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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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McCullum, der sich die Berichte der Taucher angehört hatte. »Die Säcke waren natürlich verrottet, so konnte das Silber ungehindert aus der Schatzkammer auslaufen.
    Soviel dürfte jedenfalls klar sein.«
    »Und das Gold?« fragte Hornblower.
    »Looney kann mir darüber noch keine Auskunft geben«, sagte McCullum. »Wenn ich mit in der Barkaß gewesen wäre, wüßten wir jetzt wohl schon besser darüber Bescheid.«
    Hornblower unterdrückte mit Mühe eine zornige Antwort auf diese Ungehörigkeit. Ein hitziger Wortwechsel wäre so recht nach McCullums Sinn gewesen, um so weniger war er geneigt, ihm diesen Gefallen zu tun.
    »Zum mindesten hat die Sprengung ihren Zweck erfüllt«, sagte er versöhnlich.
    »Es sieht so aus.«
    »Wenn aber die Detonation das Wrack wirklich aufgerissen hat, wie kommt es dann, daß kein einziges Stück Holz davon an die Oberfläche kam?«
    Das war eine Frage, die Hornblower schon die ganze Zeit über beschäftigt hatte.
    »Wie, das wissen Sie nicht?« fragte McCullum seinerseits und kostete dabei sichtlich seine fachmännische Überlegenheit aus.
    »Nein.«
    »Das hat doch mit einem Grundgesetz der Physik zu tun.
    Holz, das in größerer Tiefe unter Wasser gehalten wird, saugt sich alsbald voll.«
    »Das ist mir neu.«
    »Holz schwimmt nur dank der Luft, die alle Hohlräume in seinem Inneren ausfüllt - ich nehme an, daß Ihnen wenigstens das bekannt ist. Unter größerem Druck wird diese Luft nun herausgepreßt, dadurch verliert das Holz seinen Auftrieb und schwimmt nicht mehr.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Erklärung, Mr. McCullum.«
    »Ach, ich bin es schon gewohnt«, sagte McCullum, »daß ich immer wieder zur Weiterbildung Seiner Majestät Offiziere beitragen muß.«
    »Dann darf ich hoffen«, sagte Hornblower, immer noch beherrscht, »daß Sie auch die meinige nicht vernachlässigen.
    Was soll weiter geschehen?«
    McCullum verzog ärgerlich den Mund.
    »Wenn der verdammte deutsche Doktor endlich Vernunft annehmen würde und mich aufstehen ließe«, brummte er, »dann könnte ich mich selbst um die Arbeit kümmern.«
    »Er wird Ihnen die Fäden bald herausnehmen«, sagte Hornblower, »aber wir können leider nicht darauf warten. Jede Stunde ist kostbar.«
    Es konnte einen rasend machen, daß man als Kommandant auf seinem eigenen Schiff die Unverschämtheit dieses Burschen hinnehmen mußte. Gewiß, man konnte sich nachträglich beschweren, und Hornblower trug sich schon ernstlich mit diesem Gedanken. Ließ er es aber jetzt mit McCullum zu ernsten Auseinandersetzungen kommen, dann flog womöglich das ganze Unternehmen auf. In seinem Bericht an Collingwood würde es dann heißen, daß die Bergung der Kriegskasse›an der völlig unzulänglichen Unterstützung durch den von der ehrenwerten Ostindienkompanie gestellten Mr. McCullum gescheitert sei‹. Dann bekam McCullum ohne Zweifel den verdienten dienstlichen Rüffel. Aber was war damit erreicht?
    War es nicht tausendmal besser, unverdrossen auf das gesteckte Ziel loszusteuern und dabei alle Widrigkeiten stumm und gelassen in Kauf zu nehmen, als bestens entschuldigt, aber doch mit leeren Händen zurückzukehren? Den eigenen Stolz zu bezwingen und McCullum klare Anweisungen zu entlocken war in diesem Fall mindestens ebenso verdienstvoll, wie an der Spitze enternder Matrosen das Deck eines feindlichen Schiffes zu stürmen. Auch mit solchen Leistungen konnte man sich verdient machen, darüber gab es keinen Zweifel - nur daß die Zeitungen wahrscheinlich keine Notiz davon nahmen. Er zwang sich weiterhin, sachliche, sorgsam überlegte Fragen zu stellen, und hörte aufmerksam zu, als McCullum zögernd und widerwillig erklärte, was als nächstes zu geschehen hatte.
    Dafür hatte er dann später, als er sich zum Dinner setzte, das angenehme Gefühl, seine Pflicht wirklich erfüllt zu haben. Die nötigen Befehle waren gegeben, alles war bis ins kleinste vorbereitet. Wie hatte McCullum gesagt?
    ›Ein Strom von Silbermünzen.‹Dieses Wort wollte ihm während der ganzen Mahlzeit nicht aus dem Kopf. Man brauchte nicht allzuviel Phantasie, sich auszumalen, wie es dort unten in der klaren, durchsichtigen Tiefe aussah. Da lag das Wrack, die Decke seiner Schatzkammer war aufgerissen, und das Silber strömte daraus hervor wie ein gefrorener Wasserfall - Gray hätte ein Gedicht darüber schreiben können. Und irgendwo in dieser Schatzkammer lag auch, zum Greifen nahe, das Gold.
    Das Leben war schön, und das Glück war ihm hold. Langsam führte er

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