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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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doch wurde er sekundenlang nochmals ganz munter, als ihm Lady Barbara einfiel, die drunten im stickigen und dunklen Raum mit den Verwundeten zusammengesperrt war. Doch seine Spannung ließ sofort wieder nach. Das verdammte Frauenzimmer mochte für sich selbst sorgen, denn dazu war sie durchaus befähigt. Was kümmerte ihn das alles? Das Haupt sank ihm auf die Brust. Das nächste, was ihn störte, war sein eigenes Schnarchen, und sehr lange störte es ihn nicht. Ungeachtet des Lärms, den die Leute dadurch verursachten, daß sie das Schiff wieder instand setzen wollten, schlief und schnarchte er weiter.

18. Kapitel
    Was Hornblower schließlich weckte, war die Sonne, die über dem Horizont emporstieg und ihm geradewegs in die Augen schien. Blinzelnd räkelte er sich. Wie ein Kind suchte er das Gesicht mit den Händen zu stützen, um weiterschlafen zu können. Er wußte nicht gleich, wo er sich befand, und im Grunde genommen war es ihm auch gleichgültig. Dann fing er an, sich der gestrigen Ereignisse zu erinnern, und nun war es sein Bestreben, nicht mehr zu schlafen, sondern ganz wach zu werden. Seltsam, zunächst fielen ihm verschiedene Einzelheiten des Gefechts ein, ohne daß er sich des Untergangs der Natividad entsann. Doch als ihm schließlich diese Tatsache zum Bewußtsein kam, da war es mit der Schläfrigkeit endgültig vorbei.
    Er stand auf und streckte sich mühsam, denn alle Glieder taten ihm weh. Bush stand beim Ruder. In der harten Beleuchtung sah sein graues, scharfgeschnittenes Gesicht seltsam alt aus. Der Kapitän nickte ihm zu, worauf der andere dienstlich grüßte.
    Bush hatte den Dreimaster auf den schmutzigen Kopfverband gestülpt. Hornblower würde ihn angeredet haben, wäre seine Aufmerksamkeit durch einen Rundblick über das Schiff nicht sofort abgelenkt worden. Es wehte eine frische Brise, die jedoch während der Nacht die Richtung geändert haben mußte, denn die jetzt dicht beim Winde liegende Fregatte konnte gerade noch Kurs halten. Sie hatte alle Segel gesetzt. Hornblowers hastig prüfendes Auge erkannte sowohl im stehenden wie im laufenden Gut zahllose Spleißungen. Der behelfsmäßige Kreuztopp schien seiner Aufgabe gewachsen zu sein, aber sämtliche Segel zeigten Schußlöcher; einige von ihnen hatten ein Dutzend oder mehr.
    Das Schiff bekam dadurch etwas vom Aussehen eines zerlumpten Vagabunden. Auf der Liste der Tagesarbeiten stand demnach an erster Stelle das Anschlagen neuer Segel. Mit dem Ersatz einzelner Teile der Takelage konnte man noch ein wenig warten.
    Erst jetzt, nachdem Hornblower sich über Wetter, Kurs und Segel schlüssig geworden war, wandte er seinen Blick den Decks zu. Vom Vorschiff tönte das einförmige Klancklank der Pumpen herüber. Das klare Wasser, das sie aussprudelten, war der deutlichste Beweis dafür, daß man des starken Wassereinbruchs noch eben Herr wurde. In der Nähe der Kühl lag auf der Leeseite eine lange Reihe in Hängematten eingenähter Toter. Hornblower zuckte zusammen, und es bedurfte seiner ganzen Willenskraft, sie zu zählen.
    Vierundzwanzig! Und gestern waren vierzehn bestattet worden.
    Wahrscheinlich waren einige dieser Toten nachträglich gestorbene Verwundete aus dem ersten Gefecht, aber bei achtunddreißig Toten durfte man mit mindestens siebzig Verwundeten rechnen, die noch drunten im Schiff lagen. Mit anderen Worten: die Lydia hatte einen Verlust von einem Drittel ihrer Besatzungsstärke zu buchen. Wer mochten sie sein, deren verzerrte Gesichter unter dem Segeltuch der Hängematten verborgen waren?
    Derzeit gab es mehr Tote als Lebendige an Oberdeck. Bush schien bis auf ein starkes Dutzend Männer alles nach unten geschickt zu haben. Es war sehr vernünftig von ihm, denn nach den Strapazen des vergangenen Tages mußten alle erschöpft sein, und überdies arbeitete jeder siebente Mann an den Pumpen, bis die Schußlöcher abgedichtet werden konnten. Die wenigsten Leute hatten noch Willenskraft genug zum Aufhängen einer Hängematte besessen; die große Mehrzahl war einfach wo niedergesunken, wobei sie sich gegenseitig als Kopfkissen benutzten, sofern sie nicht mit härteren Unterlagen irgendwelcher Art vorliebnahmen. Aber auch abgesehen von den Toten und den noch nicht beseitigten dunklen Blutflecken, die die hellen Decksplanken verunstalteten, gab es noch manche anderen Spuren des überstandenen Gefechts. Die Decks waren kreuz und quer mit Schrammen und Furchen überzogen. Hier und da ragten noch zerfetzte Splitter auf. Schußlöcher in

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