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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gestellte Aufgabe herangeht, hätte sich für einen selbstbeherrschten Kommandanten kaum geziemt.
    »Ja, leider ist es so - aber ihr jungen Kommandanten mit euren frechen kleinen Schiffen seid ja bestimmt nicht darauf erpicht, immerzu am Rockschoß einer Flotte zu hängen.«
    Collingwood zeigte ihm wieder sein gutes Lächeln, seine Worte aber gaben Hornblower neuen Stoff zum Nachdenken.
    Natürlich hatte der Admiral die Ankunft des jüngsten Mitgliedes seiner Flotte mit kritischen Augen verfolgt. Hornblower gab sich plötzlich Rechenschaft, daß sich sein Empfang hier wohl kaum in so angenehmen Formen abgespielt hätte, wenn die Atropos durch Ungeschick beim Einnehmen der befohlenen Position oder durch Langsamkeit im Signaldienst aufgefallen wäre. Dann stünde er jetzt vielleicht in militärischer Haltung vor seinem hohen Vorgesetzten, um mit zusammengebissenen Zähnen eine Zurechtweisung hinunterzuwürgen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Der bloße Gedanke an eine solche Szene jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken und bewirkte, daß seine ganze Antwort aus einem nicht eben sinnvollen Gemurmel bestand.
    »Sie haben doch diesen McCullum und seine Leute an Bord, nicht wahr?«
    »Jawohl, Mylord.«
    Jetzt fiel es ihm nicht mehr schwer, seine Neugier zu zügeln, denn Collingwood war offenbar im Begriff, ihm seinen Auftrag mitzuteilen.
    »Kennen Sie die Levante?«
    »Nein, Mylord.«
    Die Levante, Heimat der Türken, Griechen und Syrer, war also als Ziel für ihn bestimmt.
    »Nun, dann werden Sie bald einen Eindruck davon bekommen. Sie liefern zunächst meine Depeschen in Malta ab, dann bringen Sie Mr. McCullum in die Bucht von Marmaris und unterstützen ihn dort bei seiner Bergungsarbeit.«
    Die Bucht von Marmaris lag an der Küste von Kleinasien. Die Flotte, die vor einigen Jahren Ägypten angriff, hatte sich dort mit ihren Nachschubtransportern getroffen. Von Deptford her war das ein weiter Weg.
    »Aye, aye, Mylord«, sagte Hornblower.
    »Soviel ich weiß, haben Sie auf der Atropos keinen Steuermann.«
    »Nein, Mylord, nur zwei Steuermannsmaate.«
    »Dann werde ich Ihnen von Malta aus einen an Bord kommandieren, er heißt George Turner und kennt sich in den türkischen Gewässern gut aus. Damals war er mit der Flotte in der Bucht von Marmaris und machte die Peilungen, als die Speedwell unterging.«
    Die Speedwell ? Hornblower suchte sich rasch zu erinnern.
    Richtig, so hieß das Transportschiff, das in jener Bucht bei einer plötzlichen Bö vor Anker kenterte und sank.
    »Jawohl, Mylord.«
    »Es dürfte Ihnen kaum bekannt sein, daß die Speedwell die Kriegskasse des Landungskorps an Bord hatte.«
    »Nein, das wußte ich nicht, Mylord.«
    »Sie enthielt eine erhebliche Summe gemünzten Goldes und Silbers für die Besoldung und Verpflegung der Truppe - nicht weniger als eine Viertelmillion Pfund Sterling. An der Stelle, wo sie sank, war die Wassertiefe sogar für die besten Taucher der Navy viel zu groß. Da man aber nicht wissen konnte, was unsere tapferen Verbündeten, die Türken, in der unbeschränkten Zeit, die ihnen zu Gebote stand, noch alles zustande bringen mochten, um einen solchen Schatz dennoch zu bergen, wurde beschlossen, den Verlust geheimzuhalten. Es sieht so aus, als wäre dieses Geheimnis ausnahmsweise einmal wirklich gewahrt worden.«
    »Jawohl, Mylord.«
    Eine Viertelmillion in Münzen auf dem Grund der Marmarisbucht! Davon hatte bestimmt noch niemand etwas gehört.
    »Die Regierung richtete schließlich eine Anfrage nach Indien, um Taucher aufzutreiben, die so große Tiefen erreichen können.«
    »Ich verstehe, Mylord.«
    »Nun wird es Ihre Aufgabe sein, die Marmarisbucht anzulaufen und dort den Schatz mit Hilfe McCullums und Turners zu heben.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    Keine noch so lebhafte Phantasie hätte sich auszumalen vermocht, welche ausgefallenen Aufgaben in den Pflichtenkreis eines Seeoffiziers fallen konnten. Dennoch gab es für den Beauftragten in jedem Fall nur die eine Antwort, die Hornblower eben ausgesprochen hatte: Jawohl!
    »Ich empfehle Ihnen größte Vorsicht in Ihrem Verhalten gegenüber unseren Freunden, den Türken. Die werden natürlich wissen wollen, was Sie in Marmaris treiben, und sicher Einwendungen erheben, wenn sie den Zweck Ihres Besuches erfahren. Ihre Handlungsweise wird sich dann einfach nach der jeweiligen Lage richten müssen.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    »In Ihrem schriftlichen Befehl werden Sie nicht viel von dem finden, was ich Ihnen hier

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