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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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fünfzig vor Schmerzen fast irrsinnige Verwundete. Einigen waren Arme oder Beine zerschmettert worden, und alle flehten um Hilfe, ohne daß Laurie wußte, wie er solcher Bitte entsprechen konnte.
    Hornblower geriet außer sich. »Zwei Monate hatten Sie Zeit, sich mit Ihren Pflichten vertraut zu machen, und nun fragen Sie mich, was Sie tun sollen!«
    Da Laurie auf diese Worte aber nur noch blasser wurde als zuvor, sah Hornblower ein, daß er diesem verstörten Menschen mit praktischen Ratschlägen beispringen mußte.
    »Also passen Sie auf, Laurie«, sagte er ein wenig freundlicher. »Niemand erwartet, daß Sie Wunder vollbringen.
    Tun Sie Ihr Bestes. Denen, die nun doch einmal sterben müssen, sollen Sie das Ende erleichtern. Sie haben es als dienstlichen Befehl aufzufassen, wenn ich Ihnen sage, daß alle diejenigen dazugehören, denen ein Glied abgeschossen wurde. Geben Sie ihnen Opium, fünfundzwanzig Tropfen pro Mann und nötigenfalls mehr, wenn ihnen das noch keine Erleichterung schafft. Tun Sie so, als ob Sie Verbände anlegen. Erzählen Sie ihnen, daß sie unbedingt durchkommen und für die nächsten fünfzig Jahre eine Pension beziehen werden. Bei den leichteren Fällen muß Ihnen der gesunde Menschenverstand das Richtige sagen. Verbinden Sie, um die Blutung zum Stehen zu bringen.
    Gebrochene Knochen werden geschient. Keiner der Kranken wird unnötig bewegt. Die Leute müssen ruhig bleiben. Jeder bekommt einen Schluck Rum, und Sie versprechen ihm eine zweite Auflage, wenn er einige Stunden still liegen bleibt. Ich habe noch keinen Jantje kennengelernt, der nicht für einen gehörigen Schnaps den Teufel aus der Hölle holte.
    Verschwinden Sie jetzt, Mann, und halten Sie sich an meine Befehle.«
    »Aye, aye, Sir.«
    In Lauries Kopf hatten nur die eigenen Verantwortlichkeiten Platz. Er eilte davon, ohne sich um den Höllenspektakel zu kümmern, der auf dem Oberdeck herrschte. Hier war nämlich einer der Zwölfpfünder losgekommen, dessen Zurrings von der letzten Breitseite der Natividad zerschossen worden waren. Den heftigen Bewegungen des Schiffes folgend, rollte die anderthalb Tonnen schwere Kanone hin und her, wobei sie jeden Augenblick drohte, die Bordwand zu durchschlagen. Von Galbraith geführt, suchten zwanzig Mann durch Spaken und Tauenden das Geschütz zu bändigen. Fünfzig mit Hängematten und anderem Material versehene Leute halfen dabei. Noch während Hornblower zusah, holte das Schiff heftig über, die Kanone drehte sich um sich selbst und donnerte gleich einem wütendem Bullen auf die Mannschaft los. Die Matrosen spritzten nach allen Richtungen auseinander und gaben dem rollenden Eisenklotz, dessen Lafettenräder wie eine ganze Herde Ferkel quiekten, den Weg frei. Gleich darauf rammte sich das Geschütz krachend am Großmast fest.
    »Jetzt drauf, Kerls!« schrie Hornblower. »Packt sie!«
    An der Spitze der anderen wagte Galbraith Gesundheit und Leben, als er ein Ende durch eine Lafettenöse schor. Kaum war ihm das gelungen, als eine abermalige Schlingerbewegung die Kanone herumriß und alle Bemühungen zu vereiteln schien.
    »Hängematten her!« befahl Hornblower. »Schnell davor aufschichten! Mr. Galbraith, werfen Sie das Tauende um den Mast. Whipple, scheren Sie das Ende da durch die andere Öse.
    Schnell, Mann! Recht so!«
    Hornblower hatte im Handumdrehen die Aufgabe zu Ende geführt, mit der Galbraith nicht fertig werden konnte, und zwar dadurch, daß es ihm gelang, die Leute zu einer gemeinsamen Anstrengung zusammenzufassen. Die wildgewordene Kanone war gefesselt und hilflos gemacht worden. Es blieb nun nur noch die nicht eben leichte Aufgabe übrig, sie wieder zu ihrer Stückpforte zu manövrieren und dort mit neuen Taljen festzumachen. Seit einiger Zeit stand bereits der Zimmermann neben dem Kommandanten und wartete mit Ungeduld auf die Gelegenheit, seine Meldung vorbringen zu können.
    »Über vier Fuß Wasser im Raum, Sir«, sagte Howell, indem er sich erregt die Stirn rieb. »Fast schon fünf, und es steigt schnell, soviel ich sehen kann. Kann ich noch ein paar Mann für die Pumpen haben, Sir?«
    »Erst wenn das Geschütz wieder an Ort und Stelle steht«, erwiderte Hornblower grimmig. »Was haben Sie bisher feststellen können?«
    »Sieben Schußlöcher unterhalb der Wasserlinie, Sir. Bei dem Seegang lassen sie sich nicht abdichten, Sir.«
    »Das weiß ich selbst«, schrie Hornblower. »Wo sind sie?«
    »Alle im Vorschiff, Sir. Eine Kugel hat an Steuerbord Spant 3 durchschlagen. Zwei

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