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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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die Hände an den Mund und schrie eine Frage über das Wasser.
    Der Mann sprach spanisch.
    »Ist das ein englisches Schiff?«
    »Ja. Kommen Sie an Bord«, erwiderte Hornblower. Zwei Jahre spanischer Gefangenschaft hatten ihm die Gelegenheit zur Erlernung der Landessprache geboten.
    Das Boot kam längsseit, und der Fremde, der die Lydia angerufen hatte, enterte über das Seefallreep behende an Deck.
    Droben angekommen, blieb er stehen und musterte mit einer gewissen Neugier die fleckenlosen Decksplanken und die überall herrschende militärische Ordnung. Er trug eine ärmellose, mit Gold reichbestickte schwarze Weste. Darunter kam ein schmutziges weißes Hemd zum Vorschein, und die ausgefransten, ebenfalls schmutzigen weißen Hosen endeten unterhalb der Knie. Der Mann war barfuß. In einer um die Hüften geschlungenen roten Schärpe trug er zwei Pistolen und einen kurzen, aber schweren Säbel. Wenn er auch fließend spanisch sprach, so sah er doch nicht wie ein Spanier aus. Das ihm über die Ohren hängende schwarze Haupthaar war glanzlos und dünn. Die braune Haut zeigte einen Übergang zum Rötlichen, und das Weiß der Augen war ein wenig gelb. Die Oberlippe wurde von einem langen, dünnen Schnurrbart bedeckt. Sein Blick erkannte so fort den Kommandanten an dessen Paraderock und dem Dreimaster. Er trat auf ihn zu.
    Gerade in der Voraussicht solcher Begegnung hatte sich Hornblower so feierlich angezogen, und nun freute er sich darüber.
    »Sie sind der Kapitän, Sir?« fragte der Besucher. »Jawohl.
    Kapitän Horatio Hornblower von Seiner Britannischen Majestät Fregatte Lydia, Ihnen zu dienen. Und wen habe ich das Vergnügen willkommen zu heißen?«
    »Manuel Hernandez, Generalleutnant el Supremos.«
    »El Supremo?« wiederholte Hornblower befremdet. Der Name ließ sich nur schwer übersetzen.›Der Allmächtige‹mochte dem Sinne noch am nächsten kommen.
    »Jawohl; el Supremo. Sie wurden hier bereits vor vier oder sechs Monaten erwartet.«
    Schnell überlegte Kapitän Hornblower. Er wagte es nicht, irgend einer amtlichen Persönlichkeit den Grund seines Kommens zu nennen, aber da der Mann wußte, daß er erwartet wurde, gehörte er vermutlich zu Alvarados Verschwörern.
    »An el Supremo soll ich mich nicht wenden«, wich er aus.
    Hernandez machte eine Bewegung der Ungeduld. »Unser Gebieter el Supremo war den Menschen bis vor kurzem als Seine Exzellenz Don Julian Maria de Jesus de Alvarado y Montezuma bekannt.«
    »Ach so«, nickte Hornblower. »Don Julian möchte ich allerdings sprechen.«
    Die schlichte Erwähnung des Don Julian mißfiel Hernandez offen sichtlich.
    »El Supremo...«, er legte großen Nachdruck auf die Bezeichnung, »hat mich beauftragt, Sie zu ihm zu bringen.«
    »Und wohin wäre das?«
    »Er weilt in seinem Haus.«
    »Wo ist das Haus?«
    »Herr Kapitän, es dürfte doch wohl genügen zu wissen, daß el Supremo Ihren Besuch wünscht.«
    »Meinen Sie? Nun, dann muß ich Sie bitten, sich zu vergegenwärtigen, daß der Kommandant eines Schiffes Seiner Britannischen Majestät nicht gewohnt ist, irgendeinem Menschen auf dessen Wink zur Verfügung zu stehen.
    Meinetwegen können Sie gehen und das Don Julian melden.«
    Hornblowers Haltung deutete die Beendigung des Gespräches an. Der Amerikaner kämpfte einen schweren inneren Kampf durch, aber die Aussicht, ohne den Kapitän wieder vor das Antlitz el Supremos treten zu müssen, war durchaus nicht verlockend.
    »Das Haus steht da drüben«, sagte er verstimmt, indem er über die Bucht deutete. »Auf der Bergseite. Wir müssen, um hinzukommen, durch die Stadt, die hinter dem Vorsprung versteckt ist.«
    »Dann werde ich kommen. Sie entschuldigen mich für einen Augenblick, Herr General.«
    Hornblower wandte sich an den neben ihm stehenden Bush, der ihn bisher mit dem halb befremdeten, halb bewundernden Blick eines Menschen betrachtet hatte, der einen Landsmann fließend eine ihm selbst unbekannte Sprache sprechen hört.
    »Mr. Bush, ich gehe an Land und hoffe bald zurückzukehren.
    Wenn ich bis Mitternacht weder an Bord bin, noch Sie schriftlich benachrichtigt habe, so müssen Sie Maßnahmen zur Sicherung des Schiffes ergreifen. Hier ist mein Schreibtischschlüssel. Ich befehle Ihnen, um Mitternacht die mir von der Admiralität erteilten Geheimbefehle zu lesen und danach zu handeln, wie Sie es für richtig halten.« - »Aye, aye, Sir«, sagte Bush. Sein Gesicht drückte Unruhe aus, und mit einem Gefühl freudiger Überraschung erkannte Hornblower, daß

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