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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Acapulco, von der aus jedes Jahr die mit Millionenwerten beladenen Galeonen in See gingen. Die Wegnahme einer solchen Galeone mußte ihn mit einem Schlage zum reichen Mann machen und es ihm gestatten, sich einen in England gelegenen Besitz zu kaufen. Ein ganzes Dorf konnte es sein, Squire würde er werden. Wenn er in seinem Wagen vorüberfuhr, zogen die Landleute ihre Hüte. Maria würde Freude daran haben, wenn er sich auch nicht vorstellen konnte, daß Maria die Rolle einer großen Dame auch nur einigermaßen mit Grazie spielen konnte.
    Von der Vorstellung, Maria ihrer Mietwohnung in Southsea entführt und auf einem Landsitz residieren zu sehen, riß sich Hornblower gewaltsam los. Östlich von ihm lag Panama mit dem aufgestapelten Silber Perus, der Perlenfischerflotte und dem übertünchten goldenen Altar, der dem Zugriff Morgans entgangen war, ihm aber nicht entgehen sollte. Strategisch mußte ein Schlag gegen den Zentralpunkt des gesamten Überlandverkehrs am wirkungsvollsten und damit auch für seine persönlichen Belange am vorteilhaftesten sein. Er versuchte an Panama zu denken.
    Auf dem Vordeck hockte Sullivan, der rothaarige irische Vagabund, samt seiner Fiedel auf einer Kanone, und ihn im Halbkreis umgebend tanzten die Matrosen paarweise auf klatschenden, hornigen Sohlen. Für die Eroberung der Natividad würden die Leute mindestens fünfundzwanzig Guineen pro Kopf bekommen, und nun gaben sie das Geld in Gedanken schon wieder aus. Hornblower blickte dorthin, wo die Natividad vor Anker lag. Ihre Kühl war schwarz von der zusammengepferchten spanischen Besatzung. Auf dem altmodischen Achterschiff gewahrte er die roten Röcke und die Tschakos seiner Seesoldaten, und er bemerkte auch, daß die Mündungen der Deckgeschütze, an denen Leute mit brennenden Lunten standen, auf die Kühl gerichtet waren. Gerard, den er als Prisenkommandanten drüben gelassen hatte, war früher an Bord eines Liverpooler Sklavenjägers gefahren und verstand sich darauf, ein ganzes Schiff voller feindlich gesinnter Menschen im Schach zu halten, obwohl sich Hornblower von der Besatzung, die von ihren Offizieren getrennt worden war, keiner Meuterei versah.
    Er fühlte, daß er über das weitere Schicksal der Natividad zu einem Entschluß gelangen mußte, wobei er besonders die Gefangenen bedenken mußte. Der zweifelhaften Gnade el Supremos durfte er sie nicht überlassen; das würde vermutlich seine eigene Mannschaft nicht dulden. Eine lange Kette von Pelikanen strich vorüber; sie hielten tadellose Abstände, besser noch als die evolutionierende Kanalflotte es zu tun pflegte. Ein an seinem gegabelten Schwanz kenntlicher Fregattvogel hing auf regungslosen Schwingen in der Luft. Offenbar gelangte er zur Überzeugung, daß es hier nichts zu erbeuten gab, denn gleich darauf segelte er wieder zur Insel hin über, wo die Kormorane eifrig dem Fischfang oblagen. Schon wurde es heiß, und die sonnenbeschienene Bucht war so blau wie der Himmel, der sich über ihr wölbte.
    Hornblower, der immer wieder von seinen Gedanken abgelenkt wurde, verfluchte die Sonne, die Pelikane und den Fregattvogel. Mißgelaunt schritt er noch ein halbes dutzendmal auf und nieder. Dann stellte sich ihm der Midshipman Knyvett in den Weg, die Hand am Hutrand.
    »Was, zum Teufel, ist denn nun wieder los?« schnaubte Hornblower.
    Boot kommt längsseit, Sir. Mit Mister... Mister Hernandez.«
    Das war schließlich zu erwarten gewesen.
    »Schön«, nickte Hornblower. Er begab sich zum Fallreep, um den an Bord kommenden Hernandez zu empfangen. Der Besucher hielt sich nicht erst mit Beglückwünschungen zu dem erfochtenen Siege auf. Im Dienste el Supremos wurden offenbar selbst die Amerikaner spanischer Herkunft kurz angebunden und sachlich.
    »El Supremo wünscht Sie sofort bei sich zu sehen, Herr Kapitän; mein Boot wartet.«
    »So«, meinte Hornblower. Er wußte sehr wohl, daß Dutzende seiner in britischen Diensten stehenden Kameraden über eine so formlose Aufforderung in helle Wut geraten wären. Die Entgegnung lag ihm auf der Zunge, el Supremo solle gefälligst an Bord kommen, wenn er den Kommandanten zu sprechen wünsche. Rechtzeitig erkannte er jedoch, daß es töricht sein würde, die guten Beziehungen zum Lande, von denen sein Erfolg in so weitgehendem Maße abhängig war, wegen einer Frage der Etikette zu gefährden. Der Eroberer der Natividad konnte es sich leisten, die Anmaßung anderer zu übersehen.
    Er dachte an einen Mittelweg. Um seine eigene Würde zu

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