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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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er musste sich dabei gewaltig anstrengen, einigermaßen ruhig zu atmen.
    Sie machten das Boot flott und verstauten ihre Habseligkeiten an Bord. Hornblower war ganz schwindlig vor Überanstrengung. Sehnsüchtig dachte er an den bequemen Sitz am Heck, verwarf den Gedanken aber dann.
    »Ich werde pullen, Brown«, erklärte er.
    Abermals öffnete und schloss Brown den Mund, aber gegen einen ausgesprochenen Befehl ließ sich nichts tun. Das Boot tanzte auf den Strom hinaus, und Hornblower, der zu den Riemen gegriffen hatte, freute sich, den Beweis erbracht zu haben, daß ein Kapitän der Königlichen Marine auch hinsichtlich der Körperkräfte einem einfachen Bootsmann ebenbürtig war, mochte der auch herkulisch gebaut sein.
    Noch zweimal gerieten sie an diesem Tag mitten im Strom auf Sandbänke, die sich nicht ohne weiteres passieren ließen. Sie mussten das Boot erst bis zum gewissen Grade erleichtern.
    Wenn Hornblower und Brown bis zu den Waden im schnell fließenden Wasser standen und das Fahrzeug feststeckte, sah sich auch Bush zum Aussteigen genötigt, wobei sein Holzbein ungeachtet der breiten Ledersohle in den Sand einsank. Dann humpelte er bis zu jener Stelle voraus, wo die Untiefe aufhörte.
    Einmal musste er den Brotsack und das Bettzeug halten, während die anderen arbeiteten, aber bei der Gelegenheit blieb der Stelzfuss fest im feuchten Untergrund stecken, daß gar nichts anderes übrigblieb, als ihn abzuschnallen und wieder auszugraben, nachdem sie Bush an Bord gebracht hatten. Auch gab es nochmals eine Tragestrecke, doch war sie gottlob erheblich kürzer als die erste. Alles in allem bewahrten die Zwischenfälle sie vor Langeweile.
    Auf dem breiten verödeten Fluss hätten sie glauben können, durch unbewohnte Gegenden zu reisen. Während des größten Teiles des Tages kam kaum eine Menschenseele in Sicht.
    Einmal lag ein Kahn am Ufer, der höchstwahrscheinlich zum Übersetzen benutzt wurde, und ein andermal kamen sie an einer großen Pendelfähre vorüber, die auch zur Aufnahme von Wagen geeignet war. Nachmittags passierten sie ein kleineres Boot, dessen Insassen, zwei wettergebräunte Männer, mit der Gewinnung von Flusssand beschäftigt waren, wie man ihn für Bauzwecke benötigte. Zum Schöpfen bedienten sie sich kleiner, an langen Stangen befestigter Dregger. Es war ein etwas kitzeliger Augenblick, als die Flüchtlinge sich ihnen näherten.
    Bush und Brown hatten die dekorativen Angeln ausgebracht, und Hornblower zwang sich dazu, die Riemen nur so wenig zu bewegen, daß das Boot in der Hauptrinne blieb. Er hatte zwar daran gedacht, seinen Begleitern Anweisung zu erteilen, die beiden Franzosen augenblicks mundtot zu machen, falls sie Verdacht erregten, doch unterließ er es in dem Bewusstsein, daß Bush und Brown ohnehin sofort und zielsicher handeln würden, wenn sich die Notwendigkeit des Eingreifens ergab. Auch war er es der eigenen Würde schuldig, daß er ihnen gegenüber nichts von seinen Beklemmungen zu erkennen gab.
    Übrigens erwiesen sich seine Sorgen als grundlos, denn die Blicke, die ihnen die Baggernden zuwarfen, verrieten nicht die geringste Neugier. Vertraulich lächelnd riefen sie ihr »Bonjour, messieurs!« herüber.
    »Bonjour«, antworteten Hornblower und Brown. Bush, der sie andernfalls sofort verraten haben würde, hielt wohlweislich den Mund und machte sich mit seiner Angelrute zu schaffen.
    Offenbar waren Boote mit Sportfischern an Bord eine so alltägliche Erscheinung, daß sich jede Bemerkung erübrigte.
    Auch waren Graf de Gracey und Hornblower schon vor langem zu der Einsicht gelangt, daß allein schon die harmlose Beschäftigung des Angelns Schutz gegen Verdächtigung gewährte. Zudem konnte niemand auf den Gedanken kommen, daß sich hier mitten in Frankreich entsprungene Kriegsgefangene auf der Loire umhertrieben.
    Am häufigsten sahen sie waschende Frauen. Mitunter waren es einzelne, zuweilen ganze Gruppen, deren Schwatzen und Plaudern deutlich vernehmbar über das Wasser hallte. Die drei Engländer hörten das dumpfe›Kloppkloppklopp‹der Leinen bearbeitenden hölzernen Schläger. Sie sahen, wie die vor den Brettern knienden Frauen beim Nachspülen rhythmisch den Oberkörper auf- und niederbewegten. Die meisten blickten nicht einmal auf von ihrer Arbeit, und keine gönnte den Vorübertreibenden mehr als einen kurzen Blick. In diesen unruhigen Kriegszeiten gab es so viele Erklärungen für das Erscheinen des Bootes, daß ihre Unwissenheit sie nicht sonderlich

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