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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sich nun einmal nicht daran gewöhnen konnte, den Kommandanten arbeiten zu lassen, ohne selbst mit anzupacken. Erst als das Wasser nur noch bis zu den Fesseln reichte, durfte auch Bush aussteigen.
    Das Boot wurde so hoch wie möglich aufs Ufer gezerrt und die Leine um einen derben, in der Erde steckenden Pfahl geschlungen. Auf diese Weise sicherte man sich gegen unliebsame, durch ein etwaiges Steigen des Flusses verursachte Überraschungen. Die Sonne war mittlerweile am flammenden Westhimmel untergegangen, und es wurde schnell dunkel.
    »Abendbrot«, verkündete Hornblower. »Nun, was werden wir bekommen?«
    Ein die Manneszucht streng handhabender Kapitän würde einfach bestimmt haben, was gegessen werden sollte, und hätte sich jedenfalls nicht auf eine Beratung mit seinen Untergebenen eingelassen, aber Hornblower war sich der topplastigen Organisation seiner Crew zu gut bewusst, um den Schein bis zu solchem Grad zu wahren. Andrerseits standen Bush und Brown derartig unter dem Einfluss lebenslänglicher Unterordnung, daß sie verlegen und schweigend herumstanden und es nicht über sich vermochten, dem Kommandanten einen Vorschlag zu machen. Schließlich bestimmte Hornblower, daß man mit der kalten Pastete aufräumen und dazu ein paar gekochte Kartoffeln genießen sollte. Nachdem somit die Entscheidung gefallen war, übernahm Bush die Ausführung der Befehle, wie es sich für einen tüchtigen I. O. ziemte.
    »Ich sorge hier fürs Feuer«, erklärte er. »Treibholz muss es genug geben für unsere Zwecke. Außerdem brauche ich ein paar handliche Stecken, um die Pfanne über das Feuer hängen zu können, Brown. Schneiden Sie sie von den Bäumen da drüben ab.«
    Bush fühlte, daß der Kommandant erwog, sich an den Vorbereitungen für das Abendessen zu beteiligen, und der Gedanke war ihm unerträglich. Halb bittend, halb abweisend sah er zu Hornblower auf. Nicht nur durfte ein Kapitän niemals eine seiner unwürdige Arbeit verrichten, er sollte darüber hinaus auch immer in ehrfurchtgebietender Abgeschlossenheit verweilen, in den vom Geheimnis umwobenen Räumlichkeiten seiner Kajüte. Hornblower aber umwanderte die winzige Insel.
    Er spähte zu den fernen Ufern und den wenigen Häusern hinüber, die jetzt schnell in der zunehmenden Dämmerung verschwanden. Zu seiner unliebsamen Überraschung stellte er jedoch fest, daß es nicht Gras war, was den größeren Teil der Insel mit wohltuendem Grün zu überziehen schien, sondern ein ungeachtet der frühen Jahreszeit bereits knietiefer Bestand von Brennesseln. Den Ausdrücken nach zu schließen, die von der anderen Seite herübertönten, schien Brown in diesem Augenblick die gleiche Entdeckung gemacht zu haben. Barfuss suchte der Bootsmann nach Schwemmholz.
    Hornblower schritt noch ein Weilchen auf dem Kiesboden des Uferstreifens hin und her. Bei seiner Rückkehr zum Lagerplatz bot sich ihm ein idyllischer Anblick. Brown schürte das unter dem pendelnden Kessel flackernde Feuer, während Bush, dessen Holzbein geradeaus ragte, mit dem Schälen der letzten Kartoffeln beschäftigt war. Offenbar war Bush zu der Überzeugung gelangt, daß ein Erster Offizier die Handarbeit mit dem einzigen Besatzungsmitglied teilen konnte, ohne damit seiner Würde etwas zu vergeben. Schweigend, aber in durchaus freundlicher Stimmung aßen sie neben dem verglimmenden Feuer zu Abend. Auch die nächtliche Kühle vermochte nicht das Kameradschaftsgefühl zu beeinflussen, dessen sich jeder von ihnen in der ihm eigenen Art bewusst wurde.
    »Soll ich Wachen einteilen, Sir?« fragte Bush nach beendigter Mahlzeit.
    »Nein«, erwiderte Hornblower.
    Die äußerst geringfügige Erhöhung ihrer Sicherheit würde in keinem Verhältnis zu der Unbequemlichkeit gestanden haben, der Reihe nach auf vier Stunden der Nachtruhe verzichten zu müssen. Bush und Brown schliefen in ihre Mäntel und Decken gehüllt auf dem nackten Boden. Für ihn selbst war eine Matratze aus Brennnesseln hergerichtet worden, die Brown in geschickter Weise mit der zum Boot gehörenden Persenning bedeckt hatte.
    Er schlief sehr friedlich darauf. Der Tau nässte sein Gesicht, und vom sternenreichen Himmel leuchtete ein rundlicher Mond hernieder. Unklar und verschwommen entsann sich Hornblower der Geschichten, die man sich von großen Führernaturen erzählte. Besonders dachte er an Karl XII. von Schweden, der, das Los seiner Krieger teilend, ebenfalls auf dem harten Boden zu schlafen pflegte. Während einiger Sekunden fürchtete er, daß er

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