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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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können, daß sich dahinter ein Wasserbecken erstreckte.
    Hornblower hob den Blick, als man die Ecke umsegelte und sich die Bucht vor den Engländern auftat. Überall ragten Berge empor, doch im inneren Winkel fiel das Gelände nicht ganz so steil ab, und dort am unteren Rande des grünen Uferstreifens, der die Bucht einsäumte, leuchtete goldgelber Sand. Dort also mußte sich der Boden finden, den Hornblower suchte.
    »Dies sieht sehr brauchbar aus«, sagte er zu Bush. »Jawohl, Sir; wie geschaffen für unsere Zwecke.«
    »Dann wollen wir ankern und sofort mit der Arbeit beginnen.« Furchtbar heiß war es innerhalb dieser kleinen, zur Insel Coiba gehörenden Bucht. Die ragenden Berge hielten jeden Luftzug fern und strahlten gleichzeitig Wärme aus. Als die Ankerkette aus der Klüse rasselte, fühlte Hornblower, wie sich ihm die Hitze auf die Sinne legte. Obwohl er regungslos droben auf der Hütte stand, war er naß von Schweiß. Er sehnte sich nach einem Bad und der Möglichkeit, in Ruhe den kühleren Abend zu erwarten, doch durfte er sich solchen Luxus nicht leisten. Wie immer, war auch jetzt die Zeit von größter Wichtigkeit. Er mußte sich gut verstecken, ehe die Spanier ihn aufzuspüren vermochten.
    »Rufen Sie den Kutter zurück«, befahl er dem Ersten Offizier.
    An Land war es noch drückender als auf dem Wasser.
    Hornblower ließ sich zum sandigen Ufer rudern. Unterwegs wurde gelotet, und mit Sorgfalt prüfte er die Bodenprobe, die am Talg des Bleilotes haftete. Zweifellos bestand der Untergrund aus Sand. Man konnte also die Lydia getrost aufsetzen. Er landete im luftlosen Dschungel. Nirgends wurde das Dickicht von Pfaden durchzogen, was mit Sicherheit darauf schließen ließ, daß hier keine Menschen hausten. Im Kampf ums Dasein hatte sich die aus hohen Bäumen, Buschwerk, Schlingpflanzen und Schmarotzern bestehende Vegetation gänzlich ineinander verfilzt. Fremdartige Vögel flatterten mit seltsamen Lauten durch das grüne Zwielicht. Der Dunst vermodernder Gewächse drang Hornblower in die Nase. Das schußbereite Gewehr in den Händen, folgte er seiner Begleitung, die schwitzend einen Weg durch diesen Urwald bahnte. Unweit der Einfahrt trat er dort, wo die Felsen für die Bewachsung zu steil wurden, wieder ins blendende Sonnenlicht hinaus.
    Schweißgebadet und erschöpft erkletterte er die steilen Hänge.
    Träge lag die Lydia auf dem leuchtenden Blau der kleinen Bucht. Jenseits des Kanals ragte düster das andere Kap empor, dessen abschüssige Flanken Hornblower durchs Fernrohr musterte. Dann begab er sich an Bord zurück, um seine Leute zu fieberhafter Tätigkeit anzuspornen. Ehe man die Lydia aufsetzen konnte, ehe der Zimmermann mit seinen Gesellen den Boden bearbeiten konnte, mußte sie erleichtert werden. Und bevor man sie wehrlos auf die Seite legen durfte, war es unerläßlich, die Bucht gegen einen etwaigen feindlichen Angriff zu sichern.
    Takel wurden angeschlagen und mit ihrer Hilfe die zwei Tonnen schweren Achtzehnpfünder aufgeheißt. Bei sehr vorsichtigem Verfahren und tadellosem Trimmen konnte der Kutter gerade eins dieser Ungeheuer tragen. Stück um Stück schaffte man sie zu den Vorgebirgen, wo Rayner und Gerard mit einem Kommando bereits eifrig an der Herstellung von Bettungen arbeiteten. Arbeitsabteilungen waren eingeteilt worden, um behelfsmäßige Zugangswege zu den Klippen herzustellen, und kaum waren diese einigermaßen fertig, als die Geschützbedienungen anfingen, mit Takeln und Langtauen ihre Geschütze auf die Höhe zu schaffen. Pulver und Kugeln folgten ebenso wie die für die Batteriebesatzungen erforderlichen Lebensmittel und Wassermengen. Nach sechsunddreißigstündiger angestrengtester Tätigkeit war die Lydia um hundert Tonnen erleichtert worden und der Zugang zur Bucht derartig gesichert, daß jeder, der den Versuch hätte wagen wollen, die Einfahrt zu forcieren, sich zunächst mit zwanzig Kanonen hätte auseinandersetzen müssen.
    Mittlerweile war ein anderes Kommando angestrengt am sandigen Ufer der Bucht beschäftigt gewesen. Die Leute rodeten einen Teil des Waldes und schufen aus den gefällten Baumstämmen eine primitive Brustwehr. In das solcherweise geschaffene Fort schleppte man mit Pökelfleisch gefüllte Fässer, Mehlsäcke und Munition, bis die Lydia nur noch einer leeren Schale glich, die auf den kleinen Wellen der Bucht dümpelte.
    Für sich selbst spannten die Matrosen Persennings oder Zeltleinen auf, um sich gegen die gelegentlich niedergehenden tropischen

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