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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Verfügung der Admiralität entsprechend jeden Sonntag auf jedem Schiff Seiner Majestät verlesen werden mußten. Er hatte die bedeutungsvollen Sätze schon mindestens fünfhundertmal vorgelesen, kannte sie auswendig und sprach sie gut. Dies war besser als irgendeine unklare Predigt; hier handelte es sich um eine schwarz auf weiß niedergeschriebene Vorschrift, um einen nüchternen Aufruf zur Pflicht. Sie enthielt keine gefühlvollen Redewendungen, keine Fanfarenstöße, sondern nur die kalte Folgerichtigkeit einiger Gesetze, die dem britischen Reiche während eines siebzehnjährigen Ringens Schutz gewährt hatten.
    An der atemlosen Stille, die sich über das Oberdeck verbreitet hatte, erkannte er, daß es ihm gelungen war, die Aufmerksamkeit der Besatzung zu fesseln, und als er das Blatt zusammenfaltete und niederlegte, fiel sein Blick auf ernste, entschlossene Gesichter. Der in der ersten Reihe sitzende Schiffsjunge hatte seine Tränen vergessen. Ein verträumter Ausdruck erschien in seinen Augen. Offensichtlich nahm er sich vor, fortan seine Pflichten besser zu erfüllen als bisher.
    Vielleicht träumte er auch davon, dereinst selbst Kapitän zu werden, als Kommandant eines Linienschiffes einen mit goldenen Tressen geschmückten Rock zu tragen und Heldentaten zu vollbringen.
    In jähem Stimmungsumschwung erwog Hornblower, ob hochherzige Empfindungen den Jungen gegen Kanonenkugeln schützen konnten... er entsann sich eines anderen Schiffsjungen, der, von einem Geschoß der Natividad getroffen, vor seinen Augen zu einer unförmigen Masse zermalmt worden war.

8. Kapitel
    Nachmittag. Hornblower ging auf dem Achterdeck auf und nieder. Die ihn bewegende Frage war so schwierig, daß er die Heckgalerie verlassen hatte, auf der er sich nicht so schnell bewegen konnte. Die auf dem Achterdeck Beschäftigten erkannten seine Laune und hielten sich wohlweislich auf der Leeseite, wodurch ihm eine fast dreißig Meter lange Strecke der Luvseite verblieb. Hin und her schritt er; hin und her, wobei er sich inbrünstig bemühte, zu einem festen Entschluß zu gelangen.
    Unter westlicher, dwars einfallender Brise glitt die Sutherland langsam durchs Wasser. Nur wenige Kabellängen von ihr entfernt und in Lee stand der Geleitzug, der sich zusammengedrängt hatte.
    Mit schnappendem Laut schob Gerard das Fernrohr zusammen.
    »Boot von der Lord Mornington hält auf uns zu, Sir«, meldete er. Er wollte seinen Kommandanten frühzeitig auf den bevorstehenden Besuch aufmerksam machen, um ihm Gelegenheit zu geben, sich als unerreichbar in die Kajüte zurückzuziehen, aber er wußte auch genauso wie Hornblower, daß es für einen Seeoffizier nicht ratsam war, den an Bord der Ostindienfahrer eingeschifften Standespersonen allzu grob zu begegnen.
    Hornblower warf einen Blick auf das Boot, das wie ein Insekt über die Meeresoberfläche kroch. Zehn Tage lang hatte der aus Nordwesten wehende starke Wind die Reise kräftig gefördert, so daß der Geleitzug bereits querab von Nordafrika stand, auf welcher Breite Hornblower seine bisherigen Schutzbefohlenen entlassen sollte. Überdies hatte das Wetter bis vor kurzem jeden Verkehr von Schiff zu Schiff verhindert. Gestern war ein lebhafter Verkehr zwischen den Einheiten des Geleitzuges festzustellen gewesen, und es stand durchaus zu erwarten, daß er - Hornblower - heute offizielle Besuche empfangen würde, die sich nicht gut abweisen ließen. Innerhalb von zwei Stunden sollte die endgültige Trennung stattfinden. Die Quälerei konnte also nicht sehr lange dauern. Das Boot schor längsseit, und Hornblower trat zum Fallreep, um seine beiden Gäste, den Kapitän Osborn von der Lord Mornington , der feierlich im Frack war, und einen großen und knochigen, mit Ordensband und Stern geschmückten Zivilisten zu empfangen.
    »Guten Tag, Herr Kapitän«, sagte Osborn. »Ich erlaube mir, Ihnen Lord Eastlake, den neuen Gouverneur von Bombay, vorzustellen.«
    Die Herren verneigten sich voreinander, worauf sich Lord Eastlake räusperte.
    »Ich komme, Herr Kapitän Hornblower, Sie zu bitten, diese mit vierhundert Guineen gefüllte Börse zur Verteilung an die Besatzung Ihres Schiffes entgegenzunehmen. Sie wurden von den Passagieren des ostindischen Geleitzuges gesammelt in Anerkennung der Geschicklichkeit und des Mutes, die von der Sutherland gelegentlich des bei Ushant gelieferten Seegefechts bekundet wurden.«
    »Im Namen meiner Besatzung danke ich Euer Lordschaft«, erwiderte Hornblower.
    Die Überreichung des

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