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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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jetzt war sie wieder in ihre Ankerkette eingetörnt, und der leichte Wind strich von vorn nach achtern über ihr Deck.
    Hornblower fühlte den Luftzug schon an seinen Ohren.
    In den letzten Sekunden hatte ihn plötzlich eine seltsame Unruhe befallen. Während er noch mit McCullum sprach, war er, nur halb bewußt, auf etwas aufmerksam geworden, so wie man etwa aus dem Augenwinkel nach einer tanzenden Mücke schielt. Sein Blick wanderte über die fichtenbestandenen Hänge der Halbinsel Ada und erfaßte die kantigen Umrisse des Gipfelforts. Da schien sich alle Schönheit dieses Morgens plötzlich in düsteres Grau zu verwandeln, und das frohe Lebensgefühl, das ihn durchströmte, wich einem eisigen Schreck.
    »Rasch das Glas her!« befahl er kurz dem Steuermannsmaat der Wache. Hornblower hätte das Glas gar nicht gebraucht, weil ihm seine logische Begabung ersetzte, was das bloße Auge an Sehkraft nicht hergab. So konnte ihm der Kieker nur noch bestätigen, was er schon vorher wußte. Über dem Fort auf der Halbinsel wehte heute eine Flagge - die rote Flagge des Propheten. Gestern war sie noch nicht dagewesen, er hatte sie seit seiner Ankunft in der Marmarisbucht noch kein einziges Mal erblickt. Daraus war nur eins zu schließen: das Fort war seit heute belegt, in Marmaris waren also Truppen angelangt, und diese Truppen hatten offenbar die Geschütze des Forts bemannt.
    Er war ein Narr gewesen, ein stumpfsinniger, von eitler Selbstgefälligkeit geblendeter Schwachkopf! Jetzt war ihm auf einmal alles klar, und damit setzte auch sofort ein fieberhaftes Überlegen ein. Er hatte sich schmählich hinters Licht führen lassen, dieser Mudir mit seinem biederen weißen Bart und seiner kindlichen Angst vor Seeräubern hatte es doch fertiggebracht, ihn durch die gleichen Tricks hereinzulegen, die er umgekehrt anwenden wollte, um den Mudir zu täuschen. Der hatte dadurch wirklich genügend Zeit gewonnen, um seine Truppen zusammenzuziehen, während Hornblower wähnte, er hätte den gleichen Gewinn für seine Bergungsarbeiten erreicht. Mit bitterer Selbstverachtung ahnte er, daß alle Arbeit am Wrack von Land her sorgfältig beobachtet worden war. Auch die Türken hatten ihre Ferngläser, sie mußten alles gesehen haben, was er unternommen hatte. Es war ihnen nicht entgangen, daß der größte Teil des Schatzes geborgen war, darum besetzten sie jetzt die Geschütze, die die Ausfahrt bestochen, und klappten damit die Falle zu.
    Von der Stelle, wo er stand, konnte Hornblower Passage Island nicht sehen, da die Insel mit der Red Cliff-Spitze in Deckpeilung lag. Ohne dem erstaunten Steuermannsmaat ein Wort zu sagen, rannte er nach vom und sprang in die Wanten des Fockmasts. Keuchend strebte er nach oben, so rasch, daß er sich vor den Schnellsten seiner Leute nicht hätte zu schämen brauchen, kopfunter turnte er über die Püttingswanten, dann ging es weiter die Fockstengewanten hoch, bis er im Topp des Mastes angelangt war. Auf dem Fort auf Passage Island wehte ebenfalls eine Flagge. Durchs Glas entdeckte er ein paar Boote, die in einer kleinen Bucht auf den Strand gezogen waren. Damit stand fest, wie man die Besatzungen während der Nacht oder im ersten Morgengrauen an Ort und Stelle gebracht hatte. Die Geschütze aus Passage Island konnten ihr Feuer mit denen auf Ada kreuzen und bestrichen damit diese Einfahrt; sie bestrichen aber in gleicher Weise die gewundene Durchfahrt zwischen der Insel und dem Kajafelsen. Der Korken war in der Flasche, er saß mit seiner Atropos in der Falle.
    Der Weg wurde ihm aber nicht nur durch die Geschütze verlegt. In den Strahlen der Morgensonne, die in seinem Rücken stand, leuchteten weit draußen in der Straße von Rhodos über der Kimm drei kleine geometrische Umrisse auf, zwei Rechtecke und dicht daneben ein Dreieck - das waren offenbar die Segel eines großen Schiffes, und zwar eines türkischen.
    Ebenso stand fest, daß die Flaggen auf den Forts nicht aus Zufall just am gleichen Morgen erschienen, an dem auch dieses Schiff dort auftauchte. Man hatte sie geheißt, sobald man seine Segel vom hochgelegenen Fort Ada aus entdeckte - die verachteten Türken zeigten ihm, daß sie durchaus imstande waren, einen wohlgeplanten Schlag zu führen. In einer Stunde - nein, schon eher - stand der Türke in der Einfahrt, er hatte bei dem auflandigen Wind keine Hoffnung mehr, zu entkommen, auch wenn er außer acht ließ, daß ihn die Geschütze auf Ada sofort entmasten würden, wenn er sich einfallen ließe,

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