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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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folgte ihr, so gut man es von einem Fahrzeug erwarten konnte, das nicht mit dem Ruder auf Kurs zu halten war. Plötzlich schor die Harvey in gefährlicher Weise nach Steuerbord aus, und es vergingen einige ängstliche Sekunden, ehe sie die überanstrengte Schlepptrosse wieder zurück ins Kielwasser zwang. Hornblower schüttelte zu diesem Schauspiel den Kopf, und Bush verschob den Befehl zum Anbrassen des Großtopps, den er eben hatte geben wollen.
    »Backbord Ruder, Mr. Mound!« schrie Hornblower durch sein Megaphon hinüber. Es mochte etwas ausmachen, wenn die Harvey Ruder legte - sicher konnte man es allerdings nicht wissen, denn jedes Schiff benahm sich beim Schleppen anders.
    Jetzt bekamen sie immer mehr Fahrt, auch das konnte das Verhalten der Harvey im guten oder im schlechten Sinne beeinflussen.
    »Gerade fünf!«
    Das war günstig. Auch die Harvey schien allmählich Vernunft anzunehmen und gierte nur noch ein bißchen nach beiden Seiten. Entweder war das eine Folge des Ruderlegens, oder es kam von der höheren Fahrt. »Ausgezeichnet, Kapitän Bush«, bemerkte Hornblower großartig. »Danke, Sir«, gab Bush zur Antwort und befahl dann sogleich, das Großmarssegel vollzubrassen. »Gerade sechs!«
    Damit waren sie gut frei von den Bänken bei Saltholm. Jetzt fiel Hornblower plötzlich auf, daß die Geschütze schon seit einiger Zeit schwiegen und daß auch Amager nicht mehr schoß.
    Das bedeutete, daß sie die Durchfahrt hinter sich hatten und außer Schußweite der Batterien waren und daß das ganze Unternehmen ihn nicht mehr gekostet hatte als eine abgeschossene Spier. Von nun an konnte er außer Reichweite jedes feindlichen Geschützes bleiben, vor allem war es ein leichtes, beim Runden von Falsterbo die schwedischen Batterien zu vermeiden. »Gerade neun!«
    Bush blickte Hornblower mit jenem Ausdruck staunender Bewunderung an, den er schon von früher an ihm kannte. Dabei war das Ganze doch so einfach gewesen. Jedermann konnte, mußte einsehen, daß die Nonsuch zum Abschleppen havarierter Schiffe am besten taugte. War man sich aber erst einmal darüber im klaren, dann war es doch selbstverständlich, daß man eine geeignete Trosse aus der Last holte und achtern klar aufschoß, daß man Wurfleinen und alles andere nötige Geschirr bereithielt, um eine solche Aufgabe auch sofort und auf Anhieb lösen zu können. Außerdem wäre sicherlich auch jeder andere auf den Gedanken gekommen, die Nonsuch zum Schlußschiff der Linie zu bestimmen, weil dort das schwerste Feuer des Gegners zu erwarten war und weil sie selbstverständlich von dort aus jeden Havaristen am besten decken und ohne Zeitverlust in Schlepp nehmen konnte.
    Alle diese Schlußfolgerungen ergaben sich doch ganz zwangsläufig - Hornblower mochte es nicht, und irgendwie ärgerte es ihn, daß ihn Bush deswegen so ansah.
    »Geben Sie Signal an alle Schiffe: Beidrehen«, sagte Hornblower. »Kapitän Bush, machen Sie bitte klar zum Loswerfen. Die Harvey soll einen Notmast auftakeln, ehe wir Falsterbo runden. Vielleicht haben Sie die Güte, ein Arbeitskommando zur Hilfeleistung hinüberzuschicken.«
    Mit diesen Worten verschwand er unter Deck. Für den Augenblick konnten ihm Bush und die ganze übrige Welt gestohlen bleiben. Er war hundemüde, und seine Energie war bis auf den letzten Rest erschöpft. Später fand er noch Zeit genug, sich am Schreibtisch mit den langweiligen Phrasen seines Berichts herumzuschlagen: »Sir, ich beehre mich zu melden...«
    Leider hatte er dann auch eine Liste von Toten und Verwundeten beizufügen.

7. Kapitel
    Seiner Britischen Majestät Schiff Nonsuch , 74 Kanonen, stand in der Ostsee außer Sicht von Land. Es führte handliche Segel und lief platt vor dem immer noch getreuen Westwind nach Osten. In seinem Kielwasser folgten die beiden Kanonenboote und erinnerten an ein paar häßliche Entlein, die hinter ihrer staatlichen Mutter einherwatscheln. Weit an Steuerbord, an der Sichtgrenze, stand die Lotus und ebenso weit an Backbord die Raven. Jenseits der Raven und außer Sicht für die Nonsuch befand sich noch der Kutter Clam. So bildeten die vier Schiffe, eins immer in Sicht des anderen, eine Späherkette, der an dieser schmalen Stelle der Ostsee zwischen Rügen und der schwedischen Küste nichts entgehen konnte. Noch hatte er keine neueren Nachrichten, jetzt, im Frühjahr, nach der Eisschmelze, gab es in der Ostsee nur ausgehende Schiffahrt nach England und den westeuropäischen Häfen. Bei dem lang anhaltenden Westwind war

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