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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gleichzeitig mißtrauisch sein, wenn sie erfuhr, daß ihr Mann mit der Tochter eines Earl, der Schwester eines Marquis, korrespondiert hatte.
    Aber jetzt war wirklich keine Zeit, über Weibergeschichten nachzudenken. Hornblower verschloß die Briefe in seinem Schreibtisch und eilte an Deck. Sich zu einem Lächeln zwingend, trat er auf den Spanier zu.
    »Ich grüße die neuen Verbündeten«, sagte er »Senor, ich bin stolz darauf, gemeinsam mit Spanien den korsischen Tyrannen bekämpfen zu können «
    Der Besucher verneigte sich.
    »Herr Kapitän«, sagte er, »wir waren in großer Sorge, daß Sie, bevor sie die von mir übermittelten Nachrichten erhielten, der Natividad begegnen würden, denn auch ihr sind Sie unbekannt. In solchem Falle wäre Ihre schöne Fregatte ernstlich zu Schaden gekommen.«
    »Ha... hm«, machte Hornblower Diese neue Wendung brachte ihn erst recht in Verlegenheit. Scharf rief er dem Fähnrich der Wache einen Befehl zu. »Holen Sie die Gefangenen aus dem Kabelgatt herauf, aber schnell!«
    Der junge Mann rannte davon, worauf sich Hornblower wieder an den spanischen Offizier wandte.
    »Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, Senor, daß letzte Woche ein unglücklicher Zufall die beiden Schiffe zusammenführte.«
    Betroffen sah der Besucher auf. Er ließ den starren Blick über das tadellos aufgeräumte Deck, über die unbeschädigte Takelage gleiten.
    »Aber zum Kampf kam es nicht, Herr Kapitän? Vielleicht... «
    Angesichts des sich nähernden, trübsinnigen Zuges erstarben ihm die Worte auf den Lippen. Er erkannte den Kommandanten und die Offiziere der Natividad . In fieberhafter Hast begann Hornblower ihre Anwesenheit an Bord zu erklären, aber es war nicht leicht, einem spanischen Kapitän zur See klarzumachen, daß die Lydia ein fast doppelt so starkes Kriegsschiff weggenommen hatte, ohne überhaupt eine Schramme davonzutragen, schwerer noch war es, ihm darzulegen, daß die Natividad neuerdings unter der Flagge von Rebellen fuhr, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die spanische Herrschaft in der Neuen Welt zu vernichten. Bleich vor Zorn und gekränktem Stolz, wandte sich der Parlamentär an den gefangenen Kommandanten, und der Unglückliche bestätigte Hornblowers Worte. Gramgebeugt erzählte er die Geschichte, die zwangsläufig zu einer kriegsgerichtlichen Verhandlung und zu seinem Ruin führen mußte Der andere begriff, daß die spanische Herrschaft über Amerika als solche in Frage stand und als ihm das zum Bewußtsein kam, drängten sich ihm quälend neue Möglichkeiten auf.
    »Die Galeone von Mimla ist in See.« schrie er plötzlich.
    »Im nächsten Monat wird sie in Acapulco erwartet. Die Natividad wird sie unterwegs abfangen.«
    Einmal jährlich kreuzte ein von den Philippinen kommendes Schiff den weiten Ozean und nie betrug der Wert der an Bord befindlichen Schätze weniger als eine Million Pfund Sterling Der Verlust mußte die ohnehin schon bankrotte spanische Regierung endgültig zugrunde richten. Betroffen sahen die drei Kapitäne einander an. Hornblower erkannte jetzt, weshalb el Supremo so bereitwillig damit einverstanden gewesen war, daß die Lydia nach Südosten segelte. Zweifellos freute ihn der Gedanke, die Natividad in nordwestlicher Richtung zu entsenden, damit sie sich für ihn jener Schätze bemächtigte.
    Monate würden vergehen, ehe die Spanier ein der Natividad gewachsenes Kriegsschiff ums Kap Hoorn herum in den Pazifik senden konnten und mittlerweile genoß el Supremo alle jene Vorteile unumschränkter Seeherrschaft wie Hornblower sie für seine eigene Flotte erhofft hatte. Der Aufstand gegen das Mutterland würde so starke Wurzeln fassen, daß nichts ihn niederwerfen konnte, zumal die Spanier offenbar in einen Kampf auf Tod und Leben mit Bonaparte verwickelt waren und für ihre amerikanischen Besitzungen weder Schiffe noch Truppen erübrigen konnten. Hornblower erkannte, was die Pflicht von ihm forderte.
    »Schön«, erklärte er unvermittelt »Ich werde mit meinem Schiff umdrehen und die Natividad niederkämpfen.«
    Sämtlichen spanischen Offizieren schien ein Stein vom Herzen zu fallen.
    »Ich danke Ihnen, Herr Kapitän«, sagte der Offizier des Luggers. »Sie werden aber zunächst Panama anlaufen, um sich mit dem Vizekönig in Verbindung zu setzen.«
    »Ja.«
    Inmitten einer Welt, in der wichtige Neuigkeiten monatelang unterwegs waren, wo tiefgehende Umwälzungen internationaler Beziehungen nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich waren, hatte

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