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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gewärtigen hatte. Das war wirklich ein wunderbares Geschenk - wie lieb und fürsorglich von Barbara, daß sie auf diesen Gedanken gekommen war. Der Himmel allein mochte wissen, was sie dafür bezahlt hatte. Selbst ein sehr geschickter Handwerker mußte Monate darauf verwandt haben, die Züge in die vier Läufe zu schneiden, und die Zündblättchen, fünfhundert an der Zahl, jedes einzelne handgearbeitet, hatten sicher allein ein schönes Stück Geld gekostet. Dafür hatte er aber, wenn diese Pistolen schußbereit waren, wirklich vier Menschenleben in der Hand. Mit zwei Feuerstein-Doppelpistolen mußte er auch bei schönem Wetter mindestens mit einem, wenn nicht mit zwei Versagern rechnen, wenn es regnete oder wenn Spritzer überkamen, dann konnte er von Glück sagen, wenn auch nur einer von den vier Schüssen fiel. Nach Hornblowers Auffassung waren die Züge nicht so wichtig für ihn wie die Zündblättchen, denn bei dem an Bord von Schiffen üblichen Handgemenge, wobei der Gebrauch von Pistolen hauptsächlich in Frage kam, war die Treffsicherheit der Waffe nicht so entscheidend. Bei solchen Gelegenheiten preßte man die Mündung ja doch meist gegen den Leib seines Gegners, ehe man abdrückte.
    Hornblower legte die Pistolen wieder in ihr samtenes Behältnis zurück und hing weiter seinen Gedanken nach. Ja, seine liebe Barbara! Immer dachte sie für ihn, suchte sie seine Wünsche zu erraten. Nein, ihre Fürsorge ging sogar darüber hinaus. Gerade diese Pistolen hier waren ein Beispiel dafür, wie gut sie es verstand aufzuspüren, was er brauchte, und dabei auf Dinge kam, die ihm selbst nicht im Traume eingefallen wären.
    Als er sagte, daß er sich während dieses Kommandos keine andere Lektüre wünschte als Gibbon, da hatte sie die Augenbrauen hochgezogen, wie das so ihre Art war, und dann hatte sie ganz einfach noch ein paar Dutzend andere Bücher für ihn gekauft und mit eingepackt. Eins davon - er konnte es von seinem Platz aus stehen sehen - war dieses neue Epos in Spenserschen Stanzen mit dem merkwürdigen Titel Childe Harald (was das nur heißen sollte?), das der verrückte Pair, Lord Byron, geschrieben hatte. Kurz vor seiner Abreise war es gerade das Londoner Tagesgespräch gewesen. Gewiß, er freute sich darüber, daß er es jetzt lesen konnte, dennoch hätte er nicht im entferntesten daran gedacht, sich das Buch selbst anzuschaffen. Hornblower besann sich auf sein ganzes verflossenes Leben, das so viel spartanische Entsagung von ihm verlangt hatte, und empfand dabei ein seltsames Bedauern, daß es nun damit zu Ende war. Ärgerlich erhob er sich von seinem Stuhl. Was denn nicht gar! Im nächsten Augenblick befiel ihn womöglich noch der Wunsch, nicht mit Barbara verheiratet zu sein, und das wäre denn doch die Höhe des Unfugs.
    Er konnte hier in seiner Kajüte feststellen, daß die Nonsuch bei steifem Nordwest noch immer hart am Wind lag. Der Winddruck ließ sie leicht überliegen und stützte ihre Bewegungen, so daß sie kaum rollte, dagegen setzte sie in den kurzen Seen der Nordsee ziemlich stark ein. Der ›Spion‹ über seinem Kopf zeigte ihm, daß das Schiff den Kurs nach Skagen noch gut anliegen konnte, und die ganze Kajüte erdröhnte vom Harfen des Windes in den steifen Riggen, das durch die Inhölzer des Schiffes übertragen wurde. Beim Stampfen krachte das ganze Gebäude jedesmal mit solchem Getöse, daß es schwer war, dabei ein Gespräch zu führen. Da war vor allem ein bestimmtes Spant, das bei jeder einzelnen Stampfbewegung immer im gleichen Augenblick knackte wie ein Pistolenschuß.
    Er hatte sich schon so daran gewöhnt, daß er dieses laute ›Knack‹ immer erwartete, wenn es im Rhythmus der Bewegung wiederkehren mußte. Dagegen gab ihm ein sonderbares, unregelmäßiges Pochen über seinem Kopf längere Zeit ein Rätsel auf, und zuletzt machten ihn die vergeblichen Versuche, seine Ursache festzustellen, so nervös, daß er den Hut aufsetzte und sich auf das Achterdeck begab, um ihm dort auf die Spur zu kommen. Aber auch hier war nichts zu entdecken, was man als Ursache dieses Pochens hätte ansprechen können.
    Eine Pumpe war nicht in Tätigkeit, und es war auch niemand zu sehen, der vielleicht irgendwo die Kalfaterung aus den Decksnähten schlug - eine absurde Vorstellung übrigens, so etwas auf dem geheiligten Achterdeck eines Linienschiffs überhaupt für möglich zu halten. Da waren nur Bush und die Offiziere der Wache, sie alle erstarrten und machten sich möglichst klein und

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