Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Stümpfe und auf die Sauberkeit hinwies, mit der er die Arterien zusammengenäht hatte. Plötzlich aber traten jene beängstigenden Symptome auf, und fünf Tage später war Galbraith tot. Das Fieberdelirium hatte sein Ende etwas erleichtert.
    In jenen Tagen kamen Hornblower und Lady Barbara einander näher. Lady Barbara hatte bis zum bitteren Ende um das Leben des jungen Galbraith gekämpft. Ohne sich zu schonen, hatte sie ihre ganze Willenskraft aufgeboten, obwohl sie so tat, als geschehe alles ohne irgendeine Gemütsbewegung, als handele es sich eben um eine Arbeit, die getan werden mußte. Selbst Hornblower hätte sich vielleicht von solcher äußeren Gelassenheit täuschen lassen, wenn er nicht einmal ihr Gesicht beobachtet hätte, als Galbraith ihre Hände in den seinen hielt und dabei wähnte, zu seiner Mutter zu sprechen. Der sterbende Junge schwatzte fiebrig mit jenem breiten schottischen Akzent, in den er sofort verfiel, als das Delirium über ihn kam. Sie aber, in dem Bestreben, ihn zu trösten, sprach leise und ruhig auf ihn ein. So gleichmäßig klang ihre Stimme, so regungslos blieb ihre Haltung, daß Hornblower erst durch ihren schmerzlichen Gesichtsausdruck erkannte, was in ihr vorging.
    Ganz überraschenderweise empfand Hornblower tiefen Kummer, als Galbraith starb. Bisher hatte er sich selbst immer als einen Mann betrachtet, der zufrieden war, andere auszunutzen, glücklich darüber, keine menschlichen Gefühlsschwächen zu besitzen. Nun wunderte er sich, daß ihn des Midshipman Tod so traurig stimmte, daß seine Stimme bebte und ihm Tränen in die Augen traten, als er die Sterbegebete las. Heimlich warf er sich vor, zu empfindsam zu sein, und dann suchte er sich einzureden, daß er lediglich den Verlust eines brauchbaren Untergebenen bedauerte, aber er konnte sich damit nicht beruhigen. Wie um seine Gedanken loszuwerden, stürzte er sich in den Dienst. Immer wieder trieb er die mit der Instandsetzung der Lydia beschäftigten Leute zur Tätigkeit an, doch wenn er an Deck oder bei Tisch dem Blick der Lady Barbara begegnete, so geschah es mit einem Wohlwollen, das er bisher nicht empfunden hatte. Jetzt bestand so etwas wie ein Verstehen zwischen ihnen. Übrigens sah Hornblower die Dame nur selten. Zuweilen speisten sie zusammen, doch war stets zum mindesten ein anderer Offizier anwesend, und im allgemeinen kümmerte er sich um seine dienstlichen Obliegenheiten, während sie sich der Verwundetenpflege widmete. Beide hatten keine Zeit, und dem Kapitän fehlte es zudem an der nötigen Energie, um die milden Tropennächte für einen Flirt zu nutzen. Als man in den Golf von Panama einlief, bekam Hornblower vollends so viel zu tun, daß alle Möglichkeiten dieser Art in nichts zerrannen.
    An Backbord voraus erschienen gerade die Perleninseln, und die hart beim Winde segelnde Lydia nahm Kurs auf die noch eine Tagesreise weit entfernte Stadt Panama, als in Luv der Küstenschutz-Lugger auftauchte, der dem Briten schon einmal begegnet war. Sowie die Lydia in Sicht kam, hielt er auf sie zu, während Hornblower den anliegenden Kurs weitersteuerte. Die Aussicht, den Hafen von Panama anzulaufen - mochte das Nest auch vom Fieber heimgesucht und überhaupt recht erbärmlich sein -, versetzte ihn in gehobene Stimmung, denn nachgerade zehrte die dauernde Anstrengung, die Lydia schwimmend zu erhalten, an seinen Nerven.
    Zwei Kabellängen querab der Fregatte drehte der Spanier bei, und wenige Minuten später enterte der Hornblower bereits vom letztenmal her bekannte elegante, in eine prachtvolle Uniform gekleidete Offizier über die Seite der Lydia .
    »Guten Morgen, Herr Kapitän«, sagte er mit tiefer Verbeugung. »Ich hoffe, daß Eure Exzellenz sich bei bester Gesundheit befinden.«
    »Ich danke«, sagte Hornblower.
    Neugierig sah sich der Besucher um. Die Lydia trug noch manche Spuren des überstandenen Kampfes, und die Reihe der in ihren Hängematten ruhenden Verwundeten verriet einen guten Teil dessen, was sich ereignet hatte. Hornblower fiel das zurückhaltende Benehmen des Spaniers auf. Der Mann schien darauf zu warten, daß sich ihm etwas bisher Unbekanntes enthüllen würde.
    »Wie ich sehe, ist Ihr schönes Schiff unlängst im Gefecht gewesen«, sagte er. »Hoffentlich haben Exzellenz Glück gehabt.«
    »Wir haben die Natividad versenkt, wenn Sie das damit meinen«, erwiderte Hornblower brutal. »Versenkt, Herr Kapitän?«
    »Ja.«
    »Sie ist vernichtet?«
    »Ja.«
    Die Gesichtszüge des anderen strafften sich;

Weitere Kostenlose Bücher