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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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bei einigem Geschick ging das Loten damit viel schneller und geräuschloser vonstatten als mit dem gewöhnlichen Handlot. Vier Faden - dreieinhalb - vier - die Sperre lag genau quer zum Fahrwasser, wie zu erwarten war.
    Das Luvende befand sich nur etwa zweihundert Meter - rund eine Kabellänge - vom Pillauer Ufer. Hornblower starrte angestrengt in die Dunkelheit, er hätte darauf schwören mögen, daß es hier an diesem Ende noch einen zweiten Sperrteil gab, der den ersten überlappte, so daß jedes einlaufende Schiff wenden mußte, um die geknickte Sperrlücke zu passieren. Die schweren Geschütze von Pillau konnten jedes Fahrzeug, das hier mit feindlichen Absichten eindringen wollte, bei diesem Manöver mühelos versenken oder zum mindesten in Brand schießen. Sie erreichten das Lee-Ende der Sperre. Von hier bis zur Landzunge, der Nehrung - um dieses merkwürdige deutsche Wort dafür zu gebrauchen -, die das Haff auf eine Strecke von zwanzig Meilen von der Ostsee schied, war das Wasser frei von Hindernissen. Diese offene Strecke mochte etwa eine Viertelmeile breit sein, aber sie war für die Schiffahrt unbenutzbar. Brown fand mit seinem Peilstock ein paarmal zehn Fuß Wasser, dann ging die Tiefe weiter auf acht, auf sechs Fuß zurück.
    Vickery legte Hornblower plötzlich die Hand auf den Arm und zeigte nach dem Land. Dort war an einer Stelle ein besonders dunkler Schatten zu erkennen, das Wachboot, das durch die Untiefen herauskam, um den Dienst an der Sperre zu übernehmen.
    »Klar bei Riemen!« befahl Hornblower. »Nehmen Sie Kurs nach See.« Die Schäfte der Riemen waren mit Tausendbeinen bekleidet, damit sie in den Dollen möglichst wenig Geräusch verursachten. Die Männer legten sich ins Zeug, und der Kutter kroch langsam nach See hinaus, während das Wachboot seinen Kurs beibehielt. Als der Abstand zwischen den beiden Booten groß genug war, daß man ein Segel nicht mehr erkennen konnte, ließ Hornblower Segel setzen, und dann ging es am Wind zurück zur Lotus. Hornblower wurde in seinem nassen Zeug willenlos von Frost geschüttelt. Es nutzte ihm nichts, daß er sich seiner Weichlichkeit bitter schämte. Wie, wenn Vickery merkte, daß sein Kommodore wegen einer nassen Jacke mit den Zähnen klapperte? Einem abgehärteten Seemann durfte das nichts ausmachen. Natürlich fanden sie die Lotus in dieser Finsternis nicht auf Anhieb. Das war nicht anders zu erwarten, aber er ärgerte sich doch darüber. Der Kutter mußte wenden und noch einen Schlag nach Luv machen, ehe sie endlich den Schatten des Schiffes in der Dunkelheit auftauchen sahen. Als der Anruf von drüben zu hören war, formte Brown aus seinen Händen ein Sprachrohr und erwiderte: »Kommodore!«
    Vickery brachte den Kutter in Lee der Lotus. Als er längsseit schor, stieg Hornblower gleich die niedrige Bordwand empor.
    Auf dem Achterdeck bat ihn Vickery um weitere Befehle.
    »Setzen Sie sich von Land ab, Mr. Vickery«, sagte Hornblower, »und stellen Sie sicher, daß die Raven uns folgt.
    Bei Anbruch der Dämmerung müssen wir außer Sicht von Land sein.«
    In Vickerys winziger Kajüte begann Hornblower, unterstützt von dem umsichtigen Brown, sein nasses Zeug auszuziehen.
    Dabei versuchte er, sein müdes Gehirn auf das Problem anzusetzen, dessen Lösung er finden mußte. Brown brachte ein Handtuch zum Vorschein, damit frottierte Hornblower etwas Leben und Wärme in seine durchgefrorenen Glieder. Da klopfte Vickery und trat sogleich ein. Er hatte sein Schiff auf den richtigen Kurs gebracht und kam nun nachsehen, ob sein Kommodore auch alles hatte, was er brauchte. Hornblower hatte sich eben die Beine frottiert und richtete sich auf. Dabei krachte sein Kopf heftig gegen einen Decksbalken. Auf dieser kleinen Korvette gab es nur knappe fünf Fuß Stehhöhe. Hornblower erleichterte sich durch einen kräftigen Fluch.
    »Unter dem Skylight ist ein Fuß mehr Platz, Sir«, bemerkte Vickery diplomatisch.
    Das Skylight maß zwei zu drei Fuß; wenn Hornblower genau darunter stand, konnte er sich gerade noch aufrichten, aber auch hier streifte sein Haar schon die Scheiben des Oberlichtes.
    Außerdem aber schwang neben dieser Öffnung an einem Haken im Decksbalken die Lampe. Hornblower machte nur eine etwas unvorsichtige Bewegung, berührte sie mit seiner nackten Schulter, und schon ergoß sich das warme, stinkende Öl aus ihrem Behälter über sein Schlüsselbein. Da stieß er einen zweiten Fluch aus.
    »Sie bekommen sofort heißen Kaffee, Sir«, sagte

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