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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Geldes war eine hübsche Geste, und während er die Börse ergriff, kam er sich angesichts der Pläne, die er hinsichtlich des Geleitzuges geschmiedet hatte, wie ein Judas vor.
    »Und ich«, ließ sich Osborn vernehmen, »bin der Überbringer einer Einladung, durch die Sie und Ihr Erster Offizier freundlichst gebeten werden, an unserem Mittagessen an Bord der Lord Mornington teilzunehmen.«
    Anscheinend lebhaft bedauernd schüttelte Hornblower den Kopf.
    »In zwei Stunden trennen sich unsere Wege«, sagte er. »Ich wollte gerade das entsprechende Signal heißen lassen, und es tut mir aufrichtig leid, Ihrer liebenswürdigen Aufforderung nicht Folge leisten zu können.«
    »Auch wir bedauern diesen Umstand außerordentlich«, meinte Lord Eastlake. »Das zehntägige schlechte Wetter beraubte uns des Vergnügens, mit den Herren Seeoffizieren zusammenzukommen. Ließe sich Ihr Entschluß nicht abändern, Herr Kapitän?«
    »Ich stehe im Dienste Seiner Majestät, Mylord, und ich habe die sehr klaren Befehle der Admiralität zu befolgen.«
    Gegen solche Erklärung vermochte der Gouverneur von Bombay natürlich keine Einwendungen zu erheben.
    »Ich verstehe das«, nickte er. »Würden Sie mir aber zum mindesten die Freude gewähren, die Bekanntschaft Ihrer Herren Offiziere zu machen?«
    Auch dies war eine liebenswürdige Geste. Hornblower ließ seine Offiziere rufen und stellte sie der Reihe nach vor; den hornhändigen Kapitänleutnant Bush, den hübschen und eleganten Gerard, den Hauptmann Morris von der Marineinfanterie und sämtliche übrigen im Offiziersrang stehenden Untergebenen bis hinunter zum jüngsten Seekadetten.
    Sie alle waren entzückt von solcher Begegnung mit einem Lord.
    Endlich schickte sich Lord Eastlake an, von Bord zu gehen.
    »Leben Sie wohl, Herr Kapitän«, sagte er, dem Kommandanten die Rechte entgegenstreckend. »Ich wünsche Ihnen eine glückliche Reise ins Mittelmeer.«
    »Danke verbindlichst, Mylord. Mögen Sie Ihrerseits eine gute Reise nach Bombay erleben; und möge Ihnen viel Erfolg in Ihrer neuen Stellung beschieden sein.«
    Während er ihnen nachsah, wog Hornblower noch immer die Börse in der Hand - einen bestickten Leinenbeutel, an dem noch unlängst jemand eifrig gearbeitet haben mußte. Er spürte das Gewicht des Goldes und das Knistern der Banknoten. Gern hätte er die Summe als Prisengeld betrachtet und sie nach den dafür gültigen Regeln verteilt, aber er sagte sich, daß er eine solche Belohnung nicht von Zivilpersonen annehmen durfte.
    »Mr. Bush«, sagte er, als das Boot ablegte. »Die Leute sollen drei Hurras ausbringen.«
    Lord Eastlake und Kapitän Osborn freuten sich sichtlich über die Ehrung. Hornblower sah, wie das Boot wieder zur Lord Mornington kroch. Vierhundert Guineen! Es war viel Geld, aber er gedachte nicht, sich bestechen zu lassen. Und im gleichen Augenblick, da ihm solches klar wurde, stand auch sein Entschluß fest, um den er seit vierundzwanzig Stunden gerungen hatte. Er wollte der Ostindischen Kompanie einen Begriff von der Unbestechlichkeit des Kapitäns Horatio Hornblower geben.
    »Mr. Rayner, lassen Sie die Barkaß und die Pinnaß klarmachen, und steuern Sie das Schiff auf die Leeseite des Geleitzuges. Die Boote werden zu Wasser gefiert, sowie die entsprechende Position erreicht ist. Mr. Bush und Mr. Gerard...«
    Inmitten der Geschäftigkeit des Wendemanövers erteilte Hornblower kurz seine Befehle. Zum erstenmal im Verlauf seiner Dienstzeit wagte Bush Einwendungen zu machen.
    »Es handelt sich um Schiffe der Kompanie, Sir.«
    »Dieser Ansicht bin ich ebenfalls«, erwiderte der Kommandant spöttisch. Er war sich des Wagnisses vollauf bewußt, das er durch die Wegnahme von Leuten der Ostindischen Kompanie auf sich nahm. Nicht nur beleidigte er dadurch die mächtigste Handelsorganisation Englands, sondern er verstieß auch gegen die Befehle der Admiralität. Er brauchte indessen die Leute; er brauchte sie unerhört dringend, und die Schiffe, von denen er sie sich holen wollte, würden erst bei der Insel St. Helena wieder Land zu sehen bekommen. Eine Beschwerde konnte frühestens in drei bis vier Monaten in England eintreffen, und ein halbes Jahr würde verstreichen, bis ihn ein entsprechendes Dienstschreiben im Mittelmeer erreichen konnte. Ein sechs Monate altes Verbrechen dieser Art würde schwerlich mit allem Nachdruck geahndet werden, und überhaupt war er bis dahin möglicherweise tot. »Die Boote sind mit Pistolen und Entermessern auszurüsten, damit man

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