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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Land in Sicht!«
    Der Ruf kam schallend aus dem Vortopp und ließ auch den Gleichgültigsten mit einiger Spannung aufhorchen. McCullum öffnete die Augen und versuchte wieder, den Kopf zu drehen, aber Eisenbeiß beugte sich sofort über ihn und bemühte sich, ihn zu beruhigen. Hornblowers Platz war jetzt auf dem Achterdeck, darum kehrte er dem Krankenbett den Rücken und ging achteraus, immer darauf bedacht, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. Turner war schon dort, der Schrei hatte ihn aus seiner Ruhe als Freiwächter aufgescheucht. An der Leereling sammelten sich alsbald auch die anderen Offiziere.
    »Eine gute Ansteuerung, Sir«, sagte Turner.
    »Ja, aber eine Stunde früher, als ich annahm«, gab ihm Hornblower zur Antwort.
    »Bei stetigen westlichen Winden setzt hier der Strom nach Norden«, sagte Turner. »Wir bekommen an Backbord bald Atairo auf Rhodos in Sicht, dann haben wir eine Kreuzpeilung.«
    »Ja«, antwortete Hornblower kurz und fühlte dabei selbst, daß sein Benehmen zu wünschen übrig ließ, ohne allerdings so recht zu wissen, wie er zu solcher Unkorrektheit kam. Dabei war der tiefere Grund dafür nicht schwer zu entdecken: es war ihm einfach unangenehm, einen Steuermann an Bord zu haben, der in diesen Gewässern besser zu Hause war als er selbst, obwohl der Mann doch nur an Bord kommandiert worden war, um ihm unangenehme Situationen zu ersparen.
    Die Atropos kämpfte sich tapfer durch die kurzen, steilen Seen voran, die unermüdlich gegen ihren Backbordbug anstürmten. Ihre Bewegungen waren weich und angenehm, da sie genau die der Windstärke angepaßten Segel führte. Turner steckte seinen Kieker in die Tasche und begab sich nach vorn, um in die Großwanten zu entern; Hornblower stand an der Luvreling und ließ sich den Wind um die braungebrannten Wangen wehen. Nach einer Weile kam Turner wieder nach achtern, um seine Lippen spielte ein selbstzufriedenes Lächeln.
    »Es sind die Sieben Kaps, Sir«, sagte er. »Zwei Strich an Steuerbord.«
    »Der Strom setzt hier nach Norden, sagen Sie?« fragte Hornblower.
    »Jawohl, Sir.«
    Hornblower warf einen Blick auf den Kompaß und sah dann nach dem Stand der Segel. Die nördliche Stromversetzung war eine gute Unterstützung, und der Wind stand sogar etwas südlich von West. Aber es hatte dennoch keinen Sinn, unnötig Luv zu verschenken.
    »Mr. Still, Sie können leicht noch höher an den Wind, als Sie jetzt liegen. Brassen Sie härter an.«
    Er wollte nicht das letzte Stück des Wegs noch aufzukreuzen haben, außerdem hielt er deshalb vor, weil man damit rechnen mußte, daß der Strom weiter unter Land in Richtung auf Kap Kum setzte.
    Jetzt erschien der Doktor und hob grüßend die Hand, um Hornblowers Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Was ist los, Doktor?« fragte dieser. Die Männer holten eben den Großhals. »Darf ich Sie einen Augenblick sprechen, Sir?«
    Genau das tat er im Augenblick bereits und kam damit höchst ungelegen. Aber seine Frage hieß natürlich, daß er eine Unterredung unter vier Augen wünschte, also anderswo als hier mitten in dem lauten Getriebe an Deck.
    »Es betrifft den Patienten«, fügte Eisenbeiß hinzu. »Die Sache scheint mir äußerst dringend und wichtig.«
    »Also schön«, gab Hornblower nach und mußte sich Gewalt antun, um nicht laut loszuwettern. »Kommen Sie mit.« Gefolgt von dem Doktor begab er sich in seine Kajüte und setzte sich auf seinen Stuhl. »Nun, was haben Sie mir zu sagen?«
    Eisenbeiß war sichtlich erregt. »Ich habe mir eine Theorie gebildet, Sir.«
    Wie stets wurde er mit dem englischen Th nicht fertig, darum klang das Wort in seinem Munde so ungewöhnlich, daß Hornblower erst überlegen mußte, ehe er darauf kam, was Eisenbeiß eigentlich meinte. »Ach so, eine Theorie! Und worüber?«
    »Über die Lage des Geschosses, Sir«, antwortete Eisenbeiß.
    Auch er hatte sich eine Sekunde besinnen müssen, bis er das Wort Theorie in englischer Aussprache wiedererkannte.
    »Der Garnisonarzt in Malta sagte mir, es stecke irgendwo in der Brusthöhle. Wissen Sie etwas Genaueres darüber?«
    Der Ausdruck Brusthöhle war seltsam, aber der Garnisonarzt hatte ihn gebraucht. Insofern man unter einer Höhle einen leeren Raum verstand, war er geradezu irreführend, denn Herz, Lunge und die großen Blutgefäße füllten diesen Raum doch vollständig aus.
    Eisenbeiß gab sich sichtlich einen Ruck: »Ich behaupte, daß es sich nicht dort befindet, Sir«, sagte er. »Tatsächlich?« Wenn das stimmte, war es

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