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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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begann wieder nach seiner Gewohnheit auf dem Achterdeck hin und her zu gehen, da er es einfach nicht fertigbrachte, sich noch länger still zu halten. Wohl lief die Natividad davon, aber er wußte sehr wohl, daß sie sich erbittert zur Wehr setzen würde, wenn er sie einholte. Ihre im Batteriedeck aufgestellten schmetternden Vierundzwanzigpfünder stellten für das Holz einer leichtgebauten Fregatte ein sehr schweres Kaliber dar. Sie hatten tags zuvor wahrlich genug Unheil angerichtet. Hornblower hörte das melancholische Geräusch der Pumpen, mit denen das Wasser drunten im Raum niedrig gehalten werden mußte. Seit gestern ächzten sie unaufhörlich. Mit ihrem Notmast, mit den vielen Schußlöchern im Rumpf, durch die ungeachtet des untergezogenen Segels fortwährend Wasser einströmte, und mit einem Ausfall von vierundsechzig Mann war die Lydia nicht mehr fähig, noch ein schweres Gefecht durchzukämpfen.
    Niederlage und Tod warteten vielleicht schon hinter jenem blauen Streifen der See.
    Plötzlich stand Polwheal mit einem Tablett in Händen auf dem Achterdeck.
    »Ihr Frühstück, Sir«, sagte er. »Wenn Ihre eigentliche Zeit kommt, werden wir im Gefecht sein.«
    Mit einemmal kam es Hornblower zum Bewußtsein, wie sehr er nach einer Tasse dampfenden Kaffees verlangte. Hastig führte er sie zum Mund und trank, ehe es ihm einfiel, daß er vor diesem Untergebenen keine menschliche Schwäche zu erkennen geben durfte. »Ich danke dir, Polwheal«, nickte er, worauf er bedächtig schlürfte. »Und eine Empfehlung von der Dame, Sir, und ob sie im Orlopdeck bleiben dürfe, wenn's wieder losgeht.«
    »Ha... hm«, räusperte sich Hornblower. Er starrte den Steward an, dessen unerwartete Frage ihn aus dem Takt brachte.
    Während der ganzen Nacht hatte er sich bemüht, nicht mehr an Lady Barbara zu denken, wie ein Mann einen schmerzenden Zahn zu vergessen sucht. Das Verbleiben im Orlop bedeutete, daß Lady Barbara, nur durch ein Stück Segeltuch von ihnen getrennt, in nächster Nähe der Verwundeten weilen würde. Das war natürlich kein Platz für eine Frau, aber schließlich war es das Kabelgatt ebensowenig, wie es sich eben nicht verheimlichen ließ, daß eine Frau an Bord einer ins Gefecht segelnden Fregatte überhaupt nichts zu suchen hatte.
    »Bring sie meinetwegen unter, wo du willst, wenn sie dabei nur in Deckung bleibt«, sagte er gereizt.
    »Aye, aye, Sir. Und die Dame läßt sagen, daß Sie Ihnen für den heutigen Tag alles Glück wünscht, Sir, und... und... sie glaubt sicher, daß Sie siegen werden, Sir, weil... Sie's verdienen.«
    Polwheal stolperte heftig über seine lange Rede. Offenbar war es ihm nicht gelungen, sie so fließend auswendig zu lernen, wie es seine Absicht gewesen war.
    »Danke, Polwheal«, erwiderte Hornblower ernst. Er entsann sich des Augenblicks, da Lady Barbara gestern vom Oberdeck aus zu ihm emporgeblickt hatte. Klar und beseelt waren ihre Gesichtszüge gewesen... wie ein Schwert, dachte er, und wußte doch nicht, wie ihm ein so sonderbarer Vergleich in den Sinn kommen konnte.
    »Ha... hm«, machte er zornig. Er fürchtete, daß sich sein Gesicht entspannt und daß Polwheal womöglich erkannt hatte, woran er gerade dachte. »Geh jetzt und sorge dafür, daß die Dame alles bekommt, was sie nötig hat.«
    Die Leute hatten inzwischen gefrühstückt und strömten wieder an Deck. Nun da die bisherige Mannschaft abgelöst worden war, wurde der Rhythmus der Pumpen lebhafter. Die Geschützbedienungen standen auf ihren Gefechtsstationen, und von der Back aus beobachteten ein paar Matrosen gespannt den weiteren Verlauf der Jagd.
    »Glauben Sie, daß der Wind so bleibt, Sir?« fragte Bush, der wie ein Unglücksvogel auf dem Achterdeck erschien. »Mir scheint, die Sonne frißt ihn auf.«
    In der Tat konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß der Wind mit dem Höhersteigen des Tagesgestirns nachließ. Noch immer lief eine kurze und steile See, aber die Bewegungen der darüber hinweggleitenden Fregatte büßten jede Grazie und Leichtigkeit ein. Des steten Druckes eines guten Segelwindes beraubt, begann sie zu stoßen und zu bocken. Im Zenit nahm das Himmelsblau einen harten, metallischen Glanz an.
    »Wir kommen schnell auf«, murmelte Hornblower, der den Gegner nicht aus den Augen ließ und jetzt so tat, als beachte er die Witterungszeichen nicht.
    »Innerhalb von drei Stunden haben wir sie«, meinte Bush;
    »das heißt, wenn der Wind nicht vollends abflaut.« Schnell wurde es heiß. Der Gegensatz gegen

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