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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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eingebüßt, wenn ihn die Seekrankheit schwindlig machte, und diese leidige Pest schien ihn diesmal wirklich verschonen zu wollen. Beim Beginn seiner früheren Reisen war er infolge der endlosen Strapazen bei der Ausrüstung und Indienststellung des Schiffes auch immer körperlich ganz fertig gewesen, Mangel an Schlaf, verbunden mit tausend Sorgen und Ängsten, hatte ihn jedesmal so heruntergebracht, daß ihm auch ohne Seefahrt zum Speien zumute war. Als Kommodore dagegen blieb ihm alles dies erspart. Gewiß, die Admiralität, das Auswärtige Amt und das Schatzamt hatten ihn mit Befehlen und Anweisungen überhäuft, aber die Fülle der Verhaltungsmaßregeln und der Verantwortung, die man ihm übertrug, ging nicht entfernt so stark auf die Nerven wie all die kleinen Sorgen und Schikanen, die einem erwuchsen, wenn man seine Besatzung aufzutreiben hatte oder mit den Werftbehörden verhandeln mußte. So kam es, daß Hornblower heute in glänzender Verfassung blieb. Barbara mußte sich kräftig festhalten, und ihr Blick verriet ihm, daß ihr Zustand einiges zu wünschen übrigließ; wenn sie auch vielleicht noch nichts Schlimmeres bewegte, so sah man ihr doch an, daß sie mindestens ihre eigene Ausdauer in Zweifel zog. Diese Wahrnehmung belustigte Hornblower und machte ihn gleichzeitig ein wenig stolz. Er freute sich darüber, daß er auch nach einer längeren Pause zur See fahren konnte, ohne gleich seekrank zu werden, und er freute sich noch mehr, daß er der sonst in allen Dingen unübertrefflichen Barbara einmal über war. Um ein Haar hätte er begonnen, sie etwas aufzuziehen und mit seiner eigenen Seefestigkeit aufzutrumpfen. Aber sein gesunder Menschenverstand und die zärtliche Rücksicht auf seine Frau bewahrten ihn im letzten Augenblick vor dieser unglaublichen Entgleisung. Eine einzige Andeutung dieser Art hätte sicher genügt, sie gegen ihn aufzubringen - erinnerte er sich denn nicht allzu deutlich daran, wie ihm selbst die ganze Welt verhaßt war, wenn er unter der Seekrankheit litt? Er tat also sein Bestes, ihr zu helfen.
    »Wie schön, daß du nicht seekrank bist, mein Schatz«, sagte er, »diese Bewegungen sind mehr als lebhaft, aber du hast ja schon immer einen guten Magen besessen.«
    Sie sah ihn an, der Wind zauste in ihrem losen Haar, und ihr Blick fiel etwas unsicher aus, aber Hornblowers Worte hatten ihr doch wieder Mut gegeben. Und er, er brachte ihr damit ein recht erhebliches Opfer, von dem sie jedoch nie etwas ahnen sollte.
    »Ich beneide dich, Schatz«, sagte er, »was mich selbst anbelangt, bin ich nämlich gar nicht sicher. Zu Beginn einer Reise ist das bei mir ja leider die Regel. Gott sei Dank bist wenigstens du ganz auf der Höhe, wie immer.« Könnte ein Mann die Liebe zu seiner Frau besser beweisen als dadurch, daß er ihr nicht nur seine Überlegenheit verheimlicht, sondern ihr zuliebe sogar vorgibt, selbst seekrank zu sein? Barbara war plötzlich ganz Teilnahme und Besorgnis. »Das tut mir aufrichtig leid, Liebster«, sagte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich hoffe und wünsche dir, daß es dich nicht packt.
    Das wäre doch wenig schön für dich, gerade in diesem Augenblick, da du dein Kommando antreten sollst.«
    Die List bewährte sich. Barbara hatte nun an etwas anderes, wichtigeres zu denken als an ihren Magen und vergaß darüber die aufsteigende Übelkeit. »Hoffentlich halte ich durch«, meinte Hornblower und versuchte so zu tun, als zwänge er sich ein tapferes Lächeln ab. Obgleich er alles andere war als ein guter Schauspieler, fiel Barbara darauf herein, weil ihre Sinne doch schon so benebelt waren, daß sie ihn nicht mehr zu durchschauen vermochte. Und Hornblower selbst fühlte nagende Gewissensbisse, als er bemerkte, daß sie seine gespielte Standhaftigkeit immer verliebter machte. Sie hatte jetzt etwas Weiches im Blick, wenn sie ihn ansah.
    »Klar zum Wenden!« brüllte nun der Kapitän des Loggers.
    Hornblower blickte auf und entdeckte überrascht, daß sie schon dicht unter dem Heck der Nonsuch waren. Das Linienschiff hatte ein paar Vorsegel gesetzt und das Kreuzmarssegel backgebraßt. Dadurch wurde es etwas aus dem Wind gedrückt und machte an der Steuerbordseite Lee, so daß der Logger gut anlegen konnte. Hornblower warf seinen Spanier zurück und stellte sich so auf, daß er vom Achterdeck der Nonsuch aus gut zu erkennen war. Abgesehen von verschiedenen anderen Gründen, wollte er schon Bush zuliebe nicht überraschend an Bord kommen. Dann wandte er

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