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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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eine oder zwei Speichen zu legen. Sowohl Helsingör wie Helsingborg erschienen plötzlich unheimlich nahe, drei Meilen war ja die ganze Breite der Durchfahrt, und Vickery auf Lotus hielt sich genau nach Befehl gut an der Backbordseite des Fahrwassers, so daß sie zwei Meilen von der dänischen und nur eine Meile von der schwedischen Küste entfernt blieb. Die anderen Schiffe folgten genau in ihrem Kielwasser. Traten die schwedischen Geschütze in Aktion und wurden sie einigermaßen bedient, dann konnten sie dem Verband mit Leichtigkeit ein paar tüchtige Hiebe versetzen. An Steuerbord spritzten jetzt drei Wassersäulen auf, das Auge konnte zwar die Kugel, die sie verursachte, nicht ausmachen, aber man mochte sich leicht einbilden, sie über das Wasser hinspringen zu sehen.
    Immerhin, die letzte Fontäne lag noch eine volle Kabellänge zu kurz. Und die Schweden feuerten noch immer nicht.
    Hornblower hätte nur zu gern gewußt, ob er die schwedischen Küstenartilleristen nur überrumpelt hatte, oder ob sie wirklich Befehl hatten, nicht zu feuern.
    Helsingör lag bereits achterlicher als querab, und der Sund dehnte sich wieder zu großer Breite. Mit einem Ruck schob Hornblower seinen Kieker zusammen und empfand dabei eine wohltuende Entspannung. Rückblickend konnte er sich kaum mehr vorstellen, warum er sich solche Sorgen gemacht hatte.
    Nun rief er sich die Karte ins Gedächtnis, die er vorher so genau studiert hatte, und rechnete sich aus, daß sie erst in einer Stunde wieder in Reichweite der Küste kamen, das Fahrwasser führte dort dicht an der schwedischen Insel Hven vorbei (wenn man nur wüßte, wie man diese barbarischen nordischen Namen aussprach).
    Bei diesem Gedanken fiel ihm etwas anderes ein, und er sah sich um. Richtig, dort stand er, Braun, er war auf seinem Posten und hielt sich auf dem Achterdeck zur Verfügung des Kommodore, wie es befohlen war. Die Hände auf die Reling gestützt, starrte er unverwandt zur schwedischen Küste hinüber.
    Hornblower konnte sein Gesicht zwar nicht erkennen, aber jede Linie seiner ganzen Gestalt verriet ihm ohnehin die fieberhafte Spannung, die den Mann völlig in ihrem Bann hielt. Da stand er, ein armer Flüchtling, und sah voll Sehnsucht zur Küste hinüber, ohne Hoffnung, sie jemals wieder betreten zu dürfen. Gewiß, es wimmelte überall von solchen Flüchtlingen, aber für diesen hier empfand Hornblower aufrichtiges Mitleid.
    Da kam auch die Sonne zum Vorschein, sie blitzte zwischen zwei schwedischen Hügeln auf, die sich eben auseinanderschoben und den Blick in ein Tal freigaben. Nun war es hellichter Tag, und alle Anzeichen deuteten auf schönes Wetter hin. Die Sonne strahlte schon ein winziges bißchen Wärme aus, und der Schatten des Kreuztopps mit seiner Takelage huschte über das Achterdeck. Da kam es Hornblower erst zu Bewußtsein, wie steif und durchgefroren er war; das kam davon, daß er sich gezwungen hatte, so lange bewegungslos an einer Stelle stehenzubleiben. Nun ging er ein-, zweimal auf und ab, um seinen Blutumlauf wieder in Gang zu bringen, und dabei dämmerte ihm eine weitere Erkenntnis: Er war hungrig und sehnte sich nach seinem Frühstück. Einen Augenblick umgaukelten ihn verlockende Visionen von dampfendem Kaffee, bis er sich mit einem Gefühl heftiger Enttäuschung darauf besann, daß sich das Schiff im Gefechtszustand befand.
    Dabei waren alle Feuer gelöscht, es bestand also keinerlei Aussicht, irgend etwas Warmes in den Magen zu bekommen. daß er darüber so enttäuscht sein konnte? Wahrscheinlich, so stellte er schuldbewußt fest, hatten die sechs Monate Landleben schon genügt, ihn richtig zu verweichlichen und bequem zu machen. daß ihn zum Frühstück nichts anderes als Hartbrot und kaltes Fleisch erwarteten und daß er dieses Zeug mit dem sogenannten Trinkwasser hinunterspülen mußte, dem man seinen langen Aufenthalt in Fässern deutlich genug anmerkte, dieser Gedanke erfüllte ihn mit ausgesprochenem Widerwillen.
    Dabei fielen ihm auch gleich die Leute ein, die so geduldig an ihren Geschützen standen. Er hatte den Wunsch, daß auch Bush an sie denken möchte. Er selbst konnte sich ja unmöglich in solche Einzelheiten des Dienstbetriebes einmischen. Versuchte er etwas dieser Art, dann stiftete er auf jeden Fall mehr Schaden als Nutzen damit; dabei empfand er ein brennendes Bedürfnis, die Befehle geben zu können, die ihm eben in den Sinn gekommen waren. Also versuchte er für einige Augenblicke wenigstens, sie Bush auf telepathischem

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