Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
schneiden«, sagte er endlich. »Es handelt sich um eine schwierige Operation. Ich weiß noch nicht, ob sie mir gelingen wird.«
    »Aber Sie hoffen es?«
    »Ja, ich habe diese Hoffnung.«
    »Sie nehmen also an, daß Sie Erfolg haben werden?«
    »Ich nehme nichts an, ich hoffe es nur.«
    »Und wenn Ihnen die Operation mißlingt?«
    »Dann wird der Patient sterben.«
    »Sind Sie davon überzeugt, daß der Patient auch dann stirbt, wenn Sie die Operation nicht versuchen?«
    Das war der springende Punkt. Eisenbeiß öffnete zweimal den Mund und schloß ihn wieder, ehe er die Antwort fand:
    »Jawohl.«
    Während Hornblower stumm an seinem Tisch saß und Eisenbeiß forschend ansah, drang durch das Skylight ein dünner Ruf von den Großrüsten zu ihm. »Keinen Grund! Fünfzig Faden und keinen Grund!«
    Turner und Still hatten sich also richtigerweise dazu entschlossen, loten zu lassen. Wie zu erwarten, ergab das allerdings hier, so weit von Land, noch keine Resultate.
    Hornblowers Gedanken kehrten von der Navigation sogleich wieder zu McCullum zurück. Konnte der nicht beanspruchen, daß man ihn vor einem so schweren Eingriff um sein Einverständnis fragte? Nein, hier hatte das Recht auf die eigene Person sein Ende. Sein Leben gehörte dem Vaterland. Auch ein Matrose wurde ja nicht lange gefragt, ehe man ihn dem Gottesurteil eines Kampfes auf Leben und Tod unterwarf.
    »Ich fasse Ihre Ansicht dahin zusammen, Doktor, daß ein Mißlingen der vorgeschlagenen Operation das Leben des Patienten nur um einige Stunden verkürzen würde.«
    »Jawohl, um ein paar Stunden. Vielleicht um ein paar Tage.«
    Ein paar Tage konnten zur Durchführung der Bergungsaufgabe genügen, aber in seinem gegenwärtigen Zustand konnte McCullum auch während dieser paar Tage kaum zum Erfolg beitragen, und kein Mensch konnte sagen, ob er sich ohne Operation im Laufe dieser Zeit noch einmal erholte oder nicht.
    »Warum ist der Eingriff so schwierig?« fragte Hornblower.
    »Dort, wo die Kugel steckt«, erklärte Eisenbeiß, »liegen mehrere Muskelschichten übereinander, der Infraspinatus, der Subscapularis und viele andere. Und in jeder Schicht laufen die - die Fasern anders. Aus diesem Grund ist es nicht ganz einfach, so rasch zu arbeiten, wie es die Lage erfordert, ohne dabei größeren Schaden anzurichten. Außerdem liegt an jener Stelle noch ein großes Blutgefäß, die Subscapulararterie. Und endlich ist der Zustand des Patienten so, daß man ihm keinen stärkeren Schock mehr zumuten kann.«
    »Haben Sie für die Durchführung der Operation alles, was Sie brauchen?«
    Eisenbeiß zuckte seine mächtigen Achseln.
    »Die beiden Krankenwärter - hier heißen sie Sanitätsgäste - haben einige Erfahrung. Sie haben auf anderen Schiffen schon im Gefecht ihren Dienst getan. Die nötigen Instrumente besitze ich selbst. Aber etwas anderes hätte ich mir noch gewünscht...«
    Es handelte sich offenbar um ein Anliegen, dessen Erfüllung ihm nicht ganz einfach schien.
    »Nun, was denn?« fragte Hornblower.
    »Daß das Schiff ruhig liegt. Vor Anker. Wichtig ist natürlich auch gutes Licht.«
    Das gab für die Entscheidung den Ausschlag.
    »Noch vor Dunkelwerden liegt dieses Schiff in einem geschützten Hafen vor Anker. Sie können sofort mit den Vorbereitungen für die Operation beginnen.«
    »Jawohl, Sir.« Nach einigem Zögern kam Eisenbeiß mit einer weiteren bedeutsamen Frage: »Und Ihre Drohung, Sir? Wollen Sie sie aufrechterhalten?«
    Hornblower brauchte nicht lange zu überlegen, ob Eisenbeiß etwa sorgfältiger arbeiten würde, wenn er im Falle eines Mißerfolges damit rechnen mußte, gehängt zu werden. Dieser Mann setzte schon aus beruflichem Ehrgeiz sein ganzes Können ein. Außerdem mochte ihm der Gedanke, daß sein Leben auf dem Spiel stand, die nötige Ruhe nehmen.
    »Ich nehme meine Drohung zurück«, sagte Hornblower. »Es soll Ihnen nichts geschehen, ganz gleich, ob Sie Erfolg haben oder nicht.«
    »Meinen besten Dank, Sir.«
    »Keinen Grund!« sang der Bootsgast in den Rüsten aus.
    »Also gut. Sie haben bis heute abend Zeit, die Operation vorzubereiten.«
    »Jawohl, Sir, besten Dank, Sir.«
    Als Eisenbeiß die Kajüte verlassen hatte, fand Hornblower keine Minute Zeit, um die Gründe für seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Das Schiff lief in die Straße von Rhodos ein, der Dienst verlangte, daß er sich an Deck begab.
    »Der Wind hat einen Strich südlicher gedreht, Sir«, meldete Still mit der Hand am Hut. Als Hornblower aus dem

Weitere Kostenlose Bücher