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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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vergessen, Sir...«
    »Was soll ich denn vergessen haben?« fragte Hornblower.
    Statt sich kurzerhand alle weiteren Bemerkungen zu verbitten, stellte er diese Frage, um Zeit zu gewinnen - ein Beweis, daß es Eisenbeiß mit seiner Hartnäckigkeit gelungen war, ihn aus dem Konzept zu bringen.
    »Mr. McCullum und ich - sind verfeindet.«
    Hornblower hatte das in der Tat vergessen. Sein Schachspiel mit lebenden Figuren hatte ihn so im Bann gehalten, daß ihm darüber dieser entscheidende Umstand ganz entfallen war. Aber das durfte er jetzt natürlich nicht eingestehen.
    »Was tut das zur Sache?« fragte er in eisigem Ton und hoffte, daß ihm seine Bestürzung nicht allzu deutlich anzumerken war.
    »Ich habe auf ihn geschossen«, sagte Eisenbeiß und begleitete seine Worte mit einer so bildhaften Gebärde seiner Rechten, die die Pistole gehalten hatte, daß Hornblower den ganzen Hergang des Zweikampfes vor sich sah. »Was wird er dazu sagen, wenn ich ihn jetzt pflege?«
    »Wer von euch beiden hat denn den anderen gefordert?« fragte Hornblower, weil ihm immer noch daran gelegen war, Zeit zu gewinnen.
    »Er forderte mich«, sagte Eisenbeiß. »Er meinte, ich sei kein richtiger Baron, worauf ich ihm sagte, er sei kein Gentleman.›Dafür knalle ich Sie zusammen‹, gab er mir zur Antwort, und so kam es zum Duell.«
    Dieser Eisenbeiß hatte McCullum ausgerechnet an seiner empfindlichsten Stelle getroffen, kein Wunder, daß er darüber in blinde Raserei geraten war. »Sie können sich also mit Fug und Recht als Baron bezeichnen?« fragte Hornblower teils aus Neugierde, teils weil er noch Zeit brauchte, seine Gedanken zu sammeln.
    Der Baron richtete sich so hoch auf, wie es die Decksbalken erlaubten. »Ich weiß, daß ich es bin, Sir. Seine Durchlaucht hat mein Adelspatent mit eigener Hand unterzeichnet.«
    »Und wann geschah das?«
    »Als - als wir ganz allein auf uns gestellt waren; nur Seiner Durchlaucht und mir gelang es, über die Grenze zu entkommen, als Bonapartes Truppen Seitz-Bunau besetzten. Alle anderen traten in den Dienst des Tyrannen. Nun war es mit den höfischen Sitten unvereinbar, daß Seine Durchlaucht nur von einem Angehörigen des Bürgerstandes betreut wurde. Nur ein Adliger durfte ihm beim Entkleiden behilflich sein oder die Mahlzeiten servieren. Er brauchte einen Hofmarschall zur Ordnung des Zeremoniells und einen Staatssekretär zur Behandlung der auswärtigen Angelegenheiten. So kam es, daß mir Seine Durchlaucht diese beiden hohen Staatsämter übertrug und mich zu ihrer Wahrnehmung in den Adelsstand erhob - und darum trage ich mit Fug und Recht den Titel eines Barons.«
    »Sie haben ihm wohl dazu geraten, wie?«
    »Ich war der einzige Ratgeber, der ihm geblieben war.« Das war alles recht interessant und ungefähr so, wie Hornblower es sich gedacht hatte; aber es gehörte eigentlich nicht zur Sache.
    Immerhin war Hornblower jetzt so weit mit sich im reinen, daß er wieder auf den Kernpunkt zurückkommen konnte.
    »Wie war das bei dem Duell?« fragte er. »Haben Sie beide geschossen?«
    »Jawohl, Sir. Seine Kugel flog dicht an meinem Ohr vorbei«, antwortete Eisenbeiß.
    »Dann ist der Ehre also beiderseits Genüge geschehen«, sagte Hornblower mehr zu sich selbst als zu dem Doktor.
    Nach den geltenden Regeln war das durchaus richtig. Durch einen Kugelwechsel, erst recht, wenn dabei Blut vergossen wurde, galt jeder Ehrenhandel als beigelegt, und die Kontrahenten konnten wieder miteinander verkehren, als ob nichts zwischen ihnen gewesen wäre. Aber der Fall mochte immerhin anders liegen, wenn sie nun als Arzt und Patient zueinander in Beziehung traten Sollte sich daraus eine besondere Schwierigkeit ergeben, dann mußte er eben sehen, wie er damit fertig wurde.
    »Sie hatten durchaus recht, mich auf diese Schwierigkeit hinzuweisen«, sagte er und gab sich dabei die größte Mühe, den Eindruck überlegener Ruhe zu erwecken. »Ich werde ihr gegebenenfalls Rechnung tragen.«
    Als ihn Eisenbeiß daraufhin etwas betroffen ansah, setzte er sofort wieder seine unerbittliche Miene auf.
    »Mag kommen, was will«, fuhr er fort, »Sie wissen, was Sie zu gewärtigen haben. Ich sehe keinen Anlaß, daran das geringste zu ändern, lassen Sie sich das gesagt sein. Meine Befehle bleiben in Kraft. Nach - wie - vor. Haben Sie verstanden?«
    Es dauerte Sekunden, bis ein zögerndes›Aye, aye, Sir‹als Antwort kam. »Würden Sie die Güte haben, auf Ihrem Rückweg den neuen Steuermann, Mr. Turner, zu mir zu

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