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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Einzelheiten zu verlieren.
    »Scheren Sie sich zum Teufel«, knurrte Hornblower.
    Die Aussicht auf eine nervenberuhigende Einsamkeit war verdorben. Später am Tage mußte eine Bestattung stattfinden mit halbmast gesetzter Flagge. Das war schon an sich lästig.
    Und obendrein hatte ausgerechnet Hart fallen müssen, ein großer junger Mann, der durch sein offenes und freundliches Lächeln aufgefallen war. Hornblowers Laune war gründlich verdorben worden.
    Bush stand auf dem Achterdeck. Er strahlte geradezu wegen der Ereignisse des Tages und der Aussicht, die Leute vier geschlagene Stunden segelexerzieren zu lassen. Gern würde er gesprochen haben, und das gleiche galt von Gerard, der darauf brannte, die Wirkung seiner geliebten Artillerie zu erörtern.
    Finster starrte Hornblower sie an. Sie hätten es nur wagen sollen, ihn anzureden; aber sie, die bereits jahrelang unter ihm gedient hatten, kannten ihn und schwiegen. Er wandte sich ab und verschwand unter Deck. An den Rahen der Handelsschiffe stiegen Signale empor; törichte Beglückwünschungen, wie man sie von Ostindienfahrern erwarten konnte. Wahrscheinlich war die Hälfte der Signale falsch. Nun, er durfte mit Bestimmtheit annehmen, daß Bush so lange »Nicht verstanden« geben würde, bis die Hanswurste die richtigen Flaggen heißten, und dann antwortete er sicherlich nur mit einer kurzen Bestätigung. Er - Hornblower - wollte weder mit ihnen noch mir irgend jemand anders etwas zu tun haben. Das einzig Angenehme inmitten einer ihm verhaßten Welt war die Aussicht, bei achterlichem Wind und dem in Lee stehenden Geleitzug auf der Heckgalerie ungestört und nicht einmal den neugierigen Fernrohren der anderen Schiffe ausgesetzt zu sein.

7. Kapitel
    Als die Trommeln rasselten, um die Mannschaft zur Musterung in Divisionen zu rufen, tat Hornblower einen letzten Zug aus seiner Zigarre. Er atmete eine ganze Lunge voll Rauch aus, sah unter dem blauen Himmel empor und ließ dann den Blick über das blaue Wasser schweifen, das weißschäumend unter dem Achtersteven der Sutherland hervorquoll. Droben vernahm er den taktmäßigen Schritt der Seesoldaten, die sich auf ihren Platz begaben, und dann gab es ein gedämpftes Scharren schwerer Stiefel, als sie den Befehlen ihres Hauptmanns folgend antraten. Als halblaute Begleitmusik wirkte das Trappeln Hunderter von Füßen der übrigen Besatzung. Sobald Stille eingetreten war, warf Hornblower den Zigarrenstummel über Bord, zupfte sich den Waffenrock zurecht, überzeugte sich davon, daß der Dreimaster richtig auf dem Kopf saß, und stieg, die Linke am Säbelgriff, in würdiger Haltung zur Kampanje empor. Bush war dort, Crystal und der Fähnrich der Wache. Sie grüßten militärisch, und die Seesoldaten präsentierten das Gewehr.
    Gelassen sah sich Hornblower um. Am Sonntagvormittag war es seine Pflicht, das Schiff zu besichtigen, und er konnte es sich leisten, die ganze Schönheit der malerischen Szene auf sich einwirken zu lassen. Über ihm zeichneten die Pyramiden weißer Leinwand langsam Kreise auf den blauen Himmel, während das Schiff sich sanft in der Dünung wiegte. Die Decks waren reingescheuert - in zehntägiger Arbeit hatte Bush das erreicht -, und bei der heutigen Sonntagsmusterung kam die an Bord eines Kriegsschiffes herrschende mustergültige Ordnung voll zur Geltung. Unter halbgeöffneten Augenlidern hervor ließ Hornblower einen forschenden Blick über die angetretenen Mannschaften gleiten. Sie waren stillgestanden und sahen in ihren Tuchjacken und langen Hosen gut aus. Ihre innerliche Haltung suchte er zu erkennen. Die ließ sich auf solche Weise besser beurteilen als aus der Nähe. Die Art, in der eine nur widerstrebend gehorchende Besatzung dem Kommando »Stillgestanden« entsprach, ließ in den meisten Fällen gewisse Schlüsse zu, wie man auch die Stumpfheit entmutigter Mannschaften erkennen konnte. Hornblower war dem Schicksal dankbar dafür, daß er weder das eine noch das andere bemerkte.
    Zehn mit harter Arbeit und häufigem Exerzieren ausgefüllte Tage, in denen die Vorgesetzten ihre Leute nicht aus den Augen ließen, hatten die Mannschaften mit ihren Pflichten vertraut gemacht. Die dabei bewiesene, mit Humor gepaarte Gerechtigkeit hatte wesentlich dazu beigetragen. Vorgestern war Hornblower allerdings genötigt gewesen, fünf Auspeitschungen vornehmen zu lassen, wobei er sich, während ihm das Pfeifen und Klatschen der neunschwänzigen Katze Übelkeit verursachte, dazu zwang, eine gleichgültige

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