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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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über Kopf nach Hause, als die Rakete hochging. Aber wir haben mindestens zweihundert Gefangene gemacht, glaube ich, Sir, und vorher hatten sie wohl noch an die hundert Tote.«
    Das war also der ganze Erfolg, eine einzige Schute mit zweihundert Mann! Und Hornblower hatte mindestens auf ein Dutzend davon gehofft, mit gut dreitausend Mann an Bord!
    Aber Purvis in seiner Ahnungslosigkeit war von seinem Fang begeistert. »Hier ist einer ihrer Offiziere, Sir.«
    Hornblower wandte sich an den Mann im blauen Waffenrock, der soeben müde über die Reling kletterte. »Wer sind Sie, Monsieur?« fragte er auf französisch.
    Nach kurzem Zögern antwortete der Offizier stockend in der gleichen Sprache: »Leutnant von Bülow, vom 51.
    Infanterieregiment.«
    »Französische Infanterie?«
    »Infanterie des Königs von Preußen«, gab der junge Offizier mit finsterer Miene zur Antwort. Dabei legte er einen Ton auf das Wort ›Preußen‹ , der keinen Zweifel darüber ließ, daß er es als Beleidigung empfand, für einen Franzosen gehalten zu werden. Macdonald war es offenbar nicht eingefallen, bei diesem gefährlichen Unternehmen das Leben französischer Soldaten aufs Spiel zu setzen. Das war nicht anders zu erwarten, denn Bonaparte führte seine Kriege schon das ganze letzte Jahrzehnt hindurch hauptsächlich auf Kosten seiner Bundesgenossen.
    »Ich werde dafür sorgen, daß Sie zu essen und zu trinken bekommen«, sagte Hornblower höflich. »Ihre Leute können sich längs der Reling hinsetzen, sagen Sie ihnen das, bitte.«
    Der Offizier gab den Befehl dazu. Es war erstaunlich, aber kennzeichnend, zu sehen, wie diese völlig ermatteten Gestalten auf das erste Ankündigungskommando: »Achtung!« zusammenfuhren und bewegungslos stillstanden Die meisten waren durchnäßt und schmutzig, offenbar hatten sie vor ihrer Gefangennahme im Wasser gelegen. Auf Hornblowers Befehl wurde Essen an sie ausgegeben, während gerade die anderen Boote, jedes mit seinem Anteil Gefangener an Bord, vor dem Wind angesegelt kamen. Als die zweihundert schließlich vollzählig waren, boten sie auf dem überfüllten Deck der Raven ein buntes Bild. Cole ließ die beiden Jagdgeschütze am Bug einrennen und herumschwenken, so daß sie mit der Mündung auf den Menschenhaufen gerichtet waren. Dann wurden sie mit Kartätschen geladen, und die Geschützführer standen mit brennender Lunte klar, um nötigenfalls in die Menge hineinzufeuern. Die Matrosen gingen, immer noch grinsend, durch die Reihen und gaben Brot und Bier aus.
    »Sehen Sie nur, wie gierig sie alles hinunterschlingen, Sir«, sagte Purvis. »Schauen Sie den dort an, er fällt über sein Hartbrot her wie ein Wolf. Mein Gott, da hat er es schon vertilgt! Es muß doch wahr sein, was man sich allgemein erzählt: daß Boney seinen Leuten nie etwas zu essen gibt.« Die kaiserlichen Armeen pflegten auf dem Marsch aus dem Lande zu leben. Macdonalds sechzigtausend Mann traten aber nun schon vierzehn Tage auf der Stelle, und das noch dazu in einer ziemlich dünn bevölkerten Gegend. Kein Wunder, daß sie bereits auf schmale Rationen gesetzt waren. Jeder Tag, um den die Belagerung von Riga verlängert werden konnte, kostete Bonaparte Menschenleben in Fülle. Er pflegte zwar mit Menschen von jeher verschwenderisch umzugehen, aber einmal mußte doch der Tag kommen, an dem er keine mehr drangeben konnte, auch keine preußischen oder italienischen. Deshalb war es doppelt bedauerlich, daß ihn dieser Übersetzversuch nicht die ganze Division gekostet hatte. Hornblower gab sich selbst die Schuld an diesem Versager, er hätte bei dieser Operation einem nervösen alten Mann wie Cole niemals eine entscheidende Rolle zuteilen dürfen. Vielmehr hätte er selbst an Bord der Raven bleiben müssen. Und doch ließ sich auch darüber streiten, denn der andere Flügel, den er Vickery auf der Lotus anvertraut hatte, war ja nicht minder wichtig, und deshalb war es eben doch das richtigste gewesen, daß er in der Mitte auf der Nonsuch blieb, um von dort aus das Zusammenwirken der beiden Flügel sicherzustellen. Hätte er Vickery hüben und Cole drüben einsetzen sollen? Das wäre die andere Möglichkeit gewesen.
    Gewiß, dann hätte er sich darauf verlassen können, daß Vickery die Falle nicht vorzeitig zufallen ließ, aber konnte er in diesem Falle sicher sein, daß Cole sie eisern geschlossen hielt? Hätte er ihn damit betraut, die Landung abzuwehren, dann stünden in diesem Augenblick vielleicht fünftausend Preußen auf dem

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