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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wird.
    Ich fürchte, daß Madame Orrenblor dadurch in tiefste Trauer versetzt werden wird.«
    »Das fürchte ich ebenfalls.«
    »Ich könnte Mittel und Wege finden, eine Nachricht hinüberzusenden; meinem Bankier kann ich vertrauen. Ob es zweckmäßig sein würde, ist allerdings eine andere Frage.«
    Wenn es in England bekannt wurde, daß er noch lebte, so würde man das alsbald auch in Frankreich wissen, was wiederum eine noch gründlichere Fahndung nach sich ziehen musste. Natürlich gerieten er und seine Begleiter dadurch in die allergrößte Gefahr, und wenn durch die Benachrichtigung Marias sein Tod herbeigeführt wurde, so hatte Maria sehr wenig Nutzen von ihr.
    »Ich glaube, es wäre nicht ratsam«, sagte Hornblower.
    Sein Gemüt war seltsam gespalten. Jener Hornblower, für den er in so kühler Weise Pläne zu schmieden vermochte, war ein anderer als der lebendige Hornblower aus Fleisch und Blut, dessen Gesicht er heute früh rasiert hatte. Aus langjähriger Erfahrung wusste er, daß diese beiden Erscheinungsformen sich nur in seltenen Fällen deckten; dann zum Beispiel, wenn er auf Tod und Leben mit den wirbelnden Wassern eines Strudels kämpfte, oder wenn er inmitten eines heißen Kampfes auf dem Achterdeck seines Schiffes auf und nieder schritt; mit anderen Worten, wenn das Moment der Furcht in Erscheinung trat.
    »Ich hoffe, Herr Kapitän«, vernahm er wieder die Stimme seines Gastgebers, »dass diese Neuigkeiten Sie nicht allzu sehr beunruhigen.«
    »Das tun sie durchaus nicht.«
    »Ich bin entzückt, es zu hören. Vielleicht gewähren Sie Madame la Vicomtesse und mir heute Abend wieder das Vergnügen einer Partie Whist; Sie und Herr Kapitänleutnant Bush?«
    Das Kartenspiel war die übliche Abendunterhaltung. Die Leidenschaft des Grafen für das Spiel verbanden Gastgeber und Gast. Er war allerdings kein Spieler des mathematischen Typs wie Hornblower. Auch die Vicomtesse liebte das Spiel, aber für Bush, der ein erklärter Feind der Karten war, wurden diese Abende zu einer Tortur.
    Große Fortschritte machte Hornblower in der Beherrschung der französischen Sprache, was hauptsächlich daran lag, daß er sich ihrer fortgesetzt bedienen musste. Sein mangelhaftes musikalisches Gehör ließ ihn allerdings nie die Feinheiten des Akzents auffassen, aber sein Wortschatz vergrößerte sich, seine grammatikalischen Kenntnisse wurden sicherer, und er gewann eine Geläufigkeit der Ausdrucksweise, die ihm mehr als einmal ein angenehmes Kompliment seiner Gastgeber eintrug. Aber Hornblowers Stolz wurde durch die Tatsache ein wenig gedämpft, daß Brown alsbald eine ebenso große Geläufigkeit gewann. Er verkehrte ja fast ausschließlich mit Franzosen. Felix war da mit seiner Frau und seiner Tochter Louise, und drüben bei den Stallungen wohnte Bertrand, der Bruder des Hofmeisters, mit seiner Familie. Bertrand war gleichzeitig Kutscher. Seine Frau versorgte die Küche, und ihre beiden Töchter halfen ihr dabei; während einer der beiden jungen Söhne als Diener im Hause tätig war, arbeitete der andere unter Aufsicht des Vaters in den Ställen.
    Einmal machte Hornblower dem Grafen gegenüber eine Anspielung darauf, daß sich unter dem zahlreichen Personal der eine oder andere finden könnte, der ihre Anwesenheit den Behörden verriete, aber de Gracey hatte mit unerschütterlicher Zuversicht den Kopf geschüttelt.
    »Mich werden sie nie verraten«, erklärte er, und so felsenfest war seine Überzeugung, daß Hornblower sich sofort beruhigte.
    Je besser er dann den Grafen kennen lernte, desto deutlicher erkannte er, daß niemand, der ihn kannte, imstande sein würde, schlecht an ihm zu handeln. Und mit leichtem Schmunzeln hatte de Gracey hinzugefügt:
    »Sie dürfen nicht vergessen, Herr Kapitän, daß ich hier die Obrigkeit bin.«
    Fortan konnte Hornblower sich also dem Gefühl der Sicherheit überlassen und dementsprechend faulenzen. Aber dieses Empfinden hatte etwas Traumhaftes. Unwirklich kam es ihm vor, daß er hier so lange von der übrigen Welt abgeschlossen bleiben sollte, daß er nicht den weiten Horizont sah, nicht das in unendlicher Vielseitigkeit pulsierende Meer. Er konnte morgens auf dem Stallhof hin und her gehen, als wäre es die Kampanje seines Schiffes, und wenn er Bertrand und seine Söhne sprechen hörte, so bildete er sich vielleicht ein, daß die Mannschaft während des Deckscheuerns plauderte. Die Stallgerüche und der über die hohen Umfassungsmauern wehende Landwind waren ein dürftiger Ersatz

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