Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
darauf nieder, und beim Anblick der unter ihm gähnenden Tiefe empfand er Schwindel.
    In seinem Zustand der Erschöpfung hätte er am liebsten losgelassen, um einen schnellen Tod zu finden.
    »Los, Sir!« rief Longley. »Gleich haben wir's geschafft. Sehen Sie nicht nach unten!«
    Er riß sich zusammen. Schritt um Schritt bewegte er sich, den Anweisungen Longleys folgend, seitwärts.
    »Einen Moment, bitte«, vernahm er die Stimme des Seekadetten. »Warten Sie eben, bis ich das nächste Stück erkundet habe.«
    Mit schmerzenden Armen und Beinen klammerte sich Hornblower fest. Stumpf vor Erschöpfung drückte er das Gesicht gegen die Wand. Und dann vernahm er Longleys Stimme neben sich.
    »Jetzt nur noch ein kurzes, schwieriges Stück, Sir. Stellen Sie Ihren Fuß da auf den kleinen Vorsprung, da, wo der Grasbüschel wächst.«
    Man mußte eine Ausbuchtung der Felsmauer umgehen.
    Während einer schrecklichen Sekunde fand Hornblowers linker Fuß keinen festen Halt und tastete ins Leere. Dann war das Schlimmste überstanden.
    »Hier können sie uns nicht sehen, Sir. Ruhen Sie ein wenig, wenn Sie wollen«, sagte Longley tröstend.
    Der Länge nach und mit abwärts gewandtem Gesicht lag Hornblower in der muldenförmigen Vertiefung. Für ein Weilchen verspürte er nichts als wohltuende Entspannung, aber gleich darauf fiel ihm alles wieder ein... die eigene Würde, die Arbeiten drunten am Strand und das von Laird geleitete Rückzugsgefecht. Er richtete sich in sitzende Haltung auf und blickte hinunter. Jetzt, da er festen Boden unter sich spürte, machte ihm die Tiefe keinen Eindruck mehr. Es wurde schon langsam dunkel, und der Strand war frei von Geschützen. Nur noch wenige Tragtiere warteten darauf, in die Boote verladen zu werden. Droben auf dem Höhenkamm schien das Schützenfeuer zu verebben. Entweder gaben die Franzosen die Hoffnung auf, einen greifbaren Erfolg zu erringen oder sie sammelten ihre Kräfte zum letzten, entscheidenden Vorstoß.
    »Vorwärts«, sagte Hornblower scharf.
    Der Rest des Abstiegs war leicht. Als man rutschend und kletternd den weichen Sand des Strandes erreichte, tauchte plötzlich Brown auf, dessen besorgtes Gesicht sich beim Anblick seines Kommandanten aufhellte. Cavendish beaufsichtigte das Klarmachen des letzten Kutters.
    »Ausgezeichnet, Mr. Cavendish. Die Seeleute folgen als nächste. Sind die armierten Boote klar? »Jawohl, Sir.«
    Mittlerweile war es fast völlig dunkel geworden, und am Himmel stand nur noch ein Widerschein des Tageslichts, als die Marineinfanterie aus der Schlucht hervorquoll und sich über den Strand verbreitete. Die letzten Schüsse wurden von den am Bug der beiden Barkassen montierten Vierpfündern verfeuert, während die Nachhut der Seesoldaten durch das seichte Wasser klatschend zu ihnen hinauswatete. Die langen, roten Zungen des Mündungsfeuers beleuchteten die dunklen Massen der verfolgenden Franzosen. Der auf sie verfeuerte Kartätschenhagel wurde vom Wehgeschrei der Getroffenen beantwortet.
    »Eine wirklich sehr hübsche Kampfhandlung«, meinte der Major Laird, der am Heck der neben der Kommandantengig liegenden Barkaß Platz genommen hatte.
    Der todmüde Hornblower war geneigt, ihm recht zu geben, obwohl er seiner durchnäßten Hosen wegen fröstelte und ihn die zerschundenen Hände schmerzten. Auch an anderen Stellen des Körpers brannten die Hautabschürfungen und Prellungen wie höllisches Feuer.
    Unter dem taktmäßigen Schlag der Riemen glitt die Gig über die stille See auf ein Schiff zu, von dem das Wiehern von Pferden herüberdrang, indessen sich bereits stechender Stalldunst bemerkbar machte.
    Hornblower taumelte an Deck. Er merkte, daß der Bootsmannsmaat, der mit der Laterne leuchtete, einen erstaunten Blick auf seine zerfetzte Kleidung und auf sein bleiches Gesicht warf. Ohne sich umzusehen, schritt er an der dunklen Reihe der hinten und vom an den in das Oberdeck eingelassenen Ringbolzen festgebundenen Pferde und Maultiere vorüber seiner Kajüte zu. Er mußte zwar einen Bericht für den Geschwaderchef schreiben, aber das konnte wahrhaftig bis Tagesanbruch warten.
    Polwheal war da und hatte den von Kerzen erleuchteten Tisch gedeckt. Hornblower konnte sich später nicht entsinnen, etwas gegessen zu haben, doch erinnerte er sich dunkel daran, daß Polwheal geholfen hatte, ihn zu Bett zu bringen. Ganz klar aber blieben die Worte in seinem Gedächtnis haften, die er durch die Tür hindurch gehört hatte, als Polwheal mit dem draußen vor der

Weitere Kostenlose Bücher