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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wenigen Unverwundeten drinnen in einem leeren Magazin des Forts, in das man sie unter strenger Bewachung eingesperrt hatte. Sie mussten auf Tabak, Rum und frische Luft verzichten, drei Dinge, die für die meisten von ihnen den Unterschied zwischen Himmel und Hölle darstellten. Die Verwundeten aber - jene einhundertfünfundvierzig Verwundeten - faulten in einer dumpfigen Kasematte, in der das Fieber und der Wundbrand bald mit ihnen aufräumen würden. Den folgerichtig denkenden Franzosen wäre es als Unfug erschienen, hätte man irgendwelche Mittel für die Pflege der Verwundeten verwendet, die, falls sie genesen wären, nur eine Belastung dargestellt haben würden. Überdies litt die katalanische Armee derartig Mangel, daß man selbst für die eigenen Kranken wenig zu tun vermochte.
    Ein leichtes Stöhnen drängte sich über Hornblowers Lippen, während er auf dem Wall hin und herschritt. Ihm stand eine eigene Kammer zur Verfügung, ein Bursche, frische Luft und Sonnenschein, während die armen Teufel, deren Vorgesetzter er war, alle Schrecken der Gefangenschaft auskosten mussten.
    Selbst die wenigen anderen unverwundeten Offiziere hatte man ins Stadtgefängnis gesteckt. Gewiss, er ahnte, daß ihm ein ganz besonderes Schicksal vorbehalten war. Während jener ruhmreichen Tage, da er als Kommandant der Sutherland, ohne zu wissen, den Beinamen ›Der Schrecken des Mittelmeeres‹ erworben hatte, war ihm die Wegnahme der Batterie von Llanza dadurch gelungen, daß er das Schiff unter französischer Flagge bis dicht unter Land gebracht hatte. Das war eine erlaubte Kriegslist, für die man unzählige geschichtliche Beispiele anführen konnte, aber offenbar bezeichneten die Franzosen sein Verhalten als Verbrechen. Bei nächster Gelegenheit würde man ihn daher nach Frankreich oder nach Barcelona schaffen, um ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen. Es sah Bonaparte durchaus ähnlich, ihn erschießen zu lassen; teils um seinem Zorn Luft zu machen, teils um Europa wieder einmal in überzeugender Weise die britische Hinterhältigkeit und Verworfenheit vor Augen zu führen.
    Während der letzten Tage glaubte Hornblower in den Blicken seiner Bewacher eine Bestätigung seines Argwohns entdeckt zu haben.
    Die Nachricht von der Wegnahme der Sutherland hatte inzwischen Paris erreicht, und die Zeit genügte, um die entsprechenden Befehle des Kaisers nach Rosas gelangen zu lassen. Sicherlich hatte der Moniteur Universel ein großes Triumphgeschrei angestimmt und dem ganzen Festlande erklärt, daß der Verlust des Linienschiffes den nahe bevorstehenden Zusammenbruch des neuen Karthagos ankündige. Binnen einiger Wochen würde wahrscheinlich eine weitere Veröffentlichung des Inhalts erscheinen, daß ein verräterischer Diener des perfiden Albions seinen wohlverdienten Lohn auf den Wällen von Vincennes oder des Forts Montjuich gefunden habe.
    Hornblower räusperte sich nervös. Er hatte angenommen, daß er sich fürchten würde, und nun wunderte er sich darüber, daß dies nicht der Fall war. Der Gedanke an solch ein jähes und unvermeidliches Ende beunruhigte ihn weniger als die unklaren Vorstellungen, die sich ihm aufdrängten, wenn er auf seinem Achterdeck stehend ins Gefecht segelte. Ja, er konnte diesen Ausgang sogar begrüßen, denn nun stand ihm das Ende aller seiner Kümmernisse bevor, der Sorgen um seine Frau Maria, die ihrer Niederkunft entgegensah, und der selbstquälerischen Sehnsucht nach Lady Barbara, die seinen Admiral geheiratet hatte. In den Augen Englands würde er als Märtyrer betrachtet werden, dessen Witwe eine Pension verdiente. Ein ehrenvolles Ende würde es sein, das besonders einem Mann wie Hornblower willkommen sein musste, dessen Zweifel an der eigenen Fähigkeit ihn stets die Schande beruflichen Versagens fürchten ließ.
    Und auch die Gefangenschaft als solche fände damit ihr Ende.
    Schon früher einmal hatte Hornblower zwei nervenzerreißende Jahre als Gefangener in Ferrol zugebracht. Mit der Zeit allerdings hatte er das Elend jenes Zustandes vergessen, doch wurde die Erinnerung infolge der jüngsten Ereignisse wieder lebendig. In jenen Tagen war ihm die Freiheit des eigenen Achterdecks, die schönste Freiheit der Welt - Kommandant eines Kriegsschiffes zu sein - versagt geblieben. Auch jetzt empfand er es als Qual, Gefangener zu sein, obwohl man ihm gestattete, den Himmel und das Meer zu betrachten. Einem hinter Gitterstäben verbannten Löwen muss ähnlich zumute sein, wie es damals dem Kapitän Horatio

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