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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Dunkelwerden lief das Geschwader auf Land zu. Der Wind hatte etwas nördlicher gedreht und wehte immer noch als steife Brise, der Himmel war zwar nicht so bedeckt wie die Nacht zuvor, aber man konnte doch damit rechnen, daß die Boote ungesehen durchschlüpften. Hornblower beobachtete, wie sie ablegten, es schlug gerade zwei Glasen auf der Mittelwache.
    Als sie im Grau der Nacht verschwanden, wandte er sich ab.
    Jetzt blieb ihm nur eins: Warten. Er stellte mit Interesse fest, daß er auch heute noch ehrlich und aufrichtig vorgezogen hätte, selbst zu kämpfen, daß er lieber dort im Frischen Haff Leben, Gesundheit und Freiheit aufs Spiel gesetzt hätte, als hier draußen in Sicherheit die Erfolge der anderen abzuwarten. Er hatte sich nie für tapfer gehalten, der Gedanke, verstümmelt zu werden, war ihm gräßlich, und den Tod fürchtete er nicht viel weniger. Deshalb war es ihm jetzt wesentlich, zu erfahren, daß es doch Lagen gab, die ihm unangenehmer waren als die Gefahr.
    Als so viel Zeit vergangen war, daß die Boote die Sperre passiert haben mußten - wenn sie nicht vorher in die Hände des Feindes gefallen waren -, ging Hornblower unter Deck, um bis zum Anbruch der Dämmerung noch etwas zu ruhen. Aber der Schlaf wollte nicht kommen, er konnte sich nur zwingen, auf der Koje liegenzubleiben, und mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, sich nicht immerzu herumzuwälzen. Als sich der Himmel endlich aufzuhellen begann, trat er mit einem Gefühl wahrer Erleichterung auf das Halbdeck hinaus, ließ sich mit Genuß von der Pumpe überspülen und trank dann auf dem Achterdeck seinen Morgenkaffee. Da das Schiff über Backbordbug beigedreht lag, mußte nämlich dort die Einfahrt von Pillau zum Vorschein kommen.
    Mit zunehmendem Tageslicht konnte Hornblower durch sein Glas immer mehr Einzelheiten unterscheiden. Dort lag in einer Entfernung, die vielleicht für einen Zufallstreffer noch nicht zu groß war, die gelb und grün getönte Huk, auf der der Ort Pillau stand. Der Doppelturm seiner Kirche war schon deutlich zu erkennen. Auch die Sperre, die quer über die Einfahrt lag, kam zum Vorschein, man sah dort eine Linie von Brechern und gelegentlich sogar einen der schwarzen Balken. Die dunkleren Hügel über dem Strand mußten die Batterien sein, die man zur Verteidigung der Einfahrt aufgestellt hatte. Drüben auf der anderen Seite lag der lange Strich der Nehrung, eine gelbgrüne Linie von Sanddünen, die sich in ganz geringen Höhenunterschieden hinzog, so weit, nein, viel weiter, als das Auge reichte. Innerhalb der Einfahrt selbst sah man gar nichts, nur graues Wasser, das sich hier und dort über den Untiefen des Haffs weißlich verfärbte. Das gegenüberliegende Ufer des Haffs war so weit entfernt, daß man es von Deck aus nicht mehr sehen konnte. »Kapitän Bush«, befahl Hornblower, »haben Sie die Güte, einen Offizier, der besonders gute Augen hat, mit einem Glas bewaffnet in den Topp zu schicken.«
    »Aye, aye, Sir.« Hornblower beobachtete den jungen Leutnant, wie er die Riggen hocheilte.
    Er enterte natürlich, so schnell er konnte, weil er das Auge des Kommodore auf sich ruhen fühlte. In den Püttingswanten hing er mit dem Rücken nach unten, dann stieg er ohne Aufenthalt weiter in die Bramwanten. Hornblower wußte, daß er das bei seiner gegenwärtigen körperlichen Verfassung nicht gekonnt hätte, er hätte im Mars eine Atempause einlegen müssen. Er wußte auch, daß seine Augen nicht mehr so gut waren wie früher, jedenfalls nicht so gut wie die des Leutnants dort. Er sah ihm weiter zu, wie er sich zuletzt auf der Bramsaling niederließ, wie er das Glas einstellte und den Horizont damit absuchte. Voll Ungeduld wartete er auf eine Meldung. Endlich hielt er es nicht mehr aus und griff nach seinem Megaphon. »Großtopp! Was sehen Sie von der Festlandküste?«
    »Nichts, Sir. Zu diesig, um etwas zu unterscheiden. Ich kann auch keine Segel ausmachen.«
    Vielleicht machte sich die ganze Garnison bereits über ihn lustig. Vielleicht waren ihnen die Boote geradewegs in die Hände gelaufen, und sie freuten sich jetzt zu sehen, wie das Geschwader wartete und wartete, um ein Lebenszeichen von den verlorenen Fahrzeugen und ihren Besatzungen zu erspähen.
    Aber dann zwang sich Hornblower dazu, diese pessimistischen Regungen zu unterdrücken. Statt dessen versuchte er, sich vorzustellen, wie es wohl in den Batterien und in der Stadt zuging, als man bei Hellwerden plötzlich ein englisches Geschwader entdeckte, das

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