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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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»Grund, Sir«, meldete der Matrose an der Leine.
    Der Taucher glitt vom Setzbord und verschwand in der Tiefe.
    Dort unten, allein mit dem Pulver und der brennenden Lunte, war er natürlich erst recht in Gefahr. »Vor Cuddalore«, so hatte ihm McCullum erzählt, »haben sie schon einmal mit angesehen, wie einer ihrer Kameraden von einem solchen Zeitzünder in Stücke gerissen wurde.« Wenn nur diesmal nicht ein ähnliches Unglück geschah! Hornblower war sich bewußt, daß sich die Barkaß dann genau über der Explosion und mitten in ihrem Wirbel befand, und mußte sich unwillkürlich fragen, welche geheimnisvolle Kraft ihn dazu trieb, sich immer wieder freiwillig auf so gefährliche Abenteuer einzulassen. Tat er es aus bloßer Neugier? Oder weil er sich geschämt hätte zurückzubleiben? Nur eins bedachte er keine Sekunde: daß nämlich sein Pflichtgefühl dabei im Spiel war.
    Der zweite Taucher saß schon tief atmend mit der Kanonenkugel auf dem Setzbord, er glitt ins Wasser und verschwand, sowie der Kopf des ersten wieder zum Vorschein kam.
    »Ich habe ihnen die Hölle heiß gemacht«, hatte ihm McCullum versichert, »sie wissen, daß ihnen zwei Dutzend Hiebe sicher sind, wenn die Ladung nicht an der richtigen Stelle detoniert. Außerdem habe ich ihnen klargemacht, daß wir hier liegenbleiben, bis das Geld geborgen ist, ganz gleich, wie lange wir dazu brauchen. Sie können sich bestimmt darauf verlassen, daß sich die Kerle ins Zeug legen.«
    Zweifelsohne taten sie das auch. Jetzt wartete Looney selbst auf dem Setzbord und glitt in die Tiefe, als sein zweiter Mann auftauchte. Sie waren sicher darauf bedacht, keine Sekunde Zeit zu verlieren. Hornblower blickte zum wer weiß wievielten Male über Bord, um vielleicht doch etwas von den Vorgängen dort unten zu erkennen, aber es war umsonst. Das Wasser war wohl klar und von herrlich dunkelgrüner Färbung, aber die Bewegung an der Oberfläche reichte hin, um jede Sicht nach unten zu versperren. Man mußte sich also darauf verlassen, daß Looney dort unten in halber Dunkelheit und lähmender Kälte mit aller Kraft daran arbeitete, die Ladung an das Wrack zu bringen und unter die Vorkante seines Achterdecks zu schieben. Dank dem Auftrieb, den Archimedes vor zweitausend Jahren entdeckt hatte, konnte das Faß unter Wasser nicht allzuviel wiegen.
    Looney tauchte wieder auf, sogleich sank der erste Taucher wieder nach unten, um ihn zu ersetzen. Diese Arbeit bedeutete für die Taucher ein Spiel mit dem Tode, eine Lotterie, in der es keinen Gewinn, wohl aber ein schwarzes Verlustlos gab. Ging die Ladung vorzeitig los, dann zerriß sie eben den, der zufällig gerade unten mit ihr hantierte. Allzulange konnte es ja nicht dauern, das Faß die paar Fuß über den Grund zu schaffen und an die richtige Stelle zu bringen. Und unten kroch inzwischen hoffentlich das Feuer weiter die Windungen der Lunte entlang, die dicht verpackt zwischen den beiden Deckeln des Fasses lagen. Die Naturforscher hatten festgestellt, daß Lunten - anders als Kerzen - auch ohne Luftzufuhr weiterbrannten, weil der Salpeter, mit dem die Schnur durchsetzt war, die gleiche brennbare Substanz bot wie die Luft. Das war eine Entdeckung, die dicht an die Lösung des Problems des Lebens selbst heranreichte, da doch jedes Leben atmender Geschöpfe wie eine Kerze erlosch, wenn man ihm die Atemluft vorenthielt. Jetzt aber lag der Gedanke nahe, daß in nicht allzu ferner Zeit eine Erfindung gelingen mochte, die es ermöglichte, Leben auch ohne Luftzufuhr zu erhalten.
    Der nächste Taucher ging nach unten, die Glut eilte weiter die Lunte entlang. Clout hatte ihre Länge auf eine Stunde Brenndauer berechnet - sie durfte natürlich nicht zu kurz sein, aber andererseits doch auch nicht allzu lang, denn je länger das Faß dem Wasserdruck ausgesetzt war, desto leichter konnte es geschehen, daß irgendwo eine schwache Stelle undicht wurde und Wasser eindringen ließ. Aber Clout hatte außerdem erklärt, daß die Hitze aus dem engen Raum zwischen den Faßdeckeln nicht entweichen konnte, das hieß, daß es da drinnen heißer und heißer wurde und daß die Lunte entsprechend schneller brannte - ja, es konnte sogar geschehen, daß das Feuer von einer Windung zur nächsten übersprang. Das hieß mit anderen Worten, daß sich die Brenndauer keineswegs genau vorausbestimmen ließ.
    Der Taucher, der eben wieder an der Oberfläche erschien, stieß einen hellen Schrei aus, gerade rechtzeitig, um seinem Nachfolger - es war Looney -

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