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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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das Verladen störrischer Maultiere und das Anbordheißen größere Schwierigkeiten bereiten würde als die Überführung der Geschütze.
    Weiter ging die Arbeit. Mit der ihr arteigenen boshaften Widerspenstigkeit stürzte eine der Kanonen während des Transports durch die Schlucht um und löste sich dabei von der Lafette. Die Bedienungsmannschaften ließen sich dadurch jedoch nicht aufhalten. Mit Hilfe der Handspaken wuchteten sie die Eisenmasse den Hang hinunter, rollten sie wie ein Faß über den Sand, über die Rampe und ins wartende Boot. Die Schiffe besaßen Takel, die das Gewicht größtenteils aufhoben. Mit ihrer Hilfe ließ sich das Geschütz binnen kürzester Frist wieder montieren. Hornblower gab sein Pferd ab, um es verladen zu lassen, während er selbst zu einem hoch gelegenen Punkt der Klippe emporstieg, von dem aus er sowohl den Strand als auch den quer zum oberen Ende der Schlucht verlaufenden Höhenzug übersehen konnte, auf dem die Nachhut den letzten Widerstand leisten mußte. »Laufen Sie zum Herrn Major Laird«, rief er Brown zu. »Melden Sie ihm, daß jetzt alles drunten am Strande ist.« Zehn Minuten später begannen die Ereignisse einen schnellen Verlauf zu nehmen. Brown mußte die Marineinfanterie bereits im endgültigen Zurückgehen getroffen haben, denn die Rotröcke strömten den Weg herauf, um den Klippenrand entlang eine Aufnahmestellung zu beziehen. Ihre Linie dehnte sich fast bis zu Hornblowers Standpunkt aus. Die Franzosen drängten nach. Hornblower sah Bewegung zwischen den Büschen, und überall flackerte lebhaftes Schützenfeuer.
    »Aufgepaßt, Sir!« schrie Longley plötzlich. Er versetzte seinem Kommandanten einen Rippenstoß, der ihn von der Felsplatte heruntertaumeln ließ, auf der er Aufstellung genommen hatte.
    Ein paar Kugeln sangen über ihn hinweg. Gleichzeitig brach französische Infanterie - es mochten über fünfzig Mann sein - aus dem vorliegenden Gestrüpp hervor und näherte sich im Laufschritt. Sie befand sich zwischen Hornblower und dem Flügel der Seesoldaten. Wollte er entkommen, so blieb nur ein Abstieg über die steil abfallenden Klippen übrig. Hornblower zögerte keine Sekunde. »Hierher, Sir!« rief Longley mit hoher Stimme. »Hier herunter!«
    Mit affenartiger Gewandtheit ließ sich der Kadett auf ein schmales Felsband niedergleiten und winkte Hornblower, ihm zu folgen. Zwei blau uniformierte französische Infanteristen stürzten sich mit gefälltem Bajonett auf den englischen Seeoffizier. Einer von ihnen brüllte etwas, was Hornblower nicht verstand. Kurz entschlossen sprang er dem jungen Longley nach und erreichte auch den fast vier Meter tiefer gelegenen Vorsprung. Dann aber lag eine mehr als dreißig Meter hohe Wand unter ihm. Longley ergriff seinen Arm und beugte sich mit verblüffender Kaltblütigkeit weit vor, um die Abstiegmöglichkeit zu erkunden.
    »Hier geht's am besten, Sir. Sehen Sie den Busch dort? Wenn wir den erreichen, müssen wir auch dahin gelangen, wo ein Seitenarm der Schlucht endet. Soll ich vorangehen, Sir?«
    »Ja«, sagte Hornblower.
    Droben am Hang krachte ein Gewehrschuß. Hornblower spürte den von der Kugel verursachten Luftzug. Die Franzosen feuerten vom oberen Rande des Steilhanges. Longley holte tief Atem, machte einen Sprung das Felsband entlang, sauste, Staub und Steine mitreißend, in die Tiefe und bekam richtig den Busch zu packen, auf den er seinen Kommandanten aufmerksam gemacht hatte. Von dort aus setzte er seinen Weg behutsamer fort, bis er einen zum Ausruhen geeigneten Platz fand, und winkte. Hornblower raffte seinen Mut zusammen, um den Sprung zu wagen, stutzte aber, als eine Kugel dicht vor seinen Füßen einschlug. Das Gesicht der Klippenwand zugekehrt, sprang er. Er fühlte, wie ihm im Niedergleiten das Felsgestein die Uniform zerriß. Dann krachte er in den Busch und griff, nach Halt suchend, wild um sich.
    »Jetzt hier herüber, Sir. Halten Sie sich an dem Vorsprung da fest. Schieben Sie Ihren Fuß in den Spalt... Nein, nicht den linken Fuß! Den anderen meine ich!«
    Longleys Stimme klang immer höher, während er weiterkletternd seinem Vorgesetzten die nötigen Anweisungen gab. Hornblower haftete an den Felswand wie eine Fliege an der Fensterscheibe. Alle Glieder taten ihm weh, denn die Ereignisse der letzten Tage und Nächte hatten seine Kräfte großenteils aufgezehrt. Zwischen seinem Standpunkt und dem des Seekadetten klatschte eine Kugel ins Gestein. Ein Felssplitter traf sein Knie. Unwillkürlich sah er

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