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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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andere... »Ich lasse ein Segel außenbords unter den Boden ziehen, sowie Leute verfügbar sind. Sorgen Sie dafür, daß die Mannschaft an den Pumpen weiterarbeitet.
    Melden Sie sich jetzt beim Ersten Offizier.«
    Bush und der Bootsmann waren eifrig mit dem Aufbringen eines behelfsmäßigen Kreuzmastes beschäftigt. Schon vorher hatte der Bootsmann seinem Kommandanten niedergeschlagen gemeldet, daß die Hälfte der unter der Kühl aufbewahrten Reservestengen zerschossen worden sei. Es sei jedoch eine Großmarsrah übrig, die den Anforderungen einigermaßen entspreche. Nun war es allerdings durchaus nicht leicht, das fast siebzehn Meter lange Rundholz in eine senkrechte Lage zu bringen. Diese Arbeit wäre schon bei ruhiger See sehr umständlich gewesen, jetzt natürlich steigerten sich inmitten des toll gewordenen Pazifik die Schwierigkeiten ganz erheblich und gefährdeten die arbeitende Mannschaft. Aber Bush und Harrison entwickelten eine Findigkeit und eine Tatkraft, die der Erziehung durch die Marine alle Ehre machte.
    Glücklicherweise stand noch ein drei Meter langer Stumpf des ursprünglichen Kreuzmastes, so daß man daran denken konnte, die Marsrah daran festzulaschen. Das Achterdeck wimmelte von Leuten, die sämtlich an der Vollendung der äußerst schwierigen Aufgabe mitzuwirken hatten. Mit Takeln und als Rollen verwendeten Rundhölzern war der Notmast nach achtern geschafft worden, bis er mit der einen Nock fest an dem Stumpf anlag. Harrison leitete das Anbringen der Wanten, indessen der Zimmermann mit seinen Gehilfen an der neuen Gaffel arbeitete.
    Dem Segelmacher fiel es nicht leicht, geeignete Stücke für die Notbesegelung herzustellen.
    Eine andere Gruppe arbeitete daran, die durch einen Volltreffer beschädigte Kanonade des Achterdecks wieder zu montieren, während Gerard mit den Toppsgasten oben in der Takelage war, um den am stehenden und laufenden Gut der beiden noch vorhandenen Masten angerichteten Schaden zu beheben. All das geschah im strömenden Regen und bei heulendem Wind. Die halbnackten Seeleute aber waren ebenso naß von Schweiß wie von dem Wasser des Himmels und der See. An Bord der Lydia herrschte eine anscheinend irrsinnige, in Wirklichkeit aber planmäßig geleitete Geschäftigkeit.
    Plötzlich klarte es ein wenig auf. Hornblower suchte auf dem schwankenden Deck einen festen Standpunkt zu gewinnen und führte das Fernrohr zum Auge. Die Natividad war wieder sichtbar, wenn auch ihr Rumpf der großen Entfernung wegen unter der Kimm blieb. Sie lag beigedreht in der groben, von grauen Windstreifen überzogenen See und schien ihres teilweise entmasteten Zustandes wegen ziemlich stark zu krängen.
    Hornblower konnte nichts bemerken, was auf das Aufbringen von Notmasten schließen ließ. Er hielt es für durchaus wahrscheinlich, daß sich an Bord der feindlichen Fregatte kein geeignetes Reservematerial mehr befand. Traf diese Vermutung zu, so war sie ihm auf Gnade und Ungnade ausgeliefert, sobald die Lydia achtern genug Leinwand tragen konnte, um die Luvstellung zu gewinnen. Allerdings mußte der Sturm vorher wenigstens so weit abflauen, daß die Geschütze verwendet werden konnten.
    Er musterte ringsum den Horizont. Vorläufig deutete kein Anzeichen auf ein bevorstehendes Nachlassen des Unwetters.
    Die Mittagsstunde war längst vorüber. In der kommenden Nacht verlor er die Natividad vielleicht vollends, und jedenfalls bot die Dunkelheit dem Feinde eine verlängerte Frist zur Ausbesserung der Havarien.
    »Wie lange dauert's noch, Harrison?«
    »Ich bin beinahe fertig, Sir.«
    »Sie haben auch wirklich Zeit genug gehabt für so eine simple Arbeit. Treiben Sie die Kerls gefälligst an.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Hornblower wußte, daß die Leute ihn heimlich verwünschten, er ahnte indessen nicht, daß sie ihn gleichzeitig als harten, aber gerechten Vorgesetzten verehrten, ohne sich dessen eigentlich bewußt zu sein.
    Nun meldete sich der Koch bei ihm. Der Koch und seine Gehilfen waren die einzigen, die für eine ganz bestimmte, traurige Aufgabe zur Verfügung standen. Die vierzehn Toten waren in ihre am Fußende mit einer Kanonenkugel beschwerten Hängematten eingenäht und paarweise auf Grätings bereitgelegt worden. Hornblower ließ einen langen Triller aus seiner silbernen Pfeife ertönen, und für einige Minuten ruhte jede Arbeit an Bord, während er schnell, aber doch mit dem nötigen Ernst die Bestattung der Toten vornahm.
    »Daher überantworten wir ihre sterbliche Hülle dem tiefen

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