Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Sir.«
    »Wo ist denn die Speedwell untergegangen?« fragte Hornblower. »Dort an Backbord, Sir. Genau auf der Linie zwischen dem roten Hügel und dem Fort auf der Insel in der Einfahrt. Das Fort auf Kap Ada peilte Süd zu Ost zu Ost.«
    »Nehmen Sie laufend Peilungen des Forts«, befahl Hornblower. Sie hatten die Einfahrt hinter sich. Hier unter Schutz war das Wasser glatt, allerdings nicht glatt genug, um den blauen Himmel widerzuspiegeln. Turner rief die Peilungen des Forts auf Kap Ada aus, in die andere Linie der Kreuzpeilung konnte Hornblower nach eigener Schätzung einlaufen. Es schadete nichts, wenn er gleich möglichst dicht an der Stelle ankerte, wo die Bergung stattfinden sollte, das erregte jedenfalls weniger Aufsehen, als wenn er erst an einer Stelle ankerte und den Ankerplatz später anderswohin verlegte. Jones barg Vor-und Großmarssegel sowie die Vorsegel mit anerkennenswerter Schnelligkeit. Die Atropos glitt lautlos durch die Bucht.
    »Hart Steuerbord!« befahl Hornblower dem Rudergänger. Die Atropos schwang herum, das Kreuzmarssegel half den Dreh noch beschleunigen, während Jones es bereits aufgeien ließ. Das Schiff verlor unmerklich an Fahrt, die kleinen Wellen plätscherten um seinen Bug.
    »Fallen Anker!«
    Die Ankertroß rumpelte durch die Klüse, die Atropos törnte ein und lag nun in türkischen Gewässern. Das Überqueren der Dreimeilenzone, sogar das Einlaufen in die Bucht waren Handlungen, über die sich verhandeln ließ, die man vielleicht sogar abstreiten konnte, aber dieser Anker, dessen Flanke sich nun tief in den festen Sand grub, schuf eine unwiderlegbare Tatsache, die für jede diplomatische Note ein handfestes Argument abgab.
    »Der Doktor soll zu mir kommen«, sagte Hornblower.
    Jetzt gab es eine Menge zu tun. Es war seine Pflicht, Verbindung mit den türkischen Behörden aufzunehmen, wenn diese das nicht von sich aus taten. Als allererstes aber und ohne jeden Verzug galt es, die Operation an McCullum in die Wege zu leiten, denn das Leben dieses Mannes, und noch einiges mehr als nur sein Leben, stand jetzt auf dem Spiel.

12. Kapitel
    Hornblower saß wartend in der Kajüte. »Ein paar Minuten«, hatte Eisenbeiß gesagt, als er ihn fragte, wie lange die Operation dauern würde. Hornblower wußte, daß es nötig war, so rasch wie möglich zu arbeiten, damit der Patient nicht länger als unbedingt nötig gequält wurde.
    »Auf der alten Hannibal , Sir«, hatte der Sanitätsgast berichtet, den Hornblower nach seinem Wissen um diese Dinge befragte, »da haben wir in einer halben Stunde elf Beine amputiert. Das war vor Algeciras, Sir.« Aber Amputationen waren verhältnismäßig einfach. Die Hälfte aller Amputierten kam in der Regel durch. Auch Nelson hatte einen Arm verloren, der ihm auf See in dunkler, stürmischer Nacht abgenommen werden mußte - und war am Leben geblieben, bis ihn bei Trafalgar eine Gewehrkugel traf. Aber dieser Eingriff hier war eben keine Amputation. Er war nicht nur sinnlos, sondern katastrophal in seinen Folgen, wenn sich Eisenbeiß in seiner Diagnose geirrt hatte, und das konnte nur allzu leicht der Fall sein.
    Im ganzen Schiff herrschte eine ungewöhnliche Stille.
    Hornblower wußte, daß seine Besatzung das Geschick des›armen Gentleman‹mit geradezu krankhafter Anteilnahme verfolgte. Es war so still, daß Hornblower seine Uhr in der Tasche ticken hörte, während er wartend in seiner Kajüte saß.
    Jetzt hörte man ein fernes Geräusch, aber auf dem kleinen hölzernen Schiff waren für jedes Geräusch so viele Erklärungen denkbar, daß Hornblower daraus noch keineswegs auf die Beendigung der Operation zu schließen wagte. Dann aber wurden vor seiner Kajütentür Schritte und Stimmen laut. Erst sprach der Posten, dann ließ sich Eisenbeiß vernehmen, und endlich klopfte es. »Herein«, sagte Hornblower in möglichst gleichmütigem Tonfall. Als Eisenbeiß dann eintrat, verriet ihm der erste Blick auf den Mann, daß es um McCullum so gut stand, wie man unter diesen Umständen nur hoffen konnte. Die ungeschlachten Bewegungen des Doktors hatten geradezu etwas Beschwingtes.
    »Ich habe die Kugel gefunden«, sagte Eisenbeiß. »Sie stak genau dort, wo ich sie vermutete, nämlich am unteren Winkel der Scapula.«
    »Haben Sie sie entfernen können?« fragte Hornblower. Er vergaß sogar, Eisenbeiß an die weggelassene Anrede›Sir‹zu erinnern, und hätte damit jedem Dritten - wenn einer dabeigewesen wäre - verraten, daß es mit seiner inneren Ruhe nicht so

Weitere Kostenlose Bücher