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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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vielleicht von entscheidender Bedeutung.
    »Aber wie kommt es dann, daß es ihm trotzdem so schlecht geht?«
    Nachdem Eisenbeiß mit seiner Diagnose herausgerückt war, wurde er plötzlich gesprächig. Gelehrte Ausführungen, begleitet von heftigen Gesten, strömten ihm nur so von den Lippen. Aber es war schwer, seinen Worten zu folgen, denn Eisenbeiß dachte bei der Darlegung dieser medizinischen Probleme noch mehr als sonst in seiner Muttersprache und suchte für jeden Fachausdruck erst nach dem passenden englischen Wort, das ihm natürlich nicht geläufig war und mit dem Hornblower erst recht nichts anzufangen wußte. Der griff sich zuletzt verzweifelt aus dem ganzen Wirrwarr einen Satz heraus, den er halbwegs begriffen zu haben glaubte.
    »Sie nehmen also an, die Kugel sei, nachdem sie die Rippen durchschlagen hat, wieder zurückgeprallt?« Er hatte im letzten Augenblick das Wort›zurückprallen‹, statt des Fachausdrucks›rikochettieren‹gewählt, weil er jedes Mißverständnis vermeiden wollte.
    »Jawohl, Sir, das kommt in solchen Fällen häufig vor.«
    »Und welchen Weg hat das Geschoß nach Ihrer Meinung dann genommen?«
    Eisenbeiß versuchte mit der linken Hand unter der rechten Achselhöhle hindurch bis an eine bestimmte Stelle an seinem Rücken zu gelangen. Wegen seines Körperumfangs reichte er jedoch nicht weit genug herum, so daß sein Anschauungsunterricht zu wünschen übrig ließ.
    »Die Kugel sitzt unterhalb der Scapula, Sir, ich meine unterhalb des Schulterblatts.«
    »Land! Backbord voraus Land in Sicht!«
    Hornblower hörte den Ruf, der durch das offene Skylight zu ihm herunterdrang. Das mußte die Insel Rhodos sein. Jetzt steuerte das Schiff in die Straße von Rhodos ein, und er saß hier unten und unterhielt sich über Rippen und Schulterblätter. Und doch war das eine so wichtig wie das andere.
    »Ich kann nicht mehr lange hier unten bleiben, Doktor. Sagen Sie mir rasch, womit Sie diese Annahme begründen.«
    Eisenbeiß begann von neuem mit einer wortreichen Erklärung. Er sprach vom Fieber des Patienten, von seinem erstaunlichen Wohlbefinden am Tag nach der Verwundung, von der geringen Menge Blut, die er verloren hatte. Als er gerade im besten Zuge war, wurde er durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.
    »Herein!« rief Hornblower.
    Herein trat Seine Durchlaucht, der Fürst von Seitz-Bunau, und ließ eine Meldung vom Stapel, die er sich offenbar unterwegs sorgfältig eingeprägt hatte.
    »Mr. Still läßt melden, Sir«, sagte er, »Land in Sicht Backbord voraus.«
    »Schön, Mr. Fürst, ich danke Ihnen.«
    Schade, daß jetzt keine Zeit war, dem Jungen für seine Fortschritte in der englischen Sprache ein paar lobende Worte zu sagen. Hornblower hörte sich weiter an, was ihm Eisenbeiß zu berichten hatte.
    »Das alles führt mich zu dem Schluß, daß die Kugel ihren Weg um seinen Rücken herum genommen hat, Sir. Die Haut ist - wie soll ich sagen - ist zäh, Sir, und die Rippen sind - sind elastisch.«
    »Meinen Sie?« Hornblower hatte schon öfter davon gehört, daß Geschosse den Körper nicht durchschlugen, sondern um ihn herumliefen.
    »Und der Patient hat außerdem besonders starke Muskeln. Sie sind sehr kräftig.«
    »Sie vermuten also, daß die Kugel in seinen Rückenmuskeln steckt?«
    »Ja, tief drinnen, dicht an den Rippen und etwas unterhalb der unteren Spitze des Schulterblatts.«
    »Wie erklären Sie dann aber das starke Fieber und sein schlechtes Allgemeinbefinden?«
    Beides ließ sich nach Eisenbeiß' ausführlichen Erklärungen darauf zurückfuhren, daß ein Fremdkörper in die Gewebe des Patienten eingebettet war, zumal wenn die Kugel, wie es wahrscheinlich der Fall war, Fetzen der Kleidung mitgerissen hatte. Man konnte nicht in Abrede stellen, daß die vorgebrachten Argumente einleuchtend waren.
    »Wenn ich Sie recht verstehe, wollen Sie mir sagen, daß Sie die Kugel entfernen können, wenn sie nicht in der Brusthöhle sitzt, sondern dort, wo Sie annehmen.«
    »Jawohl, Sir.«
    Damit hatte er sich unwiderruflich festgelegt Seine Miene verriet, daß er sich dessen wohl bewußt war.
    »Sie meinen wirklich, daß Sie das schaffen können? Es hieße doch, daß Sie den Patienten schneiden müssen?«
    Während Hornblower noch seine zweite Frage stellte, fiel ihm ein, daß es kaum angebracht war, den Mann so zu bestürmen, da ihm schon eine Antwort genug zu schaffen machte. Eisenbeiß mußte denn auch lange überlegen, bis er die richtigen Worte fand.
    »Jawohl, ich muß ihn

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