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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Windungen aus der Ferne heranschlängelte, fast am Fuß der Kirche vorbei durch den Ort floß und schließlich gerade in dem Winkel zwischen der See und der gewaltigen Düna mündete. Die Linien der Brustwehren und Verhaue, die man zur Verteidigung des linken Dünaufers aufgeworfen hatte, waren deutlich zu verfolgen. Was man jenseits davon sah, waren dürftige Anfänge von Erdwerken, mit deren Errichtung sich der Gegner bis jetzt anscheinend noch nicht ernstlich befaßt hatte. Der Rauch von tausend Kochstellen überzog das ganze Land.
    »Wenn sich der Gegner dazu entschließt, eine regelrechte Belagerung durchzuführen«, begann Clausewitz in achtungsvoller Haltung, »dann wird er meiner Meinung nach auf folgende Weise vorgehen. Dort zwischen dem Fluß und dem Fichtengehölz, wird er seine erste Parallele ziehen, um von dieser aus Sappen gegen den Ort vorzutreiben. Die Batterien wird er dort auf jener Landenge aufstellen. Nach etwa drei Wochen Arbeit dürfte es ihm möglich sein, seine Batterien auf das Glacis selbst vorzuschieben und zum Sturm zu schreiten.
    Der Gegner muß dieses Dorf auf jeden Fall wegnehmen, ehe er den Angriff auf die Stadt selbst beginnen kann.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte Essen.
    Hornblower konnte sich mit dem besten Willen nicht vorstellen, daß eine in vollem Vormarsch auf St. Petersburg begriffene napoleonische Armee von sechzigtausend Mann sich wirklich drei Wochen mit der Belagerung eines nebensächlichen Vorwerks aufhalten sollte, statt zunächst mit allen Mitteln einen schnellen Erfolg anzustreben, zumal sie das bereits durch den gestrigen Überfall versucht hatte. Er lieh sich von einem der Herren des Stabes ein Glas aus und widmete sich dann einem genauen Studium der Wasseradern und der Marschen, die sich vor ihm ausbreiteten. Dann ging er auf der Galerie um die Kuppel herum und betrachtete das stolze Bild der Stadt Riga, deren Türme jenseits des riesigen Stromes in den Morgenhimmel ragten. Flußabwärts in der Ferne konnte er gerade noch die Masten seines Geschwaders unterscheiden, das dort vor Anker lag, wo sich die Gewässer des Stromes mit denen der Bucht vermengten. Als winzige Punkte erschienen sie von hier aus, aber mochten sie sich auch in dieser Umgebung klein und unwichtig ausnehmen, deshalb war und blieb ihr Einfluß auf den Ablauf der Weltgeschichte doch nicht minder entscheidend.

19. Kapitel
    Hornblower schlief gerade in seiner Kammer auf der Nonsuch als der Alarm gegeben wurde. Selbst während er schlief - oder war er zwischendurch gelegentlich aufgewacht, ohne es selbst zu merken? - hielt er sich unterbewußt über alle Vorgänge auf dem laufenden. So kam es, daß er beim Erwachen schon so ungefähr über die Veränderungen im Bilde war, die sich während der Nacht ergeben hatten. Im Schlaf - oder im Halbschlaf - hatte er sowohl das Umlaufen des Windes gespürt, das die Nonsuch an ihrem Anker schwojen ließ, als auch die kurzen, heftigen Regenböen wahrgenommen, die auf das Deck herniederprasselten. Richtig aufgewacht war er dann von dem durchdringenden Schrei der Deckswache und hatte schon die Schritte des Wachfähnrichs über sich gehört, der ihm die Meldung brachte. Als der Fähnrich klopfte und hereinkam, war er jedenfalls bereits hellwach.
    »Eine Rakete von der Raven Sir!«
    »Gut«, sagte Hornblower und schwang seine Beine aus der Koje. Da war auch schon Brown, der tüchtige Bursche - Gott allein wußte, wer ihn gewahrschaut hatte -, und hängte eine brennende Laterne an den Decksbalken. Er hielt Hose und Rock bereit, die Hornblower gleich über das Nachthemd anzog, um so rasch wie möglich an Deck zu kommen. Auf dem Weg nach dem finsteren Achterdeck rannte er krachend mit einer anderen Schattengestalt zusammen, die es ebenso eilig hatte.
    »Verdammt, kannst du nicht aufpassen!« hörte man die schimpfende Stimme Bushs und dann in ganz verändertem Ton:
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir.«
    Überall im Schiff trillerten die Pfeifen, um die Männer aus den Hängematten zu holen, und auf dem Großdeck klangen die Tritte von Hunderten nackter Füße wie ein Trommelwirbel.
    Montgomery, der wachhabende Offizier, stand an der Steuerbordreling.
    »Die Raven schoß vor zwei Minuten eine Rakete, Sir. Sie peilt Süd zu Ost.« Bush warf einen Blick in das durch ein Lämpchen erhellte Nachthaus des Kompasses und stellte fest:
    »Der Wind ist West zu Nord.« Westwind und dunkle, stürmische Nacht, das waren Bedingungen, wie sie sich Macdonald nicht besser

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