Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Niedergang trat, sah er sofort, daß die Atropos noch immer mit hart angebraßten Rahen so hoch wie möglich am Wind lag. Still und Turner hatten richtig gehandelt, ohne ihn mit Fragen zu belästigen.
    »Danke, Mr. Still.«
    Hornblower setzte das Glas ans Auge und warf einen Blick in die Runde. Auf der einen Seite war eine steile, wildzerklüftete Felsenküste in Sicht, auf der anderen lag ein flacher Sandstrand.
    Dann beugte er sich über die Karte und studierte die Angaben.
    »An Steuerbord liegt Kap Angistro, Sir«, sagte Turner, der an seine Seite getreten war. »Backbord achterlicher als querab Kap Kum.«
    »Danke.«
    Es war also alles in bester Ordnung. Hornblower kehrte der Karte den Rücken und richtete sein Glas auf die türkische Küste.
    Sie fiel in jähen felsigen Kliffs zum Meer ab, dahinter lag eine Kette steiler, welliger Hügel.
    »Sie sind nur um diese Jahreszeit mit Grün bedeckt, Sir«, erklärte Turner, »das ganze übrige Jahr sind sie braun.«
    »Ja.« Hornblower hatte bereits alle erreichbaren Angaben über das östliche Mittelmeer studiert und wußte daher auch einiges über die klimatischen Verhältnisse.
    »Das Land ist jetzt dünn bevölkert, Sir«, fuhr Turner fort. »Es gibt nur ein paar Bauern und Hirten. In den Buchten liegen hier und dort kleine Fischerdörfer. Man treibt ein wenig Küstenschiffahrt mit sogenannten Kaiks, vor allem nach Rhodos - aber zur Zeit liegt sie ziemlich danieder. Dafür wimmelt es überall von Piraten, eine Folge der ständigen Fehden zwischen Griechen und Türken. Nur mit Honig und Holz wird etwas Handel getrieben, aber der fällt eigentlich kaum ins Gewicht.«
    »So, so.«
    Ein Glück, daß der Wind nach Süden gekrimpt hatte, wenn es auch nicht viel war. Das half ihm wenigstens, eines der unzähligen Probleme zu lösen, mit denen sein Dasein so überreichlich belastet war.
    »Diese ganze Küste ist mit Ruinen übersät, Sir«, berichtete Turner weiter. »Überall findet man Trümmer von Tempeln und ganzen Städten - Sie würden staunen.«
    »Mhm«, machte Hornblower.
    Aber Turner ließ sich nicht in seinem Redefluß stören:
    »Die Dörfer liegen meist da, wo früher die Städte standen, mitten in den Ruinen. Und die meisten ihrer Hütten sind aus den Marmorblöcken der alten Tempel gebaut.«
    »Mhm.«
    Unter anderen Umständen hätte sich Hornblower brennend für alle diese Dinge interessiert, jetzt aber fühlte er sich durch Turner nur von den Pflichten abgelenkt, die ihm die Stunde auferlegte. Es ging ja nicht nur darum, die Atropos sicher in die Marmarisbucht und zu Anker zu bringen, er mußte sich vielmehr jetzt schon überlegen, wie er sich am besten mit den türkischen Behörden vertrug und wie er seine Aufgabe anpackte, die versunkene Kriegskasse zu bergen. Damit tauchte auch gleich die brennende, sorgenvolle Frage auf, ob McCullum noch zu retten war. Über alldem durfte er den Schiffsdienst nicht vergessen. Ein Blick nach vorn zeigte ihm, wie sich Mannschaften und Offiziere an die Reling drängten und mit hungrigen Augen zur Küste hinüberstarrten. Zwischen der islamischen Bevölkerung dieses Landstrichs lebten da und dort auch Griechen - das mußte man im Auge behalten, wenn es zu verhindern galt, daß sich die Mannschaft unerlaubterweise Branntwein verschaffte. Er wollte auch dafür sorgen, daß die Wasserfässer gleich aufgefüllt wurden, und sofort die Beschaffung von frischem Gemüse in die Wege leiten.
    Da kam Still mit einer Meldung zur Bordroutine. Hornblower erteilte durch ein Kopfnicken seine Einwilligung, »Antreten zum Rumempfang!«
    Der Befehl drang durch das kleine Schiff, und als die Männer ihn vernahmen, hatten sie kein Ohr mehr für die Sirenenklänge von der Küste. Für die meisten von ihnen war der Höhepunkt des ganzen Tages gekommen, wenn sie ihre kleine Ration gewässerten Rum durch die durstige Kehle rinnen lassen durften. Sogleich begann an Deck ein allgemeines Handeln und Feilschen, die Rumzuteilungen gingen in Tausch, Kauf und Verkauf von Hand zu Hand, und alles schnatterte so laut und fröhlich durcheinander, daß sogar der berühmte Südseeschacher mit seinem Lärm dagegen verblaßte. Hornblower fiel es nicht etwa ein, sich über dieses Schauspiel erhaben zu dünken und hochmütig auf die Männer herabzublicken, als wären sie Circes Schweine, die sich gierig um den Futtertrog drängten. Gewiß war dieser bescheidene Genuß der Höhepunkt ihres Alltags, aber doch nur deshalb, weil es für sie sonst keine Höhepunkte

Weitere Kostenlose Bücher