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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gab.
    Monate, Jahre hindurch hausten sie wie Gefangene zwischen den hölzernen Wänden ihres kleinen Schiffes, oft genug sahen sie während dieser ganzen Zeit keinen Pfennig Geld, kein neues Gesicht, nie standen sie vor einer persönlichen Aufgabe, an der sie ihre geistigen Fähigkeiten messen konnten. Da war es vielleicht doch schöner, Kommandant zu sein, auch wenn man sich mit einer Unzahl von Problemen herumschlagen mußte.
    Die Mannschaft ging zum Essen unter Deck. Kap Kum wanderte an Backbord achteraus, die türkische Küste zog an Steuerbord vorüber. Im strahlenden Sonnenschein frischte die Brise noch auf, Turner leierte zu jeder neuen Landmarke seine Erklärungen herunter.
    Endlich meldete er: »Kap Marmaris, Sir.«
    Hier trat die Küste zurück, dafür zeigten sich im Hintergrund die Umrisse hoher Berge. Es wurde Zeit, zum Einlaufen die Segel zu kürzen, der entscheidende Augenblick war gekommen: Die Atropos , die einstweilen noch friedlich und außerhalb der Hoheitsgewässer ihre Bahn zog, sollte sich in einen Sturmvogel verwandeln, dessen Auftauchen in einem fremden Hafen die Folge haben konnte, daß Depeschen von einer Gesandtschaft zur anderen jagten und daß an beiden Enden Europas die Kabinette zusammentraten. Hornblower gab sich Mühe, seine Befehle so ruhig zu erteilen, als ob ihn die Bedeutung dieses Augenblicks überhaupt nicht berührte.
    »Alle Mann auf! Klar zum Segelbergen! Alle Mann auf!«
    Die Freiwache rannte auf Stationen, die Offiziere verteilten sich über das Deck auf ihre Posten, einige, die in ihren Kammern geruht hatten, kamen hastig an Deck gestürzt.
    Untersegel und Bramsegel wurden geborgen.
    »Mr. Jones!« rief Hornblower schroff in das Getümmel.
    »Sir?«
    »Fieren Sie endlich Ihre Schot auf, und werfen Sie den Hals los! Wo haben Sie eigentlich Ihre Seemannschaft gelernt?«
    »Aye, aye, Sir«, gab Jones etwas beleidigt zur Antwort, dann aber geite er beide Enden seines Segels sauber und gleichzeitig auf. Der Tadel war gewiß verdient, dennoch fragte sich Hornblower, ob er ihn in so scharfer Form erteilt hätte, wenn er nicht darauf bedacht gewesen wäre zu zeigen, daß ihn die Last seiner Verantwortung nicht davon abbringen konnte, sein Augenmerk auf jede Einzelheit des Schiffsdienstes zu richten.
    Am Ende kam er zu dem bitteren Ergebnis, daß der ganze Aufwand wirkungslos verpuffte, weil sich keine dieser hastenden Gestalten Gedanken darüber machte, welche Last ihrem Kommandanten aufgebürdet war und welche internationalen Verwicklungen von diesem Befehl zum Segelbergen ihren Ausgang nehmen mochten.
    »Die Red Cliff-Spitze, Sir, wie wir sie nennen«, sagte Turner.
    »Rechts davon sehen Sie die Insel in der Einfahrt, Passage Island genannt, und weiter rechts Kap Sari. Die Durchfahrt östlich der Insel wäre vorzuziehen, weil mitten in der westlichen ein großer Felsbrocken liegt.«
    »Schön«, sagte Hornblower. Aus der Karte war nicht viel an Einzelheiten zu entnehmen, aber nach den Angaben, die sie enthielt, war alles klar. »Wir nehmen also die östliche Durchfahrt. Rudergänger! Langsam Steuerbord - komm auf - stütz - recht so!«
    Mit achterlichem Wind jagte die Atropos auch unter gekürzten Segeln wie ein gehetztes Wild auf die Einfahrt zu, deren Bild sich mit abnehmender Entfernung immer deutlicher abzeichnete.
    Zwei steile Vorgebirge ragten einander entgegen, und zwischen ihnen lag eine hohe Insel. Man sah nun auch, woher das›Rote Kliff‹seinen Namen trug, alle anderen Kaps und Inseln waren mit einer wuchernden Wildnis dunkler Tannen und Fichten bedeckt. Auf den Gipfeln aber unterschied man die kantigen Umrisse kleiner Festungswerke.
    »Die Werke sind nicht besetzt, Sir«, sagte Turner. »Sie sind verschlampt und verfallen wie alles andere hier.«
    »Sie sagen, die Ostpassage sei vollkommen rein?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ausgezeichnet.«
    Die Atropos lief in die Einfahrt, Hornblower gab selbst die Ruderkommandos. An Land wehte keine Flagge, ehe man eine zu Gesicht bekam, kam natürlich auch kein Salut in Frage. Das Fahrwasser zwischen Kliff und Insel war eine knappe halbe Meile breit, vielleicht sogar noch weniger. Jetzt konnte man dahinter schon die breite Fläche der Marmarisbucht erkennen, die außer nach Norden zu ringsum von hohen Bergen eingeschlossen war.
    »Dort liegt die Stadt«, sagte Turner, »ein ziemlich kümmerliches Nest.« Ein weißer Turm - ein Minarett - leuchtete in der Abendsonne. »Jetzt können Sie den roten Hügel hinter der Stadt erkennen,

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