Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
sich an Barbara. »Es wird Zeit, daß wir voneinander Abschied nehmen, mein Schatz«, sagte er.
    Ihr Gesicht war ohne jeden Ausdruck, sie sah aus wie ein Seesoldat bei der Musterung.
    »Lebe wohl, Liebster«, sagte sie. Ihre Lippen waren kalt, sie beugte sich nicht zu ihm, um sie darzubieten, sondern stand steif und starr, so daß ihm zumute war, als küßte er eine Marmorstatue. Plötzlich schmolz der eisige Panzer. »Ich habe ja Richard, Liebster, unser Kind!«
    Barbara hätte nichts sagen können, was ihn mehr entzücken, seine Liebe zu ihr stärker entfachen konnte. Er zerquetschte ihr in diesem Sturm von Gefühlen fast die Hände.
    Nun schoß der Logger in den Wind, die Segel knatterten lose, und schon war er in Lee des Zweideckers angelangt.
    Hornblower sandte einen Blick nach oben und sah dort einen Bootsmannsstuhl baumeln, den man offenbar klar hielt, um ihn damit aufzuheißen.
    »Weg mit dem Bootsmannsstuhl!« rief er, und zum Kapitän gewandt: »Scheren Sie längsseit!«
    Hornblower wollte sich auf keinen Fall mit einem Bootsmannsstuhl aufheißen und über die Reling einschwingen lassen. Er wollte sein Kommando in würdiger Weise antreten, und damit war es einfach nicht zu vereinbaren, daß er sich mit baumelnden Beinen durch die Luft an Deck befördern ließ. Nun schor der Logger stampfend an das große Schiff heran, der gemalte Pfortengang befand sich in Höhe seiner Schultern, und unter ihm kochte grün das zwischen beiden Fahrzeugen gestaute Wasser. Es war ein aufregender Augenblick. Sprang er fehl und fiel ins Wasser, so daß er naß und triefend an Bord geholt werden mußte, dann war die Blamage natürlich weit größer, als wenn er sich mit einem Bootsmannsstuhl einschwingen ließ.
    Nun ließ er den Spanier von den Schultern gleiten, zog sich den Hut noch einmal fest in die Stirn und achtete darauf, daß ihm der Säbel nicht zwischen die Beine kam. Dann sprang er über den meterbreiten Zwischenraum nach der Jakobsleiter und begann sofort hinaufzuklettern, als er mit Händen und Füßen Halt gefunden hatte. Dabei machten ihm nur die ersten drei Fuß Schwierigkeiten, der Rest des Weges war wegen der einspringenden Bordwand der Nonsuch einfach. Er konnte sich sogar einen Augenblick der Sammlung gönnen, ehe er die Relingspforte erreichte, und betrat dann das Deck mit aller Würde, die man von einem Kommodore erwarten konnte.
    Beruflich gesehen, war dieser Augenblick der Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn. Als Kommandant hatte er sich an das Zeremoniell gewöhnt, das ihm als Kapitän z. S. zustand: Die Bootsmannsmate, die auf ihren Pfeifen zwitscherten, die vier Fallreepsgäste und die Seesoldatenposten. Heute aber trat er sein erstes Kommando als Kommodore an, deshalb wurde er von sechs Fallreepsgästen mit weißen Handschuhen erwartet, deshalb war die ganze Seesoldatenwache samt ihrer Musikkapelle ins Gewehr getreten, deshalb bildeten die Bootsmannsmaaten mit ihren Pfeifen zu beiden Seiten eine lange Gasse, und deshalb stand an ihrem Ende eine ganze Gruppe von Offizieren in großer Uniform. Als er den Fuß an Deck setzte, schlugen die Trommler ihren Wirbel um die Wette mit dem Seitepfiff der Maate, und dann fielen die Pfeifer ein: ›Eichenfest sind unsere Schiffe, lust'ge Seeleut sind an Bord‹ ... Die Hand grüßend am Hut, schritt Hornblower durch die Gasse der Bootsmannsmaaten und Fallreepsgäste. Es war ein erhebendes Gefühl, obwohl er sich klarzumachen versuchte, daß diese äußerlichen Ehrungen doch nichts weiter waren als kindliche Spielereien. Er mußte sich sehr zusammennehmen, um seine Gefühle nicht durch ein törichtes, verzücktes Grinsen zu verraten, es war verdammt schwer, den strengen Ernst zur Schau zu tragen, den er seinem Rang als Kommodore schuldig war.
    Am Ende der Gasse stand Bush, auch er steif grüßend, das Holzbein machte ihm offenbar keinerlei Beschwerden.
    Hornblower freute sich so sehr darüber, gerade diesen Mann in diesem Augenblick begrüßen zu können, daß es ihn eine neue Anstrengung kostete, den Ernst zu wahren.
    »Guten Morgen, Kapitän Bush«, sagte er und gab sich dabei alle Mühe, daß seine Worte möglichst barsch klangen, auch sein Handschlag durfte nicht mehr als förmliche Kameradschaft verraten. »Guten Morgen, Sir.« Bush ließ die zum Gruß an den Hut gelegte Hand sinken und ergriff die Rechte Hornblowers. Er gab sich wirklich alle Mühe, seine Rolle gut zu spielen und darauf zu achten, daß der Handschlag nur die Achtung des Untergebenen, nicht

Weitere Kostenlose Bücher