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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ganz anderes ein, und auch das nur, weil er plötzlich eine schmerzhafte Leere in seinen Eingeweiden verspürte: Seit dem Frühstück hatte er keinen Bissen mehr zu sich genommen. Es ließ sich etwas kaltes Fleisch und Hartbrot geben, dessen steinharte Krümel er hastig kauend an seinem Tisch hinunterwürgte. Dann eilte er gleich wieder an Deck und in die Dunkelheit hinaus. Die Nacht war klar, der junge Mond war bereits untergegangen, kein Windhauch kräuselte die dunkle Wasserfläche der Bucht, die so regungslos glatt war, daß sich sogar die Sterne darin spiegelten.
    Schwarz und unergründlich schien dieses Wasser, dessen Tiefe eine Viertelmillion Pfund Sterling barg. Er stand über die Reling gebeugt und dachte an sein eigenes Schicksal. War es nicht ebenso unergründlich und geheimnisvoll wie dieses Wasser unter ihm? Ein vernünftiger Mensch würde jetzt wohl zu Bett gehen und schlafen, nachdem doch alles getan war, was Klugheit und Vorbedacht ersinnen konnten; ein vernünftiger Mensch würde sich vor allem nicht zu nachtschlafender Zeit mit Sorgen quälen. Aber er mußte sich am Ende fast Gewalt antun, daß er endlich den Weg in die Kajüte fand und seiner allgemeinen Erschöpfung nachgab, die ihn alsbald in das Reich traumlosen Schlafs entführte.
    Es war noch dunkel, als man ihn weckte, dunkel und kalt. Er ließ sich heißen Kaffee kommen, den er beim Anziehen hinunterschlürfte. Als er gestern abend angegeben hatte, wann er geweckt werden wollte, da hatte er die Zeit mit Absicht reichlich, früh gewählt, damit er sich vor Hellwerden noch bequem fertig ankleiden konnte. Kaum aber hatte er die Koje verlassen, war auch wieder jene ängstliche Spannung da, die ihm von früher her so wohl vertraut war. Jedesmal, wenn er mitten in der Nacht geweckt worden war, um an einem Überfall oder einer überraschenden Landung bei Morgengrauen teilzunehmen, hatte er sich versucht gefühlt, Hals über Kopf in seine Sachen zu fahren und so, wie er war, an Deck zu stürzen.
    Heute zwang er sich sogar dazu, sich zu rasieren, obwohl diese Prozedur eigentlich nur nach Gefühl durchgeführt werden konnte, weil die Hängelampe für den Spiegel viel zuwenig Licht gab. Als er sein Hemd anzog, legte es sich klamm an seine Rippen, und er quälte sich gerade in die Hose, als ihm ein Klopfen die Ankunft des Doktors ankündigte, der sich dem Nachtbefehl gemäß bei ihm zu melden hatte.
    »Der Patient schläft ruhig, Sir«, berichtete der Doktor. »Ist sein Befinden zufriedenstellend?«
    »Ich hielt es für besser, ihn nicht zu stören, Sir. Da er schlief, konnte ich nicht feststellen, ob er Fieber hat, und mir auch die Wunde nicht ansehen. Wenn Sie es wünschen, kann ich ihn wecken, Sir...«
    »Nein, das kommt natürlich nicht in Frage. Ich halte es jedenfalls für ein gutes Zeichen, daß er schläft.«
    »Es gibt kaum ein besseres, Sir.«
    »Dann lassen Sie ihn in Ruhe, Doktor. Aber melden Sie es mir sofort, wenn irgendeine Änderung eintritt.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Hornblower knöpfte seine Hose zu und zwängte seine Füße in die Schuhe. Seine Eile, an Deck zu kommen, warf zuletzt alle Selbstbeherrschung über den Haufen, so daß er bereits die Niedergangstreppe hinaufhastete, ehe er noch den Rock ganz zugeknöpft hatte. Auch oben an Deck schien ihm die Atmosphäre mit jener Spannung geladen, die sich vor einem Angriff in der Morgendämmerung einzustellen pflegte. Die Gestalten der Offiziere hoben sich undeutlich gegen den nächtlichen Himmel ab. Im Osten zeigte sich der erste schwache Schimmer des Tages, ein etwas hellerer Schein reichte schon bis halbwegs zum Zenit. Er stach aber noch so wenig ab, daß er dem Auge fast entging, und spielte dabei in eine Schattierung von Rosa hinüber, die man kaum als solches bezeichnen konnte.
    »Guten Morgen«, sagte Hornblower, als er sah, daß seine Untergebenen mit den Händen grüßend an die Hüte fuhren.
    Vom Mitteldeck her hörte er leise Befehle - es klang, als würden dort die Boote für die Suchaktion bemannt.
    »Die Barkassenbesatzung nach Steuerbord!« ließ sich Smiley vernehmen.
    »Die Kutterbesatzung nach Backbord!« Das war der Fürst.
    Seine englische Aussprache war jetzt schon besser als die von Eisenbeiß.
    »Auf dem Wasser liegt etwas Nebel, Sir«, meldete Jones, »aber nur an einzelnen Stellen.«
    »Das sehe ich«, antwortete Hornblower.
    »Gestern abend lagen wir etwa zwei Kabellängen vom Wrack entfernt, Sir«, sagte Turner. »Während der Nacht sind wir etwas geschwojt, weil

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