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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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der Wind einschlief, aber das macht keinen großen Unterschied.«
    »Sagen Sie mir, wenn Sie genug Licht haben, um Ihre Peilungen zu nehmen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    In dieser kurzen Zeit hatte sich der östliche Himmel unmerklich verwandelt. Man konnte fast meinen, er sei dunkler geworden, aber das kam wohl nur daher, daß die zunehmende allgemeine Helligkeit die Kontraste verwischte.
    »Sie haben doch noch eine dritte Peilung genommen, als die Speedwell unterging, nicht wahr, Mr. Turner?«
    »Jawohl, Sir, ich peilte...«
    »Ach lassen Sie - mir genügt, wenn Sie sie im Kopf haben.«
    Turner war ein guter Nautiker. Hornblower konnte sich darauf verlassen, daß er diese einfache Aufgabe einwandfrei löste.
    »Ich glaube nicht, daß sich das Wrack auch nur einen Zoll von der Stelle gerührt hat, Sir«, sagte Turner. »Es gibt hier keine Gezeiten, auch keine Unterströmungen. Die beiden Flüßchen, die in die Bucht münden, erzeugen keinen meßbaren Strom.«
    »Und der Grund ist fester Sand?«
    »Jawohl, Sir, fester Sand.«
    Das war ein großes Glück. In Schlick konnte das Wrack längst so weit weggesackt sein, daß es nicht mehr aufzufinden war.
    »Wie kam es nur, daß die Speedwell kenterte?« fragte Hornblower.
    »Das war reines Pech, Sir. Sie war ein alter Kasten und lange Zeit in See gewesen. Ihre Wasserlinie war dick mit Kraut und Muscheln bewachsen, weil die Kupferung nicht hoch genug reichte, Sir. Darum krängte man sie hier nach Steuerbord über, um die Backbordseite abzukratzen. Dazu wurden die Steuerbordgeschütze ausgerannt und alle beweglichen Gewichte ebenfalls nach Steuerbord geschiftet. An jenem Tag war es völlig windstill und heiß wie in einem Backofen. Plötzlich, ehe man bis drei zählen konnte, kam eine Bö aus den Bergen angefegt. Sie packte das Schiff von Backbord querein und legte es hart auf die Seite, ehe es noch Zeit fand, auf den Wind zu schwojen. Da die Geschützpforten offen waren, drang sofort Wasser in die Batterie. Die Krängung nahm dadurch noch weiter zu - jedenfalls wurde es bei Gericht nachher so dargestellt, Sir -, das Wasser stieg über die Sülls der offenen Luken, und schon war die Katastrophe da.«
    »Hat sich das Schiff wieder aufgerichtet, ehe es sank?«
    »Nein, Sir. Ich sah hin, als ich das Geschrei hörte, da ragte eben noch der Kiel aus dem Wasser. Das Schiff ist kieloben weggesackt. Natürlich brachen dabei sofort die Stengen. Groß- und Fockstenge kamen nachher gleich wieder hoch, sie hingen noch mit ihren Pardunen am Wrack. Das war für mich von Vorteil, als ich die Untergangsstelle einpeilen mußte.«
    »Natürlich«, sagte Hornblower.
    Die Helligkeit nahm jetzt rasch zu. Plötzlich sah es aus, als ob breite Bänder farbigen Lichts vom östlichen Horizont her so langsam am Himmel emporkletterten, daß sie das Auge dabei verfolgen konnte - eine optische Täuschung und doch ein großartiges Schauspiel. »Jetzt ist es hell genug, Sir«, sagte Turner. »Danke. Mr. Jones, Sie können ablegen.«
    Hornblower beobachtete von Bord aus den Fortgang des Manövers. Turner führte in der Gig mit Kompaß und Instrumenten, Still folgte ihm mit der Barkaß und hatte Smiley mit dem Kutter an der Suchleine im Schlepp. Während Hornblower den Booten nachsah, wurde er plötzlich von einem nagenden Hunger befallen, der ihn daran erinnerte, daß er trotz der genossenen Tasse Kaffee noch ein richtiges Frühstück brauchte. Dennoch gab er seinem Verlangen nicht nach.
    Diese Totenstille schuf die besten Bedingungen für eine Unternehmung solcher Art, denn sie erlaubte der Gig, mühelos jede gewünschte Stelle aufzusuchen und sich dort beliebig lange zu halten. Trotz ihrer langsamen Fahrt warfen die drei Boote kleine Kräuselwellen auf, die nach beiden Seiten weit über die spiegelglatte Wasserfläche liefen, bis sie sich allmählich in der Ferne verloren. Jetzt stoppte die Gig, und Turners Stimme drang deutlich über das Wasser, als er den beiden anderen Booten durch sein Megaphon eine Anweisung gab. Die begannen darauf schwerfällig herumzumanövrieren, um auf ihre Ausgangsstellungen zu gelangen; sie erinnerten dabei verzweifelt an zwei Käfer, die man boshafterweise mit einem Faden zusammengebunden hatte. Jetzt lagen sie nebeneinander und begannen die Suchleine auszustecken, die sie miteinander verband. Wieder gab es einiges Hin und Her, bis sie genau in der richtigen Peilung lagen, dann endlich begannen ihre Riemen langsam und im Gleichtakt wie das Schicksalspendel selbst zu schwingen -

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