereits auszumachen. »Etwas Steuerbord! Recht so!«
    Er ärgerte sich, daß er diesen zweiten Befehl geben mußte, am liebsten hätte er die befohlene Position ohne Kursänderung angesteuert. Das Führerschiff der Luvkolonne - es führte die Flagge eines Konteradmirals - war jetzt beinahe Backbord querab. Der Querabstand zwischen den beiden Kolonnen betrug vier Kabellängen; da sich seine eigene Position jedoch in Luv des Flaggschiffs, also vorlicher als Steuerbord querab von ihm befand, so lag er dort auf keinen Fall zwischen den beiden Schiffen, noch auch in gleichem Abstand von ihnen. Er machte sich in Gedanken schon ein Bild von dem ungleichseitigen Dreieck, das sich ergab, wenn man die Atropos und die beiden Flaggschiffe durch Linien verband.
    »Mr. Jones! Gei auf Kreuzmarssegel!« Damit hatte die Atropos eine Fahrtreserve, auf die er notfalls zurückgreifen konnte. Wie gut, daß er seine Besatzung seit dem Auslaufen von Deptford durch unermüdliches Segelexerzieren so gründlich eingedrillt hatte. »Klar bei Kreuzmarsschoten.«
    Die Verkleinerung der achteren Segelfläche machte die Atropos beim Aufdrehen etwas träger, er durfte das nachher nicht außer acht lassen. Jetzt näherten sie sich rasch der befohlenen Position. Sein Auge schoß zwischen den beiden Linienschiffskolonnen hin und her, die eine zeigte ihm ihre Steuerbord-, die andere ihre Backbordseiten. Vielleicht wäre es nützlich gewesen, den Sextanten zur Hand zu haben und Winkel zu messen, allein er verließ sich zur Lösung dieser ziemlich einfachen trigonometrischen Aufgabe lieber auf seinen sicheren Blick. Jetzt war es soweit. Der Bug der Atropos zeigte auf die Klüverbaumnock des Flaggschiffs.
    »Hart Steuerbord!« befahl er. Vielleicht war es doch falsch, vielleicht kam das kleine Schiff nicht schnell genug. Vielleicht...
    Er hatte Mühe, seiner Stimme einen festen Klang zu geben:
    »Beim Wind überall!«
    Das Rad wirbelte herum, noch eine, zwei Sekunden unerträglicher Spannung, dann fühlte er, wie sich das Schiff unter seinen Füßen überlegte, der Rumpf des Flaggschiffs wanderte nach Backbord aus, nun wußte er, die Atropos kam, wie sie sollte.
    »Recht so!«
    Die Rahen wurden angebraßt, kräftige Arme holten an den Halsen. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Atropos die beim Drehen verlorene Fahrt wiederaufgenommen hatte, aber Hornblower mußte sich trotz Berücksichtigung dieses Umstandes davon überzeugen, daß ihm das Flaggschiff langsam aufkam.
    »Mr. Jones, schoten Sie das Kreuzmarssegel vor!«
    Wenn das Kreuzmarssegel mitzog, lief er wahrscheinlich umgekehrt dem Flaggschiff davon.
    »Kreuzmarsbrassen bleiben besetzt.«
    Wenn man das Kreuzmarssegel hie und da lebend braßte, konnte man die Fahrt der Atropos auf die des Flaggschiffs abstimmen. Hornblower fühlte die Windrichtung im Gesicht, dann warf er einen Blick nach oben: sein wehender Kommandowimpel zeigte genau auf das Flaggschiff. Die Atropos stand also wie befohlen in dessen Luv, und der Abstand zu ihm betrug genau zwei Kabellängen.
    »Mr. Jones, Sie können mit dem Salut beginnen.«
    Ein Vizeadmiral bekam fünfzehn Schuß, die in einer und einer Viertelminute zu feuern waren. Das war gerade lange genug, daß er sein Gleichgewicht einigermaßen wiederfand und daß sich sein klopfendes Herz ein bißchen beruhigte. Jetzt waren sie in die stolze Mittelmeerflotte eingereiht, wenn auch als deren kleinste und unscheinbarste Einheit. Hornblowers Blicke wanderten die beiden mächtigen Reihen der Schiffe entlang, die hinter ihm die See durchpflügten. Die Flotte bestand aus Dreideckern und Zweideckern, Schiffen mit hundert oder vierundsiebzig Geschützen. Sie hatten alle bei Trafalgar mitgekämpft und Bonaparte im Donner ihrer Kanonen den berauschenden Trank der Weltherrschaft von den Lippen gerissen. Und wenn er auch rings an den Küsten des Mittelmeers, die diese Flotte jetzt unsichtbar fern umgaben, seine Armeen marschieren ließ, wenn er Könige einsetzte oder Könige entthronte, so waren es doch diese Schiffe allein, die über das Schicksal der Welt entschieden - solange die Männer, die sie segelten, ihr hohes Können bewahrten, solange sie allen Härten und Gefahren trotzten und solange ihre Regierung zu Hause Mut und

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