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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weit her war, wie er sich den Anschein gab.
    »Jawohl«, sagte Eisenbeiß und legte mit ausgesprochen dramatischer Geste ein rundes Etwas vor Hornblower auf den Tisch. Es war die Kugel. Sie hatte ihre ursprüngliche Form eingebüßt und war zu einer unregelmäßigen Scheibe zusammengedrückt, die auf der einen Seite einen tiefen Kratzer aufwies.
    »Der kommt vom Skalpell«, erklärte Eisenbeiß voll Stolz.
    »Ich traf auf Anhieb die richtige Stelle.«
    Hornblower nahm das Ding bedächtig in die Hand und sah es sich an.
    »Augenscheinlich«, meinte Eisenbeiß, »verhielt es sich genau so, wie ich sagte. Die Kugel traf auf die Rippen und zerschmetterte sie, dann prallte sie ab und bohrte sich zwischen Knochen und Muskeln fest.«
    »Ja, das ist mir klar«, sagte Hornblower.
    »Außerdem habe ich das hier herausgeholt«, fuhr Eisenbeiß fort und legte noch etwas anderes vor Hornblower hin. In seinem selbstbewußten Stolz wirkte er fast wie ein Jahrmarktzauberer, der ein Kaninchen aus seinem Hut zum Vorschein bringt.
    »Was ist das?« fragte Hornblower verwundert. Er brachte es nicht über sich, das scheußliche, blutige Etwas zu berühren.
    »Ich habe es so, wie es jetzt ist, mit meiner Pinzette zutage gefördert Sehen Sie, hier...«
    Eisenbeiß pflückte das Ding mit seinen dicken Fingern in einzelne Lagen auseinander.
    »Ein Blick durch die Lupe nahm mir sofort jeden Zweifel.
    Dies hier ist ein Stück von einem blauen Rock, das nächste ist ein Fetzen Seidenfutter, dann kommt ein Stück von einem Leinenhemd, und hier sind noch ein paar Fäden von einem gestrickten Unterhemd.«
    Eisenbeiß strahlte triumphierend über das ganze Gesicht.
    »Die Kugel hat also diese Stoffetzen mitgerissen?« fragte Hornblower.
    »Genau das ist geschehen. Die Kugel hat sie wie mit einer Schere herausgeschnitten und dann vor sich hergeschoben.
    Glücklicherweise habe ich sie alle gefunden. Kein Wunder, daß sich da ein Eiterherd bildete.«
    »Ich muß Sie daran erinnern, daß Sie mich mit›Sir‹anzureden haben«, sagte Hornblower. Jetzt, da seine Spannung etwas nachließ, wurde er erst wieder inne, daß Eisenbeiß die vorgeschriebene Form vernachlässigt hatte. »Und wie ist die Operation im allgemeinen verlaufen?«
    »Gut - Sir«, sagte Eisenbeiß. »Die Entfernung der Fremdkörper und die Dränage der Wunde brachten dem Patienten sofort Erleichterung.«
    »Hat er nicht sehr stark gelitten?«
    »Nein, anscheinend nicht. Die Männer, die bereitstanden, um ihn festzuhalten, brauchten kaum in Aktion zu treten. Er unterwarf sich willig meinem Eingriff, wie er Ihnen versprochen hatte. Es war ein Glück, daß er so ruhig liegenblieb, ich fürchtete nämlich, daß er sich durch die gebrochenen Rippen womöglich eine neue Lungenverletzung zuziehen würde, wenn er sich heftig zur Wehr gesetzt hätte.«
    »Reden Sie mich gefälligst mit›Sir‹an«, sagte Hornblower, »ich sage Ihnen das jetzt zum allerletzten Male.«
    »Jawohl - Sir.«
    »Wie beurteilen Sie jetzt die Aussichten des Patienten?«
    »Als ich ihn eben verließ, entsprach sein Befinden meinen besten Erwartungen - Sir. Natürlich muß ich mich jetzt gleich wieder nach ihm umsehen.«
    »Glauben Sie, daß er durchkommt?«
    Eisenbeiß sah etwas weniger siegessicher drein als bisher, als er sich nun bemühte, für seine Ansicht die richtigen Worte zu finden.
    »Die Aussicht, daß er am Leben bleibt, ist zweifellos gestiegen, Sir«, meinte er, »aber bei Wunden dieser Art - kann man nie ganz sichergehen,« Man mußte also nach wie vor auf eine Wendung zum Schlimmsten gefaßt sein. Jede unausgeheilte Verletzung konnte sich plötzlich von neuem verschlimmern und durch Eiterung zum Tode führen.
    »Mehr können Sie mir also vorläufig nicht sagen?«
    »Nein, Sir. Die Wunde muß auf alle Fälle offenbleiben, damit ich sie dränieren kann. Um das zu erreichen, habe ich beim Setzen der Nähte eine Borste eingebracht, die...«
    »Schön«, unterbrach ihn Hornblower, weil ihm plötzlich übel zu werden begann.
    »Ich habe verstanden, was Sie sagen wollen. Es scheint mir das beste, wenn Sie sich jetzt wieder zu Ihrem Patienten begeben. Ich spreche Ihnen meinen aufrichtigen Dank für Ihre Dienste aus.«
    Auch als Eisenbeiß gegangen war, fand er keine Zeit, die Lage in Ruhe zu überdenken. Ein Klopfen kündigte ihm das Erscheinen des Fähnrichs Smiley an.
    »Mr. Jones läßt melden, Sir, daß sich von Land her einige Boote nähern.«
    »Danke, ich komme an Deck. Wenn Mr. Turner nicht an Deck ist,

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