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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Haltung zur Schau zu tragen. Eine dieser Auspeitschungen mochte dem davon Betroffenen ganz guttun; es handelte sich um einen gedienten Mann, der offenbar das Gelernte vergessen hatte und einer energischen Aufmunterung bedurfte. Die anderen vier konnten zum mindesten nicht viel Unheil anrichten, denn die Bestraften wären doch niemals brauchbare Seeleute geworden. Viehische Kerle waren es, die nur durch brutale Behandlung gebändigt werden konnten. Hornblower hatte sie geopfert, um den wilderen Elementen an Bord zu zeigen, wessen sie sich zu gewärtigen hatten, wenn sie den ihnen erteilten Befehlen nicht aufs Wort gehorchten. Nur durch solche Veranschaulichungen konnte er auf die primitiven Gemüter einwirken, aber die Dosis war mit der allergrößten Vorsicht zu verabfolgen; sie durfte weder zu groß noch zu klein sein. Hornblower gewann den Eindruck, daß er gerade das zutreffende Maß gefunden hatte.
    Noch einmal sah er umher, um die Schönheit der Szene auf sich wirken zu lassen. Das saubere Schiff, die weißen Segel und der blaue Himmel boten einen prächtigen Anblick; das Scharlachrot und Gelbbraun der Seesoldatenuniformen, das Blau und Gold der Offiziere. Schön war es auch, daß ungeachtet der Musterung das pulsierende Leben des Schiffes andauerte.
    Während über vierhundert Männer wie erstarrt an Oberdeck standen, richtete der beim Kompaß stehende Steuermann seine gesammelte Aufmerksamkeit auf die Beibehaltung des Kurses.
    Der droben im Vortopp kauernde Posten Ausguck und der wachhabende Offizier, der mit seinem Fernrohr den Horizont absuchte, waren lebendige Beweise dafür, daß der Dienst des Königs keine Unterbrechung duldete.
    Hornblower schickte sich an, die Musterung vorzunehmen.
    Auf und nieder schritt er an den Viererreihen der Seesoldaten entlang, doch obwohl sein Auge mechanisch über die Leute schweifte, bemerkte er in Wirklichkeit so gut wie nichts. Er durfte sich darauf verlassen, daß der Hauptmann Morris und seine Sergeanten für tadellosen Anzug, einschließlich frisch geweißter Koppel und geputzter Knöpfe, sorgten. Seesoldaten konnten in einer Weise gedrillt werden, die sich den Matrosen gegenüber nicht anwenden ließ.
    Er wandte sich den Seeleuten zu, deren Divisionsoffiziere vor den Untergebenen Aufstellung genommen hatten. Hier belebte sich Hornblowers Interesse. Die Leute sahen in ihrem weißen Zeug gut aus. Hornblower fragte sich, wie viele von ihnen wußten, daß die Kosten der Kleidung von der geringen Löhnung abgezogen wurden. Einige der Neueingestellten hatten einen argen Sonnenbrand erlitten, da sie sich tags zuvor in leichtsinniger Weise der starken Bestrahlung ausgesetzt hatten.
    Ein blonder kräftiger Bursche hatte sowohl an den Unterarmen als auch am Nacken und an der Stirn die Haut verloren.
    Hornblower erkannte in ihm Waites, den wegen Schafraubes eingesperrten Sträfling. Eine mehrmonatige Untersuchungshaft hatte seine Haut gebleicht. Die betroffenen Stellen sahen schlimm aus.
    »Sorgen Sie dafür«, wandte sich Hornblower an den Korporalschaftsführer, »daß der Mann heute nachmittag zum Wundarzt geht. Er muß sich mit Gänsefett einreihen. Vielleicht wird ihm auch noch etwas anderes verschrieben.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Weiter schritt Hornblower an den Reihen entlang, wobei er jeden Mann scharf ins Auge faßte. Gesichter waren da, deren er sich wohl entsann, ohne doch einen Namen nennen zu können; Gesichter, die er schon vor zwei Jahren drunten in der Südsee an Bord der Lydia gesehen hatte, und solche, auf die sein Blick erst vor wenigen Tagen zum erstenmal gefallen war, als Gerard seine verschüchterten Gefangenen von St. Ives herüberbrachte.
    Dunkelhäutige Gesichter und blasse, halbwüchsige Burschen und ältere Männer, blaue, braune und graue Augen. Eine ganze Flut im einzelnen geringfügiger Eindrücke überfiel Hornblower.
    Später, in der Zurückgezogenheit der Heckgalerie, würde er aus ihnen in den großen Zügen einen Plan entwerfen, durch den er die Ausbildung der Besatzung zu fördern gedachte.
    »Wie heißt der Mann dort?... Dawson? Nein, Dawkins. Sieht verdrossen aus. Einer von den Leuten Goddards. Scheint die Auspeitschung noch nicht vergessen zu haben. Muß ich mir merken.«
    Die Sonne brannte hernieder, während die Sutherland sanft in der Dünung rollte. Von der Mannschaft lenkte Hornblower seine Aufmerksamkeit auf das Schiff - die Bodenstücke der Geschütze, die Art, wie das Tauwerk aufgeschossen war, die Sauberkeit des Decks, der Kombüse

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