Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
lieber war als eine Frau. Jetzt zog er die Uhr, um Bush an die nächsten Maßnahmen zu erinnern.
    »Freiwache auf Gefechtsstationen, Wache wegtreten zum Frühstück!« befahl Bush.
    Ihre Lage war wirklich seltsam, man mochte sie sogar mit Fug als dramatisch bezeichnen. Da saßen sie im Sonnenschein eines skandinavischen Frühlingstages gemütlich beim Frühstück, während keine drei Meilen entfernt die Horden des Festlandstyrannen standen und sich damit begnügen mußten, ohnmächtig zu ihnen herüberzustarren. Brown reichte die Zigarren, Bush brachte aus seiner Hosentasche ein riesiges Bordmesser zum Vorschein und schnitt der seinigen damit die Spitze ab. Da kam Brown auch schon mit der glimmenden Lunte, die er aus der Pütz neben den Achterdecks-Karronaden geholt hatte, um den Herren Feuer zu geben. Hornblower sog mit Hochgenuß an dem duftenden Kraut und fand es nachgerade unmöglich, seiner schlechten Laune noch weiter nachzuhängen.
    Die Sonne schien, die Zigarre zog ausgezeichnet, und drei Meilen entfernt standen die Vorhuten einer Millionenarmee französischer Soldaten. Was wollte er mehr? Der Tisch zwischen ihnen verschwand, behaglich streckte er seine Beine aus, und Bush folgte seinem Beispiel, das heißt, er setzte sich wenigstens etwas weiter auf seinem Stuhl zurück, statt sich immer noch mit der Kante zu begnügen, und hielt dabei nur das Holzbein steif nach vorn gestreckt, das andere aber blieb nach wie vor angewinkelt, wie es die gute Sitte verlangte. Die Nonsuch machte unter ihren gewöhnlichen Segeln immer noch eine glänzende Fahrt, der Wind krängte sie leicht nach Lee, und unter ihrem Bugspriet schäumte die grüne See in einer lustigen Bugwelle. Wieder sog Hornblower an seiner Zigarre und fühlte dabei, wie ihn wunderbarer innerer Friede durchströmte. Nach dem nörglerischen Unbehagen, das ihn eben noch beherrscht hatte, war ihm nun zumute, als sei er wie durch ein Wunder von bohrenden Zahnschmerzen befreit.
    »Der äußerste Schußbereich von Hven ist in Kürze erreicht«, meldete der Erste Offizier.
    »Lassen Sie alle Mann auf Gefechtsstationen pfeifen«, befahl Bush und warf dabei einen Blick auf Hornblower.
    Der blieb ruhig sitzen. Irgendwoher wußte er plötzlich ganz genau, daß die Geschütze von Hven das Feuer nicht eröffnen würden, außerdem wollte er auch nicht so undankbar sein, die Zigarre vorzeitig wegzuwerfen, die ihm so gute Dienste geleistet hatte. Bush warf ihm einen zweiten Blick zu und beschloß dann, gleichfalls sitzen zu bleiben. Kaum, daß er sich nach der Insel umwandte, als sie Backbord voraus immer näher kam, langsam achteraus wanderte und endlich wieder entglitt. Hornblower dachte an Saltholm und Amager, die noch voraus lagen. Das war der gefährlichste Punkt dieser ganzen Passage, denn beide Inseln waren dänisch, das Fahrwasser der Zwölf-Faden-Rinne führte zwischen ihnen hindurch, und zwar dicht an beiden vorüber. Bis dahin hatte er jedoch noch eine Menge Zeit, seine Zigarre zu Ende zu rauchen. Mit aufrichtigem Bedauern tat er schließlich den letzten Zug, dann stellte er sich langsam auf die Beine, schlenderte an die Leereling hinüber und warf den Stummel sorgsam über Bord.
    Durch seinen plötzlichen Vorstoß im Morgengrauen hatte er wohl die Besatzung von Helsingör zu überraschen vermocht, aber in Saltholm und Amager konnte davon natürlich keine Rede sein. Von dort aus waren seine Schiffe bei dem klaren Wetter schon auf eine Entfernung von zwölf Meilen zu sehen, die Kanoniere hatten also reichlich Zeit, alle Vorbereitungen zu ihrem Empfang zu treffen. Er warf einen Blick nach vorn auf die Linie seines Verbandes. »Signal an Math « befahl er dann in scharfem Ton über die Schulter hinweg. »Besser Position halten!«
    Wenn sich die Linie in die Länge zog, dann war sie auch um so länger dem Feuer ausgesetzt. Durch das Glas war das Land deutlich zu sehen, glücklicherweise lag Saltholm sehr niedrig, so daß die Geschütze dort auch keine besonders große Reichweite hatten. Kopenhagen mußte an Steuerbord eben unter der Kimm liegen. Vickery führte seine Lotus genau den Weg, den ihm Hornblower durch Befehl vorgeschrieben hatte. Da zeigte sich auf Saltholm eine Qualmwolke, und gleich darauf hörte man auch das Dröhnen der Geschütze, eine sehr unregelmäßige Salve. Auf den Schiffen vorn war nichts auszumachen, was nach einem Treffer aussah. Lotus erwiderte das Feuer, aber Hornblower bezweifelte, ob ihre Neunpfünder, diese Knallbüchsen, auf solche

Weitere Kostenlose Bücher