Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
sie eine Grabenlinie angelegt und hier eine Batterie. Ihr Hauptstützpunkt und ihr ganzes Gerät befindet sich hier, hinter dieser Höhe. Wenn wir die Kanonenboote in die Bucht hineinbringen könnten, dann wären wir imstande, ihnen mit unseren Granaten an beiden Stellen den Aufenthalt zu verleiden.«
    »Leider ist es dort zu flach, Sir«, sagte Mound bedauernd.
    »Ja«, sagte Hornblower, und dann konnte er einfach nicht anders, er mußte eine dramatische Pause einlegen, ehe er das entscheidende Wort aussprach, »aber wir könnten den Tiefgang verringern, in dem wir ›Kamele‹ längsseit legen.«
    »Kamele!« rief Mound, und als er begriff, worauf Hornblower hinauswollte, begannen seine Augen zu leuchten. »Weiß Gott, Sir, Sie haben recht!« Diese sogenannten ›Kamele‹ sind ein altes Mittel, den Tiefgang eines Schiffes zu verringern. Es handelt sich um Fahrzeuge, die man beladen an beiden Seiten besonders kräftig festmacht und dann entleert. Dadurch lüftet man das in der Mitte liegende Schiff im Wasser an. Mound befaßte sich bereits mit den Einzelheiten.
    »In Riga liegen eine Menge Leichter und Schuten, Sir. Von denen bekommen wir todsicher ein paar zur Verfügung gestellt.
    Sand zum Beladen gibt es genug, sonst füllen wir sie einfach mit Wasser und pumpen sie dann aus. Mit zwei großen Leichtern kann ich den Tiefgang der Harvey bequem um fünf Fuß verringern - wenn es darauf ankommt, hebe ich sie damit glatt aus dem Wasser. Diese Leichter tragen mindestens zweihundert Tonnen und gehen leer nicht tiefer als zwei Fuß.«
    Während Mound noch sprach, war Hornblower eine Schwierigkeit eingefallen, an die er vorher nicht gedacht hatte.
    »Wie wollen Sie das Ganze steuern?« fragte er. »Die drei zusammengelaschten Fahrzeuge werden sehr unhandig sein.«
    »Ich werde ein Donauruder zurechttakeln, Sir«, gab Mound sofort zur Antwort. »Das braucht man nur groß genug zu machen, dann kann man alles damit steuern.«
    »Gib mir einen Stützpunkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln«, zitierte Hornblower.
    »Jawohl, Sir. Ich werde Löcher in die Bordwand der Leichter schneiden lassen, damit wir unsere langen Riemen benutzen können. Mit dem Kreuzen wird es ja dann aus sein, weil wir treiben werden wie ein Floß. Ich könnte die Leute sofort an die Arbeit schicken, wenn Sie mir den Befehl dazu geben, Sir.«
    Mounds Gehaben verriet einen Tatendrang, als wäre er nicht ein zwanzigjähriger Mann, sondern ein zehnjähriger Junge. Die müde Gleichgültigkeit war jetzt ganz vergessen.
    »Ich werde gleich ein Schreiben an den Gouverneur schicken«, sagte Hornblower, »und ihn bitten, mir vier Leichter zu überlassen. Nein, vielleicht ist es besser, ich verlange gleich sechs, damit wir eine Reserve haben, falls etwas schiefgeht.
    Sehen Sie zu, daß Sie in einer Stunde mit der Planung des Manövers fertig sind. Wenn es nötig ist, können Sie auf die Ausrüstung und die Besatzung der Nonsuch und der beiden Korvetten zurückgreifen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Wenn das Unternehmen noch Zweck haben sollte, dann war Eile geboten. Schon am gleichen Abend drang nämlich das dumpfe Grollen schwerer Artillerie über die Bucht. Das war nicht der höhere, durchdringende Knall der Feldgeschütze, die sie schon immer gehört hatten, sondern das drohende Donnern der Belagerungsartillerie. Der Gegner gab wohl mit dem ersten in der Batterie aufgestellten Geschütz einige Probeschüsse ab.
    Und als Hornblower am nächsten Morgen gerade das Achterdeck betrat, krachte es an Land plötzlich wie rollender Donner - das war die erste Salve. Ihr Echo war noch nicht verklungen, da folgte auch schon die zweite, die nicht mehr so geschlossen war, und dann fiel die dritte mit noch größeren Abständen zwischen den einzelnen Schüssen. So ging es ununterbrochen weiter. Die Detonationen zerrissen die Luft wie das Rollen eines endlosen Gewitters, und das Ohr hoffte vergebens auf die erlösende Stille. Der Ausguckposten im Topp meldete eine lange Rauchfahne, die sich mit dem Winde von der feindlichen Batterie her über das Land hinzog.
    »Lassen Sie mein Boot klarpfeifen«, sagte Hornblower. An den Backspieren der Nonsuch lag schon eine ganze Sammlung von Booten des Geschwaders, hoch beladen mit Ausrüstungsgegenständen, die von den beiden Kanonenbooten stammten. Der Morgen war von funkelnder Frische. Unter dem kräftigen Zug der Riemen tanzte das Chefboot hinüber zu den Ankerplätzen der Kanonenboote, die schon an beiden Seiten ihre Leichter längsseit

Weitere Kostenlose Bücher