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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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hatte sich eben in seiner Kajüte so gestellt, als äße er mit Appetit sein Dinner. Nun sah er sich wieder um, obwohl alle seine Sinne auch unter Deck so wach gewesen waren, daß ihm der Anblick nichts sagte, was er nicht schon wußte. Mit dem sinkenden Tag wurde auch der Wind etwas flauer, die Sonne ging soeben unter, aber das Tageslicht hielt mindestens noch ein paar Stunden vor.
    »Kapitän Bush, ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie Ihre besten Richtkanoniere an die Geschütze der Steuerbord-Unterbatterie schicken würden.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Lassen Sie die Geschütze klarmachen und ausrennen, bitte.
    Und dann wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie das Schiff in Schußweite der Batterien dort brächten. Ich möchte ihr Feuer auf uns ziehen.«
    Die Pfeifen zwitscherten durch das Schiff, Bootsmann und Bootsmannsmaaten riefen Befehle aus, und die Leute liefen auf ihre Stationen. Ein langgedehntes, erdbebenähnliches Zittern erschütterte das Schiff, als die schweren Vierundzwanzigpfünder der Unterbatterie donnernd ausgerannt wurden.
    »Sehen Sie, bitte, zu, daß die Geschützführer sich über das Ziel im klaren sind«, sagte Hornblower.
    Er wußte, wie wenig man von der Unterbatterie aus durch eine Geschützpforte sehen konnte, die höchstens einen Meter über Wasser lag, und wollte doch auch nicht, daß seine Finte allzu dürftig ausfiel und vom Gegner gleich als solche durchschaut wurde. Die Männer an der Leebraß des Großmarssegels holten willig längsdeck und braßten das mächtige Segel herum, so daß die Nonsuch an den Wind kam und allmählich Fahrt aufnahm. »Etwas Steuerbord«, sagte Bush zum Rudergänger. »Ein bißchen voller! So, stütz! Recht so, wie's jetzt geht!«
    »Recht so, wie's jetzt geht, Sir«, wiederholte der Rudergänger.
    Dann verpflanzte er seinen Priem durch ein gymnastisches Kunststück seiner Gesichtsmuskeln aus der Backe in den Mund und traf damit im nächsten Augenblick genau in den Spucknapf, der neben dem Ruder an Deck stand, ohne seine Aufmerksamkeit vom Luvliek des Großmarssegels und vom Kompaß in seinem Gehäuse abzuwenden.
    Die Nonsuch näherte sich also stetig der Einfahrt und den Batterien. Sich freiwillig beschießen zu lassen, war immerhin eine kitzlige Aufgabe. Nicht weit von den Batterien zeigte sich Rauch wie von einem Feuer. Das waren vielleicht nur die Kochöfen der Besatzung, aber es konnte auch sehr gut eine der Essen sein, in denen man die Kugeln glühend zu machen pflegte. Bush dachte an diese Möglichkeit, mit der man beim Kampf gegen Landbatterien immer rechnen mußte, und brauchte nicht darauf aufmerksam gemacht zu werden. Jeder verfügbare Mann stand klar mit Feuereimern, jede Pumpe und jeder Schlauch waren angeschlagen. Jetzt schätzte er die Entfernung nach Augenmaß.
    »Etwas näher heran, bitte, Kapitän Bush«, sagte Hornblower anfeuernd, weil er sah, daß sie noch nicht in Schußweite waren.
    Steuerbord vorn, etwa zwei Kabellängen entfernt, sah man in dem kurzen, steilen Seegang eine Wasserfontäne aufspritzen.
    »Noch immer nicht nah genug, Kapitän Bush«, sagte Hornblower. Unter gespanntem Schweigen lief das Schiff weiter. Da sprang plötzlich Steuerbord achtern eine ganze Gruppe von Wassersäulen auf, eine davon so dicht am Schiff, daß dem guten Bush infolge einer Laune von Wind und Wellen eine ordentliche Ladung Wasser ins Gesicht klatschte. »Tod und Teufel!« spuckte der und wischte sich die Augen. Was war das?
    Wie konnte diese Batterie schon so dicht am Schiff liegen?
    Außerdem war in ihrer Nähe auch kein Mündungsqualm zu sehen. Hornblower ließ sein Glas nach der Seite wandern und mußte plötzlich einen Kloß hinunterwürgen. Da war ja noch eine ganz andere Batterie, und die hatte soeben gefeuert. Sie lag etwas weiter links, und er hatte von ihrem Vorhandensein bis zu diesem Augenblick nichts geahnt. Offenbar waren ihre Wälle schon dicht genug mit Gras bestanden, so daß sie auch scharfer Beobachtung entgingen. Aber die Leute hatten sich Gott sei Dank etwas zu früh verraten. Hätte der Kommandeur dort die Geduld gehabt, noch zehn Minuten zu warten, dann wäre die Nonsuch ohne Zweifel in eine schwierige Lage gekommen.
    »Genug, Kapitän Bush«, sagte Hornblower.
    »Voll und bei«, befahl Bush dem Rudergänger, dann erhob er seine Stimme: »Leebrassen!«
    Die Nonsuch luvte auf und kehrte nun ihre Steuerbordbreitseite den Batterien zu. Sie lag hart am Wind, und die weitere Annäherung vollzog sich daher erheblich langsamer.
    Hornblower

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