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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gekommenen Sonne, als die Boote wieder zurückkehrten. McCullum deutete schon von weitem mit der Linken auf einen mächtigen Berg, der sich zwischen den mittelsten Duchten seines Bootes türmte, dann wandte er sich um und wies auf einen ähnlichen Haufen im Kutter. Alles Silber! Die Taucher hatten unten in der Tiefe rasche Arbeit geleistet, mußten sie doch das Silber mit bloßen Händen in die hinabgelassenen Pützen schaufeln.
    Die Boote kamen längsseit, und ein Arbeitskommando machte sich daran, die Silberberge an Bord zu heißen. Ein plötzlicher scharfer Befehl McCullums ließ die drei ceylonesischen Taucher zusammenfahren, als sie gerade im Begriff standen, sich in ihren warmen Winkel unter Deck zu verkriechen. Sie sahen ihn nur blöde an, als er ihnen in ihrer seltsamen Muttersprache etwas zurief, so daß er seine Worte wiederholen mußte. Dann begannen sie endlich ihre Kleider abzulegen, wie es Hornblower schon so oft gesehen hatte, als die Bergungsarbeiten vor ein paar Tagen - waren es nicht schon Wochen? - ihren Anfang genommen hatten. Eines um das andere sanken die weiten Baumwollgewänder an Deck.
    »Ich möchte wetten«, sagte McCullum, »daß die Kerle zusammen an die fünfzig Pfund beiseite schaffen wollten.«
    In einem der Gewänder klingelte es trotz aller Vorsicht seines Besitzers geheimnisvoll, als er es an Deck niederlegte.
    »Wachtmeister«, sagte Hornblower, »suchen Sie diese Sachen durch.«
    Grinsend sah die Besatzung zu, wie aus den Säumen und Falten der exotischen Kleidungsstücke die Silbermünzen zum Vorschein kamen - es waren Dutzende an der Zahl.
    »Sie tauchen nie«, meinte McCullum, »ohne solche Mätzchen zu versuchen.«
    Hornblower fragte sich verwundert, wie es diesen Burschen, die doch splitternackt aus dem Wasser ins Boot stiegen, gelingen konnte, unbeobachtet Silbermünzen in ihren Kleidern zu verstecken. Aber menschlicher List und Schlauheit war eben nichts unmöglich.
    »Wenn sie damit nach Jaffra zurückgekommen wären«, sagte McCullum, »wären sie bis an ihr Lebensende versorgt gewesen.« Dann fiel er wieder in das Idiom der Inder und entließ seine Taucher, die rasch ihre Kleider zusammenrafften und unter Deck verschwanden. McCullum wandte sich wieder an Hornblower: »Vielleicht geht es schneller, wenn wir das Geld wiegen, als wenn wir es zählen. Gelingt es uns, das ganze Silber zu bergen, dann muß sein Gewicht vier Tonnen ausmachen.«
    Silber tonnenweise! Der Segelmacher nähte Säcke aus neuem Segeltuch, und genau wie auf der gesunkenen Speedwell wurde das untere Lazarett geräumt, um den Schatz aufzunehmen.
    Hornblower entdeckte die tiefe Wahrheit in der Sage von König Midas, dem gar nicht weit von der Stelle, wo die Atropos jetzt ihren Anker schwojte, die Fähigkeit zuteil geworden war, alles in Gold zu verwandeln, was er berührte. Genau wie Midas sein Glück einbüßte, während ihn die Welt als den glücklichsten aller Menschen pries, war es in diesem Augenblick des Erfolgs auch um Hornblowers Ruhe und Frieden geschehen. Kaum daß nämlich der Silberschatz im Lazarett gestapelt war, meldete sich auch schon die Sorge um seine Sicherheit. Er wußte nur zu genau, was er von der Gerissenheit, Ausdauer und Geschicklichkeit seiner Männer zu halten hatte, er war sich ebenso im klaren, daß sich unter ihnen mancher schwere Junge befand, der zum Abschaum des Zuchthauses von Newgate gehörte. Es gab unzählige Geschichten über die erstaunlichen Schliche, die diesen Burschen einfielen, um zum Beispiel an Schnaps zu gelangen, aber der Schnapsdieb verriet sich unweigerlich früher oder später selbst. Hier aber handelte es sich nicht um Schnaps, sondern um Geld, gute englische Schillinge, und nur ein schwaches hölzernes Schott schützte diesen Schatz vor Dieben. So kam es, daß Deck und Schotten auch hier, genau wie damals auf der Speedwell , durch starke, quer darübergenagelte Planken verstärkt wurden. Außerdem wurde die wohlbedachte und planmäßige Lagerung der Vorräte im Raum so geändert, daß die größten Salzfleischfässer, jene, die man nur mit Taljen bewegen konnte, von nun an vor dem Querschott lagen, um Diebe am Durchbrechen dieser Wand zu hindern. Auch als alles das geschehen war, hatte Hornblower noch schlaflose Nächte, in denen er sich immer wieder die Lage des unteren Lazaretts vor Augen führte und sich dann erstens die Frage stellte, wie er selbst zu Werke gehen würde, wenn er dort einbrechen wollte, und zweitens weiter überlegte, wie man einem

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