Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
wahren, konnte er Hernandez ein paar Stunden warten lassen, aber auch gegen diese Lösung erhob sein gesunder Menschenverstand Einwendung. Hornblower haßte Halbheiten, und die gedachte würde wie die meisten ihresgleichen nur dazu dienen, die eine Seite zu reizen und der anderen keinen Vorteil zu verschaffen. Besser also, man unterdrückte das Gefühl verletzten Stolzes und kam sofort.
    »Gern«, erwiderte er. »Derzeit bin ich hier abkömmlich.«
    Zum mindesten war es bei dieser Gelegenheit nicht erforderlich, sich in Paradeuniform zu werfen. Die besten Seidenstrümpfe und die Schnallenschuhe mochten an Bord bleiben, denn die Wegnahme der Natividad war ein besserer Beweis guten Willens als selbst das Umschnallen eines mit goldenem Griff versehenen Degens.
    Erst als er einige letzte Befehle erteilte, fiel es ihm ein, daß ihm der nächtliche Erfolg Anlaß genug bot, auf die Züchtigung der Matrosen Poole und Jenkins wie auch auf den Verweis für Galbraith zu verzichten. Das wenigstens war ihm eine große Erleichterung. Sie trug dazu bei, das bedrückte Gefühl zu beheben, das ihn fast stets nach einem errungenen Erfolg befiel.
    Leichten Herzens bestieg er das winzige Pferd, das am Strande für ihn bereit stand, und dann ritt er an den Bergen stinkender Eingeweide und den Reihen toter Männer vorüber zum Hause el Supremos.
    Wie der Kreole da auf seinem von einem Baldachin überschatteten Thronsessel saß, hätte man meinen können, er habe den Platz seit jenem ersten, vier Tage zurückliegenden Besuch Hornblowers - dem Kapitän kam die Zeitspanne unvergleichlich viel länger vor - überhaupt nicht verlassen. »Sie haben also schon ausgeführt, was ich wünschte«, lauteten die einleitenden Worte.
    »Gestern nacht eroberte ich die Natividad«, meldete Hornblower.
    »Und, wie ich hörte, ist die Verproviantierung Ihres Schiffes beendet?«
    »Ja.«
    »Dann haben Sie, wie ich bereits bemerkte, meinen Wünschen entsprochen.«
    Auf solchen Ausdruck erhabenen Selbstbewußtseins ließ sich nichts erwidern.
    »Heute Nachmittag«, fuhr el Supremo fort, »werde ich meinen Plan zur Eroberung der Stadt El Salvador zur Ausführung bringen. Ich werde den Menschen, der sich Generalkapitän von Nicaragua nennt, gefangen nehmen.«
    »So?«
    »Die mir bevorstehenden Schwierigkeiten haben sich wesentlich verringert, Herr Kapitän. Sie wissen vielleicht nicht, daß sich die zwischen hier und El Salvador liegenden Straßen nicht in dem Zustand befinden, in dem sie sein sollten. An einer Stelle führen hundertundsiebenundzwanzig in die Lava gehauene Stufen zwischen zwei Abgründen aufwärts. Sie zu erklettern ist für ein Maultier sehr schwer, von einem Pferde ganz zu schweigen. Überdies könnte ein mit einer Muskete bewaffneter Übelgesinnter viel Unheil anrichten.«
    »Das wäre wohl anzunehmen«, nickte Hornblower.
    »Nun liegt aber El Salvador nur zehn Meilen von der Küste entfernt«, erläuterte el Supremo, »und von der Stadt führt eine gute Straße zum Hafen La Libertad. Heute Nachmittag will ich unter Benutzung der beiden Schiffe mit fünfhundert Mann dorthin segeln. Da Libertad nur hundert Meilen von hier entfernt ist, werde ich morgen in der Frühdämmerung dort eintreffen, und abends will ich in El Salvador speisen.«
    »Ha... hm«, sagte Hornblower. Er überlegte sich, wie er am besten auf die vorauszusehenden Schwierigkeiten hinweisen konnte.
    »Sie haben nur wenige Leute der Natividad getötet, Herr Kapitän«, begann el Supremo von neuem und berührte damit einen der wundesten Punkte, die der Engländer im Sinn hatte.
    »Elf. Achtzehn wurden verwundet, von denen vier wahrscheinlich nicht mehr genesen werden.«
    »Es blieben also genug zum Bedienen des Schiffes übrig?«
    »Reichlich, Senor, wenn...«
    »Das entspricht meinem Wunsche. Und dann, Herr Kapitän, muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß mich sterbliche Menschen nicht mit›Senor‹anreden. Das ist nicht respektvoll genug. Ich bin el Supremo.«
    Hornblower blieb nur übrig, sich zu verneigen. El Supremos unglaublichem Benehmen gegenüber fühlte er sich machtlos.
    »Also die Navigationsoffiziere sind noch am Leben?«
    »Ja«, erwiderte Hornblower; und da er baldigst eintretende Mißhelligkeiten vorausahnte, die er auf ein Mindestmaß zu beschränken hoffte, setzte er schluckend hinzu, »Supremo.« - »Dann«, erklärte der Despot, »werde ich die Natividad in meine Dienste nehmen. Die Offiziere werden größtenteils hingerichtet und durch meine eigenen

Weitere Kostenlose Bücher