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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Atropos von weitem ihren schwachen Schimmer zeigte.
    »Der Doktor soll sofort zu mir kommen«, war Hornblowers Antwort auf den Gruß des wachhabenden Offiziers.
    Eisenbeiß schob sich langsam in die Kajüte. Seine Haltung hatte zwar etwas Herausforderndes, dennoch konnte er nicht verbergen, daß ihm nicht ganz wohl zumute war. Er war darauf gefaßt, sich gegen ein Unwetter zur Wehr zu setzen, das sich jetzt nach menschlichem Ermessen über sein Haupt entladen mußte. Um so mehr mußte ihn der Empfang überraschen, der ihm nun zuteil wurde. Mit feindselig verkniffener Miene trat er an den Tisch, hinter dem Hornblower saß, und begegnete dessen Blick mit dem schuldbewußten Trotz eines Menschen, der eben einem anderen das Leben genommen hat.
    »Mr. McCullum«, begann Hornblower, und die dicken Lippen des Doktors wollten sich gleich zu einem höhnischen Grinsen verziehen, »wird heute abend an Bord gebracht. Er ist noch am Leben.«
    »Hier an Bord? Auf dieses Schiff?« fragte der Doktor. Er war so überrascht, daß er ganz vergaß, seine widerspenstige Haltung aufrechtzuerhalten.
    »Sie haben mich mit›Sir‹anzureden, verstanden? Ja, ich lasse ihn vom Lazarett herüberbringen. Mein Befehl an Sie geht dahin, alle Vorbereitungen für den Empfang des Verletzten zu treffen.«
    Die Antwort des Doktors bestand aus ein paar unverständlichen deutschen Worten, aber man konnte unschwer erraten, daß er damit seiner hilflosen Bestürzung Ausdruck gab.
    »Ihre Antwort ist›aye, aye, Sir‹und nichts anderes«, fuhr ihn Hornblower an. Es kostete ihn solche Mühe, die aufsteigende Erregung zu meistern und seine Nerven zu zügeln, daß er auf seinem Platz hinter dem Tisch am ganzen Körper zu zittern begann. Gegen seinen Willen krampfte sich seine Rechte zur Faust zusammen und wäre auch noch krachend auf den Tisch geknallt, hätte er sich nicht in letzter Sekunde Einhalt geboten.
    Aber die Erregung, die in seinem Inneren verborgen tobte, mußte seinem Gegenüber doch auf telepathischem Wege spürbar geworden sein.
    »Aye, aye, Sir«, sagte der Doktor widerwillig.
    »Mr. McCullums Leben ist für mich äußerst wertvoll, Doktor, viel wertvoller als das Ihre.«
    Der Doktor brachte als Antwort nur ein Gemurmel hervor.
    »Es ist Ihre Pflicht, ihn am Leben zu erhalten.« Hornblowers Faust lockerte sich, seine Erregung hatte sich so weit gelegt, daß er Eisenbeiß langsam Punkt für Punkt klarmachen konnte, was er von ihm erwartete.
    »Sie haben im Rahmen des Menschenmöglichen für den Verwundeten zu sorgen. Wenn Sie dazu irgend etwas brauchen, dann melden Sie es mir, und ich werde Ihnen das Gewünschte beschaffen. Es gilt für Sie, ihn wieder gesund zu machen oder wenigstens so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Ich empfehle Ihnen, ihm hinter der sechsten Karronade an Steuerbord ein Krankenrevier einzurichten, weil dort die Schiffsbewegungen am wenigsten zu spüren sind. Dort kann ihm auch ein Zeltdach zugetakelt werden, das ihn gegen die Unbilden der Witterung schützt. Wenden Sie sich deshalb an Mr. Jones. Der Schweinestall wird nach vorn gebracht, damit ihn die Tiere nicht belästigen können.«
    Hornblower hielt inne und fixierte ihn so lange, bis das›Aye, aye, Sir‹von seinen Lippen kam, wie ein Korken, der aus einer Flasche springt. Dann fuhr Hornblower fort:
    »Wir gehen morgen bei Hellwerden in See. Mr. McCullum muß am Leben bleiben, bis wir unseren Bestimmungsort erreicht haben und noch eine ganze Zeit länger, so lange nämlich, bis er die Aufgabe erfüllt hat, derentwegen er von Indien hierhergerufen wurde. Ist Ihnen das klar?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete der Doktor. Zugleich verriet allerdings sein fragender Blick, daß er noch keineswegs begriffen hatte, was das alles sollte.
    »Ich sage Ihnen, bringen Sie ihn durch«, fuhr Hornblower fort. »Es liegt in Ihrem eigenen Interesse. Wenn er nämlich stirbt, dann kann ich Sie nach englischem Recht wegen Mordes unter Anklage stellen. Schauen Sie mich nicht so an, ich mache Ihnen nichts vor. Unser Strafrecht kennt den Zweikampf nicht.
    Ich kann Sie hängen lassen, Doktor. Ist Ihnen das klar?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann befehle ich Ihnen, die nötigen Vorbereitungen sofort in Angriff zu nehmen.«
    Hornblower war ehrlich überrascht, als Eisenbeiß immer noch zögerte, sich zurückzuziehen. Schon wollte er den fieberhaften Gesten der großen Hände des Doktors mit scharfen Worten ein Ende machen, da kam jener endlich mit seinem Anliegen heraus.
    »Sie haben eines

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