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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wünschen konnte, wenn er an der Mündung des Stromes Truppen übersetzen wollte. Er hatte zwanzig große Flußschiffe, auf denen er zur Not fünftausend Mann und einige Geschütze unterbringen konnte. Gelang es ihm, einen Verband von dieser Stärke über den Fluß zu werfen, dann war die russische Stellung nicht mehr zu halten. Wenn er umgekehrt das Spiel verlor und die fünftausend Mann als Tote, Ertrunkene oder Gefangene einbüßte, dann bedeutete das einen Schlag, der ihm wahrscheinlich für einige Zeit Einhalt gebot und damit den Russen einen wertvollen Zeitgewinn verschaffte.
    Befestigte Stellungen hatten ja letzten Endes keinen anderen Zweck als den, Zeit zu gewinnen. Hornblower hoffte jetzt nur eins, daß Cole auf der Raven ruhig abgewartet hatte, bis der Kopf der Franzosen auch richtig in der Schlinge saß, ehe er sein Alarmsignal gab. Ein Ruf aus dem Topp ließ ihn aufmerken:
    »Geschützfeuer in Luv, Sir!«
    Von Deck aus konnte man nur ein winziges Flämmchen beobachten, das weit im Westen, einer Nadelspitze gleich, die Dunkelheit durchstach, gleich darauf sah man ein zweites.
    »Das ist zu weit westlich«, sagte Hornblower zu Bush. »Das glaube ich auch, Sir, schade!«
    In dieser Richtung lag die Raven dicht am Rande der Untiefen vor Anker. Ihr geringer Tiefgang bestimmte sie für diese Verwendung. Vickery mit der Lotus schützte das andere Flußufer, und die Nonsuch lag gezwungenermaßen im Fahrwasser. Alle bewaffneten Boote des Geschwaders pullten Streifendienst in der Mündung des Stromes - ein Kriegsschiffskutter mit einem Dreipfünder am Bug wurde allemal mit einem Flußschiff fertig, auch wenn dieses dreihundert Soldaten an Bord hatte. Nach der Richtung des Geschützfeuers zu urteilen, hatte Cole den Alarm doch zu früh gegeben. Nun flammte auch in Lee ein Geschütz auf, der Knall konnte jedoch gegen den Wind nicht zu ihnen herdringen.
    »Lassen Sie mein Boot klar machen«, befahl Hornblower. Er brachte es einfach nicht fertig, hier an Deck stehenzubleiben und sich in nutzloser Spannung zu verzehren.
    Das Chefboot setzte gleich darauf von der Nonsuch ab, die Männer an den Riemen mußten alle Kraft aufbieten, um gegen den Wind anzukommen. Brown, der im Dunkeln neben Hornblower saß, fühlte die gespannte Unruhe seines Vorgesetzten.
    »Pullt, ihr A...!« brüllte er die Bootsgäste an. Mit der Hand an der Pinne stand er achtern auf der Ducht, während das Boot in dem kurzen Seegang mühsam gegenan kroch.
    »Wieder ein Schuß, Sir, recht voraus«, meldete er Hornblower. »Danke.«
    Es dauerte eine endlose Viertelstunde. Das Boot arbeitete sich mit harten Stampfbewegungen durch die kurzen, steilen Seen voran, während die Männer an den Riemen alles hergaben, was sie an Kraft besaßen. Das Klatschen der Spritzer und das Knarren der Riemen in den Dollen bildete die eintönige Begleitmusik zu Hornblowers rasenden Gedanken. »Dort schießen jetzt eine ganze Menge Geschütze, Sir«, meldete Brown. »Ja, ich sehe«, erwiderte Hornblower.
    Schuß um Schuß durchbohrte das Dunkel der Nacht.
    Augenscheinlich hatten die Wachboote alle ein einzelnes Opfer umringt. »Da liegt die Raven Sir. Soll ich längsseit gehen?«
    »Nein, halt auf das Feuer zu.«
    Die dunklen Umrisse der Korvette waren voraus eben zu erkennen. Brown legte etwas Ruder und brachte das Chefboot auf einen Kurs, der etwa eine Kabellänge an der Raven vorüberführte. Er hatte nun das Geschützfeuer genau voraus. Als sie die Raven einige Minuten später querab hatten, blitzte es an ihrer Bordwand plötzlich auf, dann donnerte ein Schuß, und die Kugel heulte dicht über ihre Köpfe hinweg.
    »Um Gottes willen!« rief Brown. »Haben diese Narren denn keine Augen im Kopf?«
    Wahrscheinlich hatte man auf der Korvette das vorüberfahrende Boot angerufen. Als keine Antwort kam, weil der starke Wind den Anruf verwehte, hatte man sofort zu feuern begonnen. Schon wieder fiel auf der Raven ein Schuß, und einer von den Bootsgasten stöhnte vor Angst. Es war auch ein scheußlich bedrückendes Gefühl, von den eigenen Leuten beschossen zu werden.
    »Längsseit gehen!« befahl Hornblower. »Ein Blaufeuer abbrennen!« Auf der Korvette konnte jeden Augenblick eine volle Breitseite losdonnern, und dann blieb wahrscheinlich von dem Chefboot nicht mehr viel übrig. Hornblower nahm jetzt die Pinne, während Brown leise fluchend mit Feuerstein, Stahl und Zunder hantierte. Der Schlagmann legte ihm durch eine Bemerkung nahe, sich damit etwas zu beeilen. »Halt's

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